Die neue Ausstellung in der Kunsthalle Schweinfurt zeigt ein weites Spektrum des künstlerischen Schaffens von Hans Platschek, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Die Retrospektive ist gleichzeitig eine faszinierende Rückschau auf das intellektuelle Leben der jungen Bundesrepublik und sie passt ausgezeichnet in die Räume, denn mit vielen der ausgestellten Maler war Platschek seinerzeit gut vernetzt. Bis zum 11. Juni ist sie zu sehen.
Julia Weimar, stellvertretende Leiterin der Kunsthalle, stellte hervor, dass mit dieser Schau ein neuer Blick und ein verändertes Verständnis des Künstlers möglich geworden sei. Schlüsselbilder aus allen seinen Schaffensphasen seien zusammengetragen worden und in Kontext gesetzt worden mit Künstlern der Schweinfurter Sammlung.
Professor Claus Mewes, der den im Jahr 2000 verstorbenen Künstler gut kannte, verwies darauf, dass Platschek als Künstler schwer zu fassen ist, denn neben der Malerei war er ebenso als Essayist und als "Künstler des Wortes" aktiv. Ein "unnachsichtiger Kritiker der zeitgenössischen Kunst" sei er gewesen.
Platschek verbrachte seine Kindheit bis 1939 in Berlin, dann musste er fliehen vor den Nationalsozialisten, die nicht zuletzt mit den menschenverachtenden Judenverfolgungen die Gräuel ihres Herrenmenschentums in die Welt brachten. Er gelangte nach Uruguay, in Montevideo nahm er ein erstes Kunststudium auf. Ein Teil seiner Familie wurde Opfer des Holocaust.

In fünf Sprachen war der Künstler zuhause, der erst im Jahr 1953 wieder nach Europa zurückkehrte. Aber an welchem Ort hätte er zuhause sein können, der Vielreisende, der vielleicht als ein unbürgerlicher, als antibürgerlicher Weltbürger bezeichnet werden könnte? Er lebte in Rom, London, München, Paris und zuletzt in Hamburg. Und überall war er bestens vernetzt in der Kunstwelt.
Bilder werden in vielen Museen Europas und Lateinamerikas gesammelt
Seine Bilder werden in vielen Museen Europas und Lateinamerikas gesammelt und gezeigt. In der Beziehung und Ehe mit Gisela Elsner, die bis 1976 hielt, verfestigte oder verschärfte sich seine Kritik des Kleinbürgertums. Sarkasmus, Humor und Satire wurden in vielen Bereichen seines Schaffens prägende Ausdrucksform. In all seinen Stilen, ob in den abstrakten Gemälden oder den pointierten Portraits seiner Freunde, lässt sich ein unglaublich genaues Hinschauen dieses Künstlers erkennen.
Mit seinen treffsicheren und oft gnadenlosen Kritiken machte er sich auch deutliche Feinde. Selima Niggl verwies in diesem Zusammenhang auf seine persönliche Klarheit und auf den künstlerischen Anstand, der in seiner Haltung zum Ausdruck gekommen sei. Sie sprach allerdings auch seinen Umgang mit Frauen an, der wohl nach heutigen Maßstäben fragwürdig gewesen wäre.
Überhaupt ist diese Retrospektive auch eine zeitgeschichtlich interessante Rückschau auf eine politische Epoche, in der immerhin viel diskutiert und gestritten wurde. Das Trauma des Krieges bricht sich Bahn durch die Bilder, die Seelen, die Beziehungen, bis heute. Höllenstürze, Hahnenkämpfe, Nette Abende, so der Titel der Ausstellung, die ihre Themen beim Namen nennt und auch die Wachstumsbedingungen unserer Demokratie erfahrbar macht.
Musikalisch untermalt wurde die Eröffnung der Schau von Gervasio Manuel Ledesma, einem in Volkach lebenden Argentinier. Im umfangreichen Katalog zur Ausstellung werden die neuen Aspekte in der Rezeption Hans Platscheks noch einmal vertieft, nicht zuletzt der Austausch mit seiner Ehefrau, der streitbaren Schriftstellerin Gisela Elsner.