Und, wie geht's euch so? Wahrscheinlich einer der am meisten gesagten Sätze zur Zeit. Zusammen mit "Bleibt gesund". Väter, Mütter, Lehrerinnen und Lehrer erzählen zur Zeit sofort darüber, wie sie und ihre Kinder/Schüler damit klar kommen, dass die Schulen geschlossen sind. Der Unterricht findet daheim statt. "Homeschooling" ist eines dieser Worte die mit Corona und den Lockdowns groß geworden sind.
"Ich brauche jetzt erst mal einen Spaziergang", erzählt uns eine Frau, die wir beim Spazierengehen treffen. Die Kinder sind frisch im Gymnasium. Sie waren verzweifelt, haben geweint, als die Videokonferenzen nach dem Schulstart nach Weihnachten nicht geklappt haben, weil wohl das System überlastet war. "Ich musste sie erstmal trösten."
Warten auf Laptop von der Schule
"Es hat lange gedauert, bis wir einen Laptop von der Schule bekommen haben", erzählt ein befreundeter Vater. Einen Computer anzuschaffen war im Budget nicht drin. Der Schul-Laptop hat allerdings keine Kamera. Der Junge sieht die anderen Kinder bei den online-Treffen, sie ihn aber nicht. Die Aufgaben lassen sich nicht online bearbeiten, kritisiert er. Man muss sie ausdrucken und einscannen. Ziemlich mühsam sei das. Und verlange wieder Geräte, die nicht unbedingt jeder daheim hat oder sich leisten kann.
Lehrer schildern, wie sie mitbekommen, wie schwierig das alles für Familien ist, die eng aufeinander leben, dazu außerdem nicht genügend Computer oder Smartphones haben, damit jedes Kind in Ruhe den Distanz-Unterricht machen kann. Oder wie schwer das alles für Alleinerziehende ist. Eine Freundin hat von einer Familie mit mehreren Kindern erzählt, die nicht nur nicht genug Endgeräte hat. Sie hat zudem eine kleine Wohnung, nicht genug Tische, an die sich die Kinder setzen können, für ihre Internet-Treffen mit den Lehrern.

Eltern und Kinder auch in Schulfragen zu beraten, ihnen helfen und ihnen Wege zeigen, das ist ein Teil des Jobs von Halil Cesur, Ausbildungsakquisiteur bei der Gesellschaft zur beruflichen Förderung Schweinfurt (GbF). Jetzt in Corona-Zeiten wenden sich viele an ihn, um einen Rat einzuholen, was Homeschooling angeht, erzählt er. Er hat zu diesem Thema einen ganz nahen Bezug: Die Cesurs haben drei Kinder. Die zwei Neunjährigen sind jetzt in der vierten, der Übertrittsklasse, in der Grundschule. Der Älteste ist in der siebten Klasse Gymnasium.
Das Internet wurde zu Hause aufgerüstet, die Kinder haben Tablets, genug Papier zum Ausdrucken ist auch im Haus. Die Familie ist dankbar, dass sie sich das leisten kann. Sie weiß, dass das vielen, vor allem Alleinerziehenden, nicht möglich ist. Cesur findet es daher gut, dass die Schulen in solchen Situationen mit Leihgeräten helfen oder Eltern welche spenden.
Die Technik habe am Anfang bei den Lernplattformen nicht so gut geklappt. Inzwischen laufe es ganz gut. Alle seien bemüht, sagt er. Auch wenn wohl jeder unter Druck stehe, egal, ob Eltern, Kinder oder Lehrer.
Es sei kein Problem, mit den Lehrern Kontakt zu bekommen, sich noch einmal etwas erklären zu lassen. "Wir spielen ja Lehrerersatz." Die Schulen lieferten auch Anleitungen, Hinweise für den Unterricht daheim.
Feste Zeiten wichtig
Er hält es für wichtig, trotz Distanzunterricht für einen Hauch Alltag/Normalität zu sorgen. Der Schultag beginnt zuhause pünktlich um 8 Uhr, nach dem Frühstück . Die Kinder sind angezogen wie für die Schule. "Kein Schlafanzug", sagt er. Es gibt feste Pausen, Zeit für Aufgaben, Zeit zum Spielen, Zeit zum Lesen.
Bücher lesen hält Cesur für extrem wichtig für die Entwicklung von Kindern. "Ganz was anderes, als Sachen im Internet zu lesen." Bücher regen die Fantasie an, helfen, ein Gefühl für Sprache zu entwickeln, wirken nach, ist seine Überzeugung. Internet-Lektüre sei dagegen eher flüchtig.
Regelmäßig geht die Familie raus an die Luft. Auch, um den Kindern ein bisschen von dem Druck zu nehmen, den sie durch Corona und die damit verbundenen Einschränkungen erleben. Ganz wichtig für ihn: Nicht zu viel von den Kindern verlangen. Ihre Kapazitäten nicht zu überschätzen.
"Es geht hier um die Gesundheit der Kinder und der Familie. Natürlich will man als Eltern, dass Kinder schulisch möglichst gut sind, aber nicht übers Kniebrechen. Die Gesundheit hat aber trotzdem bei dem Ganzen die oberste Priorität", sagt er.
Was er beobachtet: Der Schulalltag fehlt den Kindern. Und auch die Möglichkeiten, den Lehrer oder die Lehrerin was zu fragen. Halil Cesur ist Optimist: Das ist eine vorübergehende Phase, sagt er. Hoffnung sei gefragt. "Damit wir das gesund und erfolgreich überleben."
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