Dass bei diesem Konzert keine störenden Autogeräusche dazwischenfuhren, darf getrost als Glücksfall bezeichnet werden. Denn die Sommerbühne der Kunsthalle wurde wegen des Regens in die Große Halle verlegt, sie eignete sich ausgezeichnet für das Konzert mit Petra Eisend, die mit "best friends" das Schaffensspektrum ihrer letzten 20 Jahre feierte.
Drum experience – die Erfahrung der Künstlerin mit ihrem Werkzeug war vom ersten Ton an spürbar, die mächtigen heftigen Klänge auf der Basis westafrikanischer Rhythmen fegten den Abfall des Tages hinweg und legten die Ohren frei für das, was da noch kam. "Passion Percussion" hieß das erste Stück, das sie mit Helmut Kandert anschlug. Es kamen aber auch sanftere Töne. Schier unglaublich war das Spektrum, das an Musikalität in einem Stück Blech steckt und natürlich vor allem in den Händen derer, die es bespielen. Die Instrumente wurden allesamt zum Klangraum des eigenen Körpers, sowohl der Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne als auch im Publikum.

Denn das war nach den ersten Stücken wie "Kurubi–Dja" oder "Growing up" sowie einem Solo von Eisend auf der Djembe bereits vollkommen berührt von diesem Sound, der Wind unter die Schulterblätter brachte. Es kann sein, dass Percussion-Instrumente sich besonders eignen, die emotionale Ebene im Menschen anzusprechen. Nicht nur die bezaubernden Textpassagen, die Sibylle Friz im Rahmen von "Cellopan³" in den Raum brachte, auch die sphärisch-meditativen Klänge und nicht zuletzt die klangliche Wucht, die Eisend entfaltete, webten im Klangraum der Kunsthalle ihren besonderen Zauber.
"Cellopan³", die Formation, in der Eisend mit Friz und Wolfgang Ries zusammen spielte, legte beispielsweise mit Cello, Flöte, Bass und Percussion den Untergrund für ein Stimmungsbild von Hans Christian Andersen, das sich "auf der allertiefsten Stelle des Meeres" abspielte, in einem großen Garten in intensivem Blau, "wo die Fische zwischen den Zweigen der Meerespflanzen ebenso hindurchschlüpfen wie die Vögel am Himmel."

Friz führte das Thema des Raumes jedoch noch weiter bis hinauf in die Stratosphäre, wo sie vom Luftwal berichtete, dem allerletzten seiner Art, der "mit Röhrenknochen und Pergamenthaut" hinunterschauen kann auf die Welt, auf Erdbeben, auf Überschwemmungen und Feuersbrünste … Buchstäblich gespannt wie das Fell der Trommel lauschte das Publikum, um sich anschließend mit frenetischem Applaus zu bedanken. Ein Konzert, das die unausgeloteten Möglichkeitsräume der Menschen verdeutlichte und damit den Glücksrahmen des Daseins erweiterte.

Dirk Denzer, der launig und jonglierend durch den Abend moderierte, berichtete davon, wie Eisend als junge Studentin zum ersten Mal mit Percussion in Berührung kam und wie sich diese lebensverändernde Begegnung in 40 Jahren zu Rhythmus als Mission entwickelten. Er erwähnte aber auch Eisends musikalisches Engagement in der Schweinfurter Palliativstation oder in Behindertenprojekten.
Nach der Pause war er mit zwei indischen Mantragesängen aus dem Varietefestival-Programm auch musikalisch aktiv. Zum Abschluss gab es mit "Latin Jam Connection" noch kubanische Traditionals, die die Große Halle in einen Tanzsaal verwandelten. Die Gruppe besteht aus einem losen Zusammenschluss verschiedener MusikerInnen wie Eva Tilly, Mireya Canto Cobera, Tomás Peréz, Rainer "Buddha" Berneth und Christoph Lewandowski, die ihr Herz an die lateinamerikanischen Rhythmen verloren haben und zum Teil selbst dieser Kultur angehören.