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WAIGOLSHAUSEN: Wie der Weihnachtsstern nach Europa kam

WAIGOLSHAUSEN

Wie der Weihnachtsstern nach Europa kam

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    Rot, so weit das Auge reicht. Das Gewächshaus ist mit hunderten von Weihnachtssternen gefüllt, der Pflanze, die wie keine zweite die Adventszeit symbolisiert. Ihr Rot steht für Feuer, Wärme und Liebe, und die sternförmige Anordnung ihrer Blätter erinnert an den biblischen Stern. Als eine der wenigen im Landkreis kultiviert die Gärtnerei Benkert in Waigolshausen die „Euphorbia pulcherrima“ noch selbst – mit großem Aufwand.

    Etwa 1500 bis 1800 Stecklinge ziehen Rupert und Hilde Benkert in jeder Saison zu prächtigen Weihnachtssternen heran. Schon im Juni werden knapp fünf Zentimeter kleine Pflänzchen aus speziellen Jungpflanzenbetrieben angeliefert. Ende Juni, Anfang Juli werden sie getopft und im Gewächshaus abgestellt. Die eintriebige Pflanze wird geschnitten, damit sie mehrere Triebe ansetzt.

    „Wir stellen die Töpfe erst relativ eng, damit die Triebe nach oben wachsen und damit es schmale Pflanzen gibt“, erläutert Benkert das händische Verfahren. Zwei- bis dreimal werden die Weihnachtssterne weiter auseinandergerückt, damit sie mehr Licht und Platz für ihre Blätter erhalten. Gegen etwaige tierische Schädlinge wie Fliegen setzen die Benkerts andere Nützlinge ein, „eine natürliche Bekämpfung, ohne Chemie“, unterstreicht der Waigolshäuser Gärtner.

    Das Rot der sogenannten Hochblätter prägt die ursprünglich aus Mittel- und Südamerika stammende Strauchpflanze. „Die Hochblätter, die Brakteen, sind aber nicht die Blüten“, klärt Benkert den Laien auf, sondern farbige Laubblätter. Die eigentlichen Blüten befinden sich in der Mitte der Hochblätter als kleine, grün-gelbliche Blütenstände.

    Auf eine weitere Besonderheit weist der Gärtner hin: „Weihnachtssterne sind Kurztagpflanzen.“ Das bedeutet, sie kommen nur zur Blüte, wenn die Nächte länger als zwölf Stunden dauern. Und ab dem Beginn der Blütenbildung dauert es sechs bis neun Wochen, bis die Hochblätter ihre volle Farbenpracht erreicht haben. Damit also rechtzeitig zur Adventszeit die Pflanze blüht, muss der Gärtner nachhelfen und eine künstliche Nacht erzeugen. „Wir haben dann ab etwa 17 Uhr eine schwarze Folie darübergedeckt“, blickt Hilde Benkert zurück.

    Gute, gesunde Pflanzen behalten ihre roten Blätter weit über die Blüte hinaus. „Oft stehen sie noch an Ostern so am Fensterbrett“, weiß sie. Als problematisch in diesem Jahr bezeichnet ihr Mann den extrem heißen Sommer. Bei Außenhitze von 30 Grad lag die Temperatur in den Gewächshäusern teilweise bei 50 Grad. „Die Witterung ist schuld, dass die roten Sterne auf den grünen Blättern heuer etwas kleiner ausfallen“, erklärt er. „Es ist eben nicht alles beeinflussbar, so ist halt die Natur.“

    Dem Verbraucher empfiehlt Benkert, beim Kauf darauf zu achten, dass die Blüten noch zu sehen sind, ein Zeichen der Pflanzengesundheit. Und: „Wenn der Weihnachtsstern einmal kalte Zugluft erhält, ist das sein Tod“, schärft der Gärtner ein. Beim Transport sollte die wärmeliebende Pflanze gut eingepackt werden. Problematisch könnte auch Plastikfolie als Verpackung sein, dann, wenn Kondenswasser an der Innenseite entstehe, so dass Fäulnis die Pflanze befallen könne.

    Die Zimmerpflanze bevorzuge einen hellen Standort, aber nicht in der prallen Sonne. Trockene Heizungsluft mag sie nicht, und die Erde soll nicht zu feucht gehalten werden.

    Ab Anfang November sind hierzulande die Weihnachtssterne im Verkauf; sie sind nach den Orchideen weltweit die beliebtesten Zimmerpflanzen, kennt Rupert Benkert die Statistik. Trotz der Farb- und Formenvielfalt werden hauptsächlich die klassisch roten Exemplare gefragt.

    „Nach Heilig Abend geht aber nichts mehr“, weiß der Waigolshäuser über den Verkauf hierzulande. Ganz im Gegensatz zu den USA, wo die Pflanze als „Poinsettie“ ganzjährig verkauft wird. Dort, in Kalifornien, hatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts die deutsche Auswandererfamilie Ecke die Poinsettie zunächst als Schnittblume etabliert, und zwar als „Weihnachtsblume“. In Europa gelang es 1950, die ersten Sorten für den Topf zu züchten. Der Name „Weihnachtsstern“ wurde geboren, was der Grund dafür ist, dass die Pflanze bis heute nur in der Adventszeit gefragt ist.

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