Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

POPPENHAUSEN: Werner-Bräu – das letzte Kapitel

POPPENHAUSEN

Werner-Bräu – das letzte Kapitel

    • |
    • |

    „Die Schließung ist aus wirtschaftlichen Gründen unvermeidbar“, wird Hans Haug, Geschäftsführer der Werner-Bräu und Alleinvorstand der Würzburger Hofbräu AG in der Mitteilung des Unternehmens zitiert. Ein Standard-Begründung, die Roland Schäfer von der Hofbräu auf Anfrage dieser Zeitung präzisiert. Grund für die Schließung des Standorts Poppenhausen „im Zuge der Neuordnung der Logistik“ der Hofbräu seien Absatzeinbußen, unter denen die gesamte Branche zu leiden habe, die Kostenexplosion bei den Rohstoffen und der Umstand, dass für die Immobilie der Werner Bräu in Poppenhausen „umfangreiche Investitionen“ notwendig geworden wären.

    Letztlich ist das der Hintergrund für die Entscheidung, die das endgültige Aus für die Niederlassung Poppenhausen bedeutet, an der seit der Übernahme durch die Hofbräu 1999 nur noch Vertrieb und Logistik sitzen. Die Produkte der Werner Bräu werden längst nicht mehr am früheren Firmensitz gebraut. Die 17 Mitarbeiter in Poppenhausen erfuhren am Donnerstag bei einer Betriebsversammlung von Geschäftsführung und Betriebsrat von der Schließung.

    Hälfte der Mitarbeiter soll bleiben

    Einigen wird das den Arbeitsplatz kosten. „Wir sind optimistisch, dass mehr als die Hälfte unterkommt“ – ein Teil bei der Hofbräu in Würzburg selbst, ein anderer bei Speditionen, „mit denen wir zusammenarbeiten“, so Schäfer. Wer weiterbeschäftigt werden kann, wer gekündigt werden muss, werde „zeitnah“ entschieden. In Einzelgesprächen im Anschluss an die Betriebsversammlung habe man bei den Mitarbeitern schon „vorgefühlt“, ob sie bereit wären, in Würzburg zu arbeiten, so Schäfer.

    Einen Sozialplan gibt es nicht, sagt der Hofbräu-Vertreter. Dafür biete das Unternehmen denjenigen, die nicht weiter beschäftigt werden könnten, eine Abfindung an, „obwohl wir das nicht müssten“. Meist seien es ältere Arbeitnehmer, von denen die meisten schon „ziemlich lange im Unternehmen sind“, teilweise in ein paar Jahren in Rente gehen.

    Viele von denen, die derzeit bei der Werner Bräu arbeiten, sind aus Poppenhausen, etliche seit Jahrzehnten in der Werner Bräu verwurzelt, sagt Bürgermeister Reinhold Stahl. Von der Entscheidung aus Würzburg ist er „persönlich berührt“. Seine Bitte: „dass das Ganze sozialverträglich abgewickelt wird“. Die Mitteilung war für ihn ein Schock, unerwartet kam sie nicht. „Mit dem Verkauf der Werner Bräu ist klar gewesen, dass nun wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen“, sagt Stahl. Immer wieder sei gemunkelt worden, die Hofbräu gebe den Standort auf. Trotzdem, sagt Stahl, sei es schade, dass sich alles so entwickelt hat. Schließlich blickt die Werner Bräu auf über 200 Jahre Firmengeschichte zurück, war einmal „der Stolz der Gemeinde“.

    Aus. In den nächsten Monaten wird in Poppenhausen nun der Auszug abgewickelt. Was mit dem Gebäude und dem Gelände des alten Firmensitzes geschehen soll, ist noch nicht entschieden, sagt Schäfer.

    Für die Kunden ändert sich laut Mitteilung der Hofbräu nichts. Die Marken der Werner Bräu wird es nach wie vor geben, das Werner Pilsener ebenso wie das gesamte Werner-Sortiment weiterhin „streng nach Originalrezepten gebraut“. Auch für die „Partner in Handel und Gastronomie“ bedeutet die Schließung keinen Bruch. Sie würden „auch weiterhin kompetent und qualifiziert von Willi Emmert und seiner Außendienstmannschaft betreut und zuverlässig von uns beliefert werden“, erklärt Geschäftsführer Haug. Sein bisheriger Vertriebsleiter am Standort Poppenhausen wollte gegenüber dieser Zeitung keine Stellungnahme abgeben. Ebenso wie der Vorsitzende des Betriebsrats, Markus Gross, der bei der Anfrage nach einem Statement auf die Geschäftsführung in Würzburg verwies.

    Vom ehemaligen Stolz der Gemeinde wird in Poppenhausen nach dem Auszug der letzten Mitarbeiter am Stammsitz nur eines bleiben: Die Poppenhäuser Bierwoche. Sie soll fortgeführt werden, versichert die Hofbräu.

    Daten & Fakten

    Werner Bräu Poppenhausen: Der geschichtliche Abriss auf der Internet-Seite der Werner-Bräu, der unter der Domain der Hofbräu zu finden ist, ist lang. Über 200 Jahre lassen sich nur schwer auf wenige Zeilen herunterbrechen. Die Geschichte der Brauerei beginnt am 4. Juli 1791, als Fürstbischof von Erthal die „Conceßion zur Errichtung einer Bierbrauerey“ für die „Schank- und Beherbergungswirte Veit Feuerbach und Kaspar Vierheilig zu Poppenhausen“ verfügt. Ein halbes Jahrhundert später erwirbt Johann Kaspar Werner aus Eltingshausen die Brauerei. Der Rest ist Geschichte, eine erfolgreiche. Die Werner Bräu wächst, beschäftigt 1991 insgesamt 110 Mitarbeiter in Brauerei und Vertrieb. Zwei Zeilen stehen am Ende der historischen Auflistung: „Im Jahre 1999 wurde die Werner Bräu von der Würzburger Hofbräu AG übernommen. So wird man bestimmt auch für die Zukunft bestens gerüstet sein.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden