„Nervenkompressionssyndrome an der oberen Extremität“ lautete das Thema bei einem Arzt-Patienten-Seminar in der Geomed-Klinik. Hierzu fanden sich zahlreiche Interessierte im Konferenzraum des Krankenhauses ein.
Der Nerv ist eine Art Kabel, das Signale leitet, ging Dr. Leonard Olsinski, der Chefarzt der Unfall- und Orthopädischen Chirurgie, zunächst auf Grundlagen des Themas ein. Beim Austritt aus der Wirbelsäule seien die Nervenstränge dick und werden in ihrem Verlauf immer dünner.
Im Arm gibt es drei Hauptnerven, die auf ihrem Weg bis in die Finger an verschiedenen Stellen durch Engpässe geführt werden. Bedingt durch unterschiedliche Ursachen, zum Beispiel Verletzungen, Wucherungen oder Entzündungen, wird Druck auf den Nerv ausgeübt und er kann geschädigt werden. Die Betroffenen spüren dies unter anderem durch Gefühlsstörungen, Missempfindungen, Kältegefühl und Schwäche in den Fingern, erfuhren die Zuhörer. Durch Operationen können diese Engstellen beseitigt und der Nerv somit entlastet werden.
Vor einem operativen Eingriff muss allerdings sorgfältig geprüft werden, wo die Ursachen der Beschwerden liegen, so der Referent. Ein Fachmann erkenne an den Symptomen, welcher Nerv betroffen ist. Meist wurde bei den Patienten durch einen Neurologen bereits die Leitungsgeschwindigkeit geprüft.
Für Olsinski ist es wichtig, möglichst bald einen operativen Eingriff vorzunehmen. Je früher, desto weniger ist der Nerv geschädigt. Die Risiken bei einer Operation seien minimal, vor allem, wenn hierfür ein Spezialist aufgesucht werde.
Das Karpaltunnelsyndrom ist die häufigste Schädigung am Medianusnerv im Bereich des Handgelenks. Zur Entlastung muss hier das Karpaltunneldach durchtrennt werden. Dies ist auch durch einen endoskopischen Eingriff möglich, erfuhren die Zuhörer. Für Olsinski kommt allerdings nur eine offene Operation in Frage, da er hier einen besseren Überblick habe.
Frühzeitige OP empfehlenswert
Relativ häufig ist auch die Einengung des Ulnarisnerv in der Gyonschen Loge seitlich am Handgelenk. Auch hier sei eine frühzeitige Operation zu empfehlen. Nach seinen Erfahrungen sei hier nach dem Eingriff, ebenso wie beim Karpaltunnelsyndrom, eine Ruhigstellung des Handgelenkes nötig, bekräftigte der Chefarzt. Manchmal kann es bis zu einem Jahr dauern, bis sich der Nerv wieder vollständig erholt hat.
Sehr oft leiden Patienten auch unter dem Ulnarisrinnensyndrom am Ellenbogen. Hier liegt der Ulnarisnerv sehr oberflächlich. Eine Operation sei hier sinnvoll, allerdings nicht immer einfach, da der Nerv eventuell verlagert werden müsse. Auch am Radialisnerv sind im Bereich des Ellenbogens Einengungen möglich. Hier gibt es ein so genanntes Radialtunnelsyndrom, das operativ angegangen werden muss. Bei einem Supinatorsyndrom dagegen kann der Versuch einer konservativen Therapie unternommen werden. Das Pronatorsyndrom ist eine weitere Einengung, diesmal des Medianusnervs, im Bereich des Ellenbogens, die ebenfalls operativ behandelt werden sollte.
Sehr wichtig ist die richtige Diagnose, bekräftigte Dr. Olsinski am Ende seiner Ausführungen. So muss ausgeschlossen werden, dass die Beschwerden von der Wirbelsäule ausgehen.
Nun hatten die Anwesenden Gelegenheit, zu Wort zu kommen. Die Ursachen für eine Verengung seien sehr vielfältig, beantwortet der Referent eine Frage. Zum Vorbeugen müsse man die Ursache kennen, dann könne man sie eventuell meiden. Einem bereits operierten Zuhörer, der auch nach längerer Zeit keine Besserung bemerkt, riet Olsinski, nochmals die Leitgeschwindigkeit messen zu lassen. Es könne auch sein, dass der Nerv schon sehr lange geschädigt gewesen war.
Beschwerden von der Wirbelsäule
Bei den unteren Extremitäten gebe es keine solchen Engstellen. Hier kämen die Beschwerden meist von der Wirbelsäule, lautete die Antwort auf eine weitere Frage. Auch ein Bandscheibenvorfall im Halswirbelsäulen-Bereich könne ähnliche Symptome auslösen. Manchmal könnten auch mehrere Ursachen zusammenkommen. Am besten sei es, dies mit einer Kernspintomografie abzuklären, lautete ein weiterer Ratschlag des Referenten.