Konzipiert haben die umfangreiche, detaillierte Ausstellung die ehrenamtlichen Gerolzhöfer Museumsleiter Bertram Schulz und Klaus Vogt, unter Mitarbeit des Sulzheimer Hobbyhistorikers Oswald Volk. Er leitet den Historischen Arbeitskreis des Ortes und hat viel Material über das Gipsdorf Sulzheim beigesteuert.
"Ich interessiere mich schon seit der Jugendzeit für Geologie, und da lag es nahe, auch einmal etwas über Gips zu machen. Schließlich ist und war er der bedeutendste Bodenschatz am Steigerwald", erläutert Bertram Schulz.
In der Ausstellung wird anhand von Exponaten, Bildern und Texten ein Bogen von der Entstehung über Vorkommen am Steigerwaldrand, die Verkarstung bis hin zum Abbau und der Verwendung des Gipses gespannt. Außerdem gehen die Ausstellungsmacher auf die bekannten "Sulzheimer Gipshügel" mit ihrer einzigartigen Flora ein. Desweiteren zeigen sie unter anderem Fossilien und archäologische Funde, wie zum Beispiel Nachbildungen von Fibeln, die bei archäologischen Grabungen auf einem verkarsteten Gräberfeld des siebten Jahrhunderts entdeckt wurden.
Vielfältige Verwendung
Neu dürfte für viele sein, wie vielfältig Gips eingesetzt wurde und wird. Zum Beispiel früher in erster Linie als Mauerstein beim Bau von Häusern, hauptsächlich aber von Scheunen. Außerdem wurde er verwendet als Estrich oder in gemahlenem Zustand als Dünger. Heute wird er in der Zementindustrie eingesetzt. Gips ist unter anderem in Putzen und Gipskartonplatten enthalten.
Eine wichtige Rolle spielt das "weiße Gold des Steigerwaldvorlands" auch in der Kunst, allerdings meist in Form des Alabastergipses. "Gips ist eine chemische Verbindung aus Kalzium, Schwefel und Sauerstoff. Die korrekte Bezeichnung dafür lautet Kalziumsulfat (CaSO4). Gips kommt in verschiedene Modifikationen vor: Gipsstein, Fasergips und Alabaster. Die Reinheit entscheidet über die Verwendung des Rohstoffes. Alabaster hat hierbei eine Reinheit von über 95 Prozent, der Gipsstein von Sulzheim liegt bei etwa 90 Prozent", erläutert Bertram Schulz.
Im Steigerwaldvorland kommt Gips häufig vor. In Sulzheim wird er noch heute gewonnen. Früher auch in Donnersdorf, Kleinrheinfeld, Wiebelsberg und Westheim. Bei Westheim sind im Übergangsbereich vom Vorland zum Steigerwald zwei historische Abbaustellen bekannt: einmal an der Straße zwischen Westheim und Oberschwappach und außerdem südwestlich der Ortschaft, wo sich ein gemeindeeigener Gipsbruch befand, in dem schon vor 1900 das weiße Gestein abgebaut wurde.
Offiziell beschrieben wird dieser Gipsbruch erstmals im Jahr 1936 vom Oberbergamt München in einer Liste der Bodenschätze in Bayern. Zu dieser Zeit stand auch ein eigener Gips-Ofen im Westheimer Bruch. 1961 stieg die Firma Knauf in den Gipsabbau ein, der dann 1968 eingestellt wurde. Die Firma siedelte nach Donnersdorf um. Der Bereich des ehemaligen Gipsbruches in Westheim ist heute ein Landschaftsschutzgebiet.
Altäre aus Alabaster
Alabaster wurde unter anderem in Bad Windsheim, am Schwanberg und in Castell am Schlossberg abgebaut. "Der Kanzelaltar der Casteller Kirche ist aus Alabaster gefertigt. Heute gibt es dort keine abbauwürdigen Vorkommen mehr. Außerdem bestehen einige Altäre und Medaillons in der ehemaligen Klosterkirche in Ebrach aus diesem Material", informiert Schulz.
Eine Besonderheit stellt die Originalpublikation des Schweinfurters Friedrich Emmert dar, der 1852 als erster die Sulzheimer Gipshügel und Grettstädter Wiesen unter dem Titel die "Flora von Schweinfurt" beschrieb. Den medizinischen Aspekt des Gipses beleuchtet eine um 1850 entstandene Abhandlung des Sulzheimer Amtsarztes Dr. Karl Stahl über den in der Umgebung vorkommenden so genannten "Idiotismus endemicus". Stahl war damals der Ansicht und belegt dies mit seiner Ansicht nach schlüssigen Beispielen, dass der häufige Genuss von gipshaltigem Wasser unter anderem bei Kindern Veränderungen im Gehirn hervorrufen könne, was letztlich zum Idiotismus führe.
Die Ausstellung ist bis zum 1. November jeweils montags bis frei- tags von 9 bis 12 Uhr sowie von 14 bis 16 Uhr zu besichtigen, am Samstag von 10 bis 12 Uhr und am Sonntag von 14 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei. Zum Gerolzhöfer Herbstfest an diesem Wochenende gibt es Son- deröffnungszeiten: am Samstag von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr sowie am Sonntag durch- gehend von 11 bis 18 Uhr.