Schweinfurt (keh) Bildende Kunst als Therapie - oder: Wenn ein Arzt zum Patienten wird. Für Dr. med. Hanns Klingeberg wurde dies zu einer schmerzhaften und langwierigen Erfahrung, die ihm jedoch nicht nur eine neue Hüfte, sondern auch die Gelegenheit bescherte, seiner künstlerischen Ader ausgiebig zu frönen. Die Ergebnisse seines Klinik- und Reha-Aufenthaltes sind nun in einer bemerkenswerten Ausstellung zu sehen.
Insgesamt 60 kalligraphische und Bleistift-Zeichnungen, teilweise koloriert, sind in der Chirurgen-Praxis der Dres. Heinau/Helfrich, Albrecht-Dürer-Platz 1-5, zu sehen. Eine weitere Ausstellung mit den Werken von Jak alias dem "Prinzen von Werneck" schließt sich ab etwa Oktober im Schloß Werneck an.
Dr. Klingeberg beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit den postoperativen Phasen seiner eigenen Genesung und hat dabei keinerlei Scheu vor drastischen Zeichnungen. Geprägt sind die ungewöhnlichen Exponate durch Klingebergs Vorliebe für schrullige Typen und Komik aller Variationen. "Ich habe versucht, die individuellen Erfahrungen, die viele Leidensgenossen nachvollziehen können, detailliert, betroffen und später distanziert darzustellen - und dies mit einer nahezu schmerzhaften Lust an der Überzeichnung", erläutert Hanns Klingeberg, der durchaus selbstironisch und selbstkritisch zu Werke ging.
Herausgekommen sind Bilder, die aus dem üblichen Rahmen fallen: Skurill, witzig, schräg, aber eben auch detailliert, ausdrucksstark und vor allem sehr persönlich. Dazu meint der malende Kinderarzt denn auch augenzwinkernd nach seinen OP-Erfahrungen: "Lieber Arzt als Patient" - eine Einstellung, die wohl jeder Patient gut nachfühlen kann.
Die Ausstellung in der Praxis Heinau/Helfrich ist bis September zu den Praxis-Öffnungszeiten zu sehen.