Staatliche Wirtschaftsförderung ist eine Aufgabe, die an sich als unumstritten gilt. Es geht um Erhalt von Arbeitsplätzen, Anreize für Investitionen und Standortsicherung, damit die Unternehmen vor Ort bleiben und dort möglichst auch ihre Steuern entrichten. Doch die Menge an Förderprogrammen ist groß und schwer zu überschauen. Teils haben sie gleiche Ziele, aber unterschiedliche Zielgruppen oder stammen von unterschiedlichen Anbietern.
CSU-Kreisvorsitzende Anja Weisgerber und ihre "Vize" Martina Gießübel wollten zum Durchblick im "Förderdschungel" beitragen. Vor 30 Vertreterinnen und Vertretern aus heimischen Unternehmen und dem Handwerk stellten Heiko Brückner (Regierung von Unterfranken), Sebastian Gläser (IHK) und Tatjana Horst (Handwerkskammer) wichtige Subventionsbringer vor und diskutierten mit den Interessenten.
Wieviel Förder-Geld ist in der Region im Umlauf?
In den vergangenen fünf Jahren sind an Unternehmen in Stadt und Landkreis Schweinfurt 13 Millionen Euro aus der Regionalförderung geflossen. Sie hätten Investitionen von 100 Millionen Euro erzeugt und 1800 Jobs gesichert. Diese Zahlen nannte Anja Weisgerber. Die Regierung von Unterfranken hat im vergangenen Jahr 11.500 Bescheide herausgegeben für Förderzusagen über 215 Millionen Euro.
Was sind die interessantesten Programme?
Für das Gros der kleinen und mittleren Gewerbeunternehmen (KMU, bis zu 250 Mitarbeitende) sind dies die Bayerische Regionalförderung inklusive Sonderprogrammen mit Jahresetats zwischen 19 und 27 Millionen Euro. Zudem ist der Digitalbonus zu nennen mit jährlich zwischen 2,1 und 4,4 Millionen Euro. Es werden Vorhaben gefördert, die das "Gesamteinkommen in der Region erhöhen" (Brückner). Kernziel ist es, Dauerarbeitsplätze zu sichern. Geld (zehn bis 20 Prozent der Investitionssumme) gibt es für Bau und Verlagerung von Unternehmen sowie für Erweiterung in Modernisierung.
Was soll der Digitalbonus bringen?
Er richtet sich an Kleinunternehmen, die in der Regel noch keinen Kontakt zu Förderprogrammen hatten, ihre Prozesse digitalisieren und/oder ihre IT-Sicherheit verbessern wollen. Dafür lobt der Staat 50 Prozent der förderfähigen Kosten bis zu 10.000 Euro aus.
Welche Sonderprogramme und andere Fördermaßnahmen sind im Angebot?
REACT-EU: für Energieeinsparung, Steigerung des Einsatzes erneuerbarer Energien, Reduzierung von CO2-Emissionen, nur noch bis Ende 2023.
Schwelleninvestitionen für Kleinbetriebe: für Betriebe mit maximal zehn Jobs und einem Invest von mindestens 100.000 Euro gibt es 20 Prozent.
Transformation@Bayern: Unterstützung für Digitalisierung sowie innovativer Produktions- und Kommunikationsprozesse, Mindestinvest: 200.000 Euro.
Energieeffizienz: für Sanierung und Neubau von Gebäuden mit Energieeinsparung, Mindestinvest 200.000 Euro.
Premiumoffensive für Tourismus (plus weitere Programme): unter anderem für Hotels ab zehn Betten bei Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung, Mindestinvest 200.000 Euro.
Grundversorgung: Spezialprogramm für Kleinstunternehmen wie Dorfläden, Metzger, Bäcker, Pflegedienste etc., die die Grundversorgung in Dörfern sicherstellen. Bei einem Mindestinvest von 10.000 Euro gibt es bis zu 45 Prozent Zuschuss (Kontakt über Amt für ländliche Entwicklung)
Mit welchen Programmen unterstützt die IHK Mainfranken den regionalen Mittelstand oder vermittelt Finanzhilfe?
Go-Digital: für Beratungsleistung und Umsetzung in der Digitalisierung, IT-Schutz und Erhöhung der Datenkompetenz, maximal 30 Beratertage zu je 1100 Euro Tagessatz, Zuschüsse bis zu 50 Prozent.
Digital jetzt: für Investition in digitale Technologie bei gleichzeitiger Weiterqualifizierung des Personals, Förderhöhe je nach Betriebsgröße zwischen 30 und 40 Prozent, maximal 50.000 Euro.
Innovationsgutscheine: Sie sollen bei der Entwicklung neuer Produkte oder Verfahren helfen, etwa bei Machbarkeitsstudien, Prototypenbau, Produkttests, Automatisierungslösungen etc. Gefördert wird der Einsatz externer Experten, dafür zahlt "Bayern innovativ" 30 bis 50 Prozent des Invests.
WIPANO: Dabei geht es um den Schutz innovativer Ansätze etwa durch Patente. Für eine Patentanmeldung mit anwaltlicher Betreuung gibt es bis zu 50 Prozent, maximal 16.600 Euro.
Forschungsförderung: alle steuerpflichtigen Unternehmen (auch Start-ups) haben Anspruch auf einen Forschungszuschuss von 25 Prozent.
Welche Möglichkeiten favorisiert die Handwerkskammer bei der Steigerung der Energieeffizienz von Betrieben?
BAFA Energieberatung: Unternehmen, die sich wegen einer energetischen Modernisierung der Betriebsgebäudes beraten lassen, erhalten zwischen 1700 und 8000 Euro.
Bundesförderung energieeffiziente Gebäude: Für energetische Investitionen in Gebäude, Anlagentechnik, Heizung etc. gibt es je nach Gewerk zwischen zehn und 30 Prozent.
BAFA Energieaudit: Wer ein Energieverbrauchsprofil seines Betriebs mit Effizienzmaßnahmen erstellen lässt, erhält 80 Prozent der Kosten.

Wie nutzen Betriebe die Angebote?
Viele der bei der Veranstaltungen vertretenen Betriebe nutzen in unterschiedlichem Maß die Optionen. Markus Schott (Holzwerke Gleitsmann) hat bereits vier Förderungen ausgeschöpft. Christina Puello-Diem (Deutsche Dienstrad GmbH) befindet sich in unterschiedlichen Maßnahmen und lobte die Beratungsangebote.
Was wünschen sich Unternehmerinnen und Unternehmer?
In jedem Fall Kontinuität und Transparenz. Vor allem die Definition, dass unter die förderrelevante KMU-Regel Unternehmen bis 250 Mitarbeitende fallen, störte einige. Diese Grenze müsse nach oben gesetzt werden. Kritik gab es auch an kurzfristigen Änderungen des Regelwerks. So berichtete ein Teilnehmer, dass ein Programm in zwei Jahren sechsmal geändert worden sei. Ebenso war die Minimierung des Aufwands für die Antragsstellung ein Thema. Heiko Brückner (Regierung von Unterfranken) monierte die Kompelixität mancher Programme, deren Verfahren er als "teilweise lebensfremd" bezeichnete. Zudem sei in den ausgebenden Institutionen genügend Personal nötig, um die Bearbeitungszeiten der Anträge zu reduzieren.
Wer kann weiterhelfen?
Regierung von Unterfranken: Heiko Brückner, heiko.brueckner@reg-ufr.bayern.de
IHK Mainfranken: Sebastian Gläser, sebastian.glaeser@wuerzburg.ihk.de
Handwerkskammer: Tatjana Horst, t.horst@hwk-ufr.de