Für den Schweinfurter Musiker Bernhard Wegner-Schmidt ist Weihnachten vor allem mit Kindheitserinnerungen verbunden. Wenn da nicht die furchtbar konservative Musik wäre – Regensburger Domspatzen, André Rieu, Don Kosaken. Deshalb hat sich Wegner-Schmidt entschlossen, unter dem Projektnamen „Sondermarke“ ein eigenes Weihnachtsalbum aufzunehmen, und zwar mit zeitgemäßen Interpretationen der vertrauten Weihnachtsmelodien.
Zuerst hat sich der frühere Gitarrist der Schweinfurter Punkband „Tagtraum“ ein günstiges Aufnahmegerät und einen Rechner gekauft. Dann hat er sich in den Keller seines Einfamilienhauses gesetzt und ausprobiert, was man aus Weihnachtsklassikern wie „Leise rieselt der Schnee“ oder „Stille Nacht“ alles machen kann. Er hat Akkorde umgestellt, Beats programmiert, Instrumente ausprobiert.
„Im Prinzip wollte ich einen Sound erzeugen, der in Clubs oder auch Cafés passt“, sagt er. „Gleichzeitig sollte meine Musik auch nicht zu anstrengend sein und auch im Wohnzimmer funktionieren. Es musste aber auch interessant genug sein, um nicht nur als Hintergrundmusik zu dienen. Ein bisschen jazzig und tanzbar sollte es auch sein. Bei vielen Songs funktioniert das auf jeden Fall.“
Schließlich hat sich Bernhard Wegner-Schmidt für die klassischen Instrumente entschieden: Harfe, Akkordeon, Trompete, Posaune und Saxofon. Aber für den Groove eben auch Bass, Gitarre und Schlagzeug. Erster Ansprechpartner für die Studioaufnahmen war der Schweinfurter Profimusiker Fritz Wenzel, der Bernhards neunjähriger Tochter Keoma Saxofon-Unterricht gibt. Wenzel hat dann auch die meisten tragenden Melodien eingespielt. Dann kamen Florian Bauer, Trompeter von Supertalent-Gewinner Michael Hirte, und Posaunist Christoph Pfister aus dem Bad Kissinger Kurorchester dazu. Bassist Simon Friedrich kennt Bernhard Wegner-Schmidt aus der gemeinsamen Band „Phonogam“.
Aus Berlin reiste der aus Urspringen stammende Schlagzeuger Uwe Breunig an, der schon für „Gentleman“ oder Flo Mega getrommelt hat. Und aus Grafenrheinfeld kommt die Harfenistin Nathalina Ebel, die schon bei Stefan Raab auf dem Sofa saß. Zu guter Letzt konnte Bernhard Wegner-Schmidt Tochter Keoma und das Urgestein Ed Sperber für einige Saxofon-Soli gewinnen. Das Ergebnis „Dezemberalbum“ ist inzwischen in der Hugendubel-Filiale am Georg-Wichtermann-Platz erhältlich.
Anfangs wurde der ehemalige Punkrocker für seine Idee, ein Weihnachtsalbum aufzunehmen, belächelt. Nur wenige konnten sich vorstellen, wie man traditionelle Weihnachtslieder mit Rock, Pop und Jazz verbinden kann, ohne dass es peinlich oder bemüht klingt. Aber Bernhard Wegner-Schmidt hat bewiesen, dass es funktionieren kann. Im Dezember steht die Live-Premiere an. Am 13. spielt die Band im Haßfurter Gewölbekeller und am 17. im Schweinfurter Stattbahnhof.
„Ich musste für das Weihnachtsalbum unsere Familienkasse plündern“, sagt Bernhard und grinst. „Also ich bin optimistisch, dass ich am Ende nicht drauflege.“ Dann bleiben am Ende vielleicht noch ein paar Euro für Geschenke für die Familie übrig. Denn die hat sich tatkräftig eingebracht. Keomas Schwester Mia singt und von Ehefrau Patricia sind Grafikarbeiten und Fotos.