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SCHWEINFURT: „Wenn Frauen wollen, kommt viel ins Rollen“

SCHWEINFURT

„Wenn Frauen wollen, kommt viel ins Rollen“

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    Sie sind Gründungsmitglieder des Schweinfurter Frauenplenums (von links) Li Langen, Ilse Vogel und Rita Schmidt, zusammen mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt, Heide Wunder.
    Sie sind Gründungsmitglieder des Schweinfurter Frauenplenums (von links) Li Langen, Ilse Vogel und Rita Schmidt, zusammen mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt, Heide Wunder. Foto: Foto: Ursula Lux

    Vieles hat sich im Leben der Frauen in den vergangenen Jahren geändert. Aber ist wirklich so viel anders geworden? Dieser Frage ging die Jubiläumsveranstaltung „25 Jahre Frauenwochen“ in den Rathausdielen der Stadt nach.

    Die „Frauenthemen gestern, heute und morgen“ sind dabei trotz vieler Fortschritte teilweise erschreckend gleich geblieben. Das zeigte schon Oberbürgermeister Sebastian Remelé, der, wenn auch augenzwinkernd, seine „Leidensgenossen“ und die „werten Frauen“ begrüßte.

    1989 habe der Stadtrat die erste Frauenbeauftragte gewählt. Standen damals die Frauen im Fokus, so ginge es heute um die Chancengleichheit von Männern und Frauen. Mit der steigenden Anzahl von Flüchtlingen stehe man vor neuen Herausforderungen, betonte Remelé. Ein Schwerpunkt der Arbeit werde die Gleichberechtigung auch in anderen Kulturen sein.

    Heide Wunder feierte nicht nur 25 Jahre Frauenwochen, sondern auch ihr zehnjähriges Wirken als Gleichstellungsbeauftragte. Im Dezember 1989 sei das Frauenplenum ins Leben gerufen worden. Von den Gewerkschaften über die Kirchen, von karitativen Vereinigungen bis hin zu Parteien und beruflichen Bildungseinrichtungen sind dort alle vertreten, die sich für die Interessen von Frauen einsetzen. Gemäß ihrem Motto „Wenn Frauen wollen, kommt viel ins Rollen“ habe man einiges erreicht.

    In sieben Themenbereichen blickten die Frauen zurück. Ulrike Herold schaute auf die Geschichte des 1979 gegründeten Vereins „Frauen helfen Frauen“ und des 1980 eröffneten Frauenhauses. Die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung werde heute im Gegensatz zu damals nicht mehr angezweifelt. Gewalt in der Beziehung sei kein Tabuthema mehr. Die Finanzierung, „personelle und materielle Unterstützung“ liege immer noch im Argen. 2016 habe man 86 hilfesuchende Frauen abweisen müssen, berichtete Herold.

    Es bleibt noch viel zu tun

    Marion Both und Lotte Ziegler von der IG Metall betonten, dass die Gewerkschaft viel mehr sei als nur Tarifverhandlungen. Unter anderem sei die „Förderung der Gleichstellung von Frauen in Gesellschaft, Betrieb und Gewerkschaft“ in der Satzung verankert. Schon 2011 beschloss der IG-Metall-Vorstand die Frauenquote für die Arbeitnehmervertretungen in den Aufsichtsräten. Trotzdem bleibt in der Praxis noch viel zu tun.

    Die Frauenbeauftragte Brigitte Buhlheller und Ilse Vogel vom evangelischen Dekanat berichteten aus Kirchensicht. „Die Kirche ist weiblich, wird aber von Männern regiert“, stellte Buhlheller fest. In ihrem Bemühen, „Frauen sichtbar zu machen“, sind die evangelischen Christinnen in den letzten 25 Jahren entscheidende Schritte vorangekommen. Während es 1990 nur eine Dekanin in der Bayerischen Landeskirche gab, gibt es heute in den 66 Dekanaten schon 13 Dekaninnen und deutschlandweit sogar drei Landesbischöfinnen. 2001 habe die Landessynode ein Gleichstellungsgesetz verabschiedet, dennoch bleibt immer noch viel zu tun. So forderten die beiden Frauen beispielsweise eine „Bibel in gerechter Sprache“.

    Karin Seufert vom Sozialdienst katholischer Frauen beleuchtete die Schwangerenberatung „zwischen Mutterglück und Existenzsicherung“. Viele gesetzliche Neuerungen seien hilfreich gewesen, meinte sie, dennoch brauche es vor allem für Alleinerziehende und Familien mit niederen Einkommen eine bessere Absicherung, „damit Frauen sich für ihr Kind entscheiden können“.

    Die Familienrechtlerin Kerstin Pausch-Trojahn wies auf die „nicht unproblematische“ Reform des Ehegattenunterhaltsrechts hin, die das Prinzip der Eigenverantwortung betont. Ihre Schlussfolgerung daraus: „Frauen müssen sich um ihre berufliche Entwicklung kümmern.“ Das bestätigte auch die Gleichstellungsbeauftragte der Agentur für Arbeit, Doris Küfner-Schönfelder. Immer noch wählten Mädchen die typischen, meist schlecht bezahlten Frauenberufe, bedauerte sie. Das gehe im Fall einer Scheidung und auch bei der späteren Rente schief, warnte sie. Noch heute verdienen Frauen 21 Prozent weniger als Männer, die Altersarmut bei Frauen sei weit verbreitet, und das mit steigender Tendenz.

    Frauenquote, ja oder nein?

    Moderiert von Anja Brachmann, diskutierten Ayfer Rethschulte (Grüne) und Sorya Lippert (CSU) über Frauen in politischen Ämtern. Wobei schnell die parteipolitischen Unterschiede aufeinanderprallten. Man brauche die Frauenquote, auf Freiwilligkeit zu setzen, bringe nichts, meinte Rethschulte, während Lippert betonte, ihre Töchter wollten keine Quotenfrauen sein.

    Und wie wird es in 25 Jahren aussehen? In einer kleinen Gesprächsszene träumten sich die Frauen in eine bessere Zukunft: mit ausreichend Rente für alle, der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, besten Betreuungsangeboten und keinen unterbezahlten Frauenberufen mehr.

    Vor der Einladung zu einem kleinen Stehempfang ehrte Wunder noch fünf Frauen der ersten Stunde, Gründungsmitglieder des Frauenplenums: Doris Berz, Li Langen, Rita Schmidt, Ilse Vogel und Rosi Wolters. Die Pianistin Eva Tilly und ihre Schülerinnen Anna Scholbeck und Roberta Kelemen von der Musikschule Schweinfurt umrahmten die Jubiläumsfeierlichkeiten musikalisch.

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