Auf neun Lebensjahrzehnte blickt am 19. Mai Kilian Liborius Berchtold zurück, der Lehrer an der Volksschule Unterspiesheim, Diakon im Nebenamt, Organist und Dirigent der vor kurzem aufgelösten Singgemeinschaft Unterspiesheim-Oberspiesheim-Gernach war. Folgende Informationen sind einer Pressemitteilung entnommen.
1932 in Gernach geboren, stammt der Jubilar aus einer alteingesessenen Familie. Mutter und Onkel heirateten aus Sulzheim stammend dort in benachbarte Familien ein. So kam es, dass er nicht nur mit neun Geschwistern, sondern auch mit vielen fußballbegeisterten Cousins aufwuchs. Bereits mit vier Jahren verlor er seine Mutter und besuchte mit zehn Jahren das Würzburger Kilianeum.
Der damalige Ortsgeistliche P. Petrus war auf die Begabung des Jungen aufmerksam geworden. Es war keine leichte Zeit, musste Berchtold die Fliegerangriffe in Luftschutzkellern und die Bombennacht am 16. März 1945 miterleben. Für den Jungen begann mit diesem Schreckenserlebnis eine wahre Odyssee, wusste man doch nicht, wie die Ausbildung der Schüler gewährleistet werden konnte.
1952 das Abitur abgelegt
So kam er für ein halbes Schuljahr in die Volksschule nach Gernach zurück, bevor ein Unterkommen in Münnerstadt und Würzburg wieder möglich war. In der Oberstufe wechselte Berchtold dann an das Schweinfurter Celtis-Gymnasium, wo er 1952 das Abitur ablegte. Bereits zur Gymnasialzeit hatte er Ilse Werner aus Unterspiesheim kennengelernt, die wie er selbst den täglichen Weg zur Ausbildung mit dem Fahrrad zurücklegte. Ganz Kavalier half er ihr bei einer Panne und es begann eine bis heute andauernde Weggemeinschaft.
Beider Liebe zum Violin- und Bratschenspiel wurde in dieser Zeit grundgelegt und war später Grundlage vieler Theaterabende, die die beiden gestalteten. Bei Kilian Berchtold kam das Orgelspiel in der Lehrerausbildung dazu, die er von 1952 bis 1954 an der Würzburger Lehrerbildungsanstalt absolvierte.
Als man 1955 heiratete, konnte man aufgrund der Wohnungsnot keine gemeinsame Wohnung beziehen und so führte die erste Ausbildungsstelle als Volksschullehrer nach Heßlar bei Karlstadt. Mehr als bescheiden war das Lehrerhaus, das man im Winter 1955 bezog. 1960 wechselte der Junglehrer nach Heugrumbach und schließlich 1968 nach Unterspiesheim, wo man ein neues Volksschulgebäude errichtet hatte.
Sechs Kinder und sechs Enkel
Binnen kürzester Zeit hatte man ein Wohnhaus in Oberspiesheim errichtet, das man seitdem bewohnt. In zwei Jahrzehnten bis zu seiner Pensionierung 1988, begleitete Kilian Berchtold dort die Schülerinnen und Schüler.
1983 empfing er nach der dafür vorgesehenen Ausbildung die Diakonenweihe und wirkte bis 1998 in den drei Gemeinden Unterspiesheim. Oberspiesheim und Gernach und in den umliegenden Gemeinden als nebenberuflicher Diakon. Für diesen Einsatz musste Berchtold in seiner Funktion als Dirigent seit der Gründung der Singgemeinschaft Unterspiesheim-Oberspiesheim-Gernach kürzer treten.
Pfarrer Gerhard Madea gewann ihn für das Dirigentenamt und regte die Gründung eines Chores an, nachdem bereits vorher einzelne Scholagruppen Gottesdienste mitgestaltetet hatten. Die Singgemeinschaft sollte sein Herzensanliegen bleiben.
Zur Feier des Geburtstages freuen sich die sechs Kinder und sechs Enkel mit ihm.