Schnell wird ein letztes Mal der glitzernde Schal gerichtet und roter Lippenstift aufgetragen – kussecht versteht sich, grinst Silke Christ, schließlich müssen die Damen vom Elferrat der Rafelder Krautsköpf – kurz RKK – an diesem Sonntag nach erfolgreicher närrischer Übernahme des Rathauses noch so einige Küsschen verteilen.
Traditionell treffen sich die Elferätinnen und Elferräte vor dem alljährlichen Rathaussturm im Biergarten vom "Tizi", um sich mit Sekt und Bier auf den offiziellen Startschuss im Rafelder Faschingstreiben einzustimmen.
Zehn Elferrätinnen beim Rathaussturm, der Rest hilft schon in der Kulturhalle
So ist es auch diesmal. Alle Damenelferrätinnen – und natürlich auch Elferräte – sind allerdings nicht vor Ort; ein Teil ist schon in der Kulturhalle im Einsatz. Dort laufen die Vorbereitungen für das Programm im Anschluss an den Rathaussturm mit Auftritten der Gastvereine: Tische werden dekoriert, die Theke eingerichtet, Kinder geschminkt und letzte Tanzschritte geprobt.

Gut zehn Damenelferräte sind für den Rathaussturm im Einsatz an der frischen Luft. Bei schönstem Wetter gilt es einmal mehr Bürgermeister Christian Keller und seinen Gemeinderat aus dem Rathaus zu vertreiben – ein launiges Spektakel, das alljährlich von vielen närrischen Freunden aus nah und fern immer wieder gerne und lautstark unterstützt wird.

Für den "Ausgeh-Fall" haben die Damen ein ganz spezielles Outdoor-Outfit, wie Elferrätin Mela verrät, mit schwarzer Hose und Schuhen, weißer Bluse, rotem Glitzerschal und dem besagten kussechten knallroten Lippenstift – der ist nämlich Pflicht beim Auftritt. Komplettiert wird das mit einem kleinen roten Rucksack mit all den Utensilien, die so gebraucht werden und einem dicken roten Mantel, denn trotz der Sonne ist es kalt.
25 Damen verstärken seit 2014/2015 den RKK-Elferrat
Seit der Session 2014/2015 verstärken die insgesamt 25 Damen den RKK-Elferrat – damals nach großem anfänglichem Zögern der närrischen RKK-Herren. Vor zehn Jahren war das für das männlich dominierte RKK-Faschingspräsidium wohl "schon ziemlich ungewohnt", gibt Sitzungspräsident Stefan Grafe heute zu. Und doch ist das Damenelferrat-Projekt gleich, so Grafe, "wie eine Bombe eingeschlagen" und heute sind die 25 Damen zwischen 26 und 75 Jahren aus dem närrischen Rafelder Faschingstreiben nicht mehr wegzudenken.
Im Gegenteil, es weht seitdem ein frischer Wind; die Damen sorgen einfach für gute Stimmung, zudem haben sich durch sie neue närrische Freundschaften ergeben – das sprichwörtliche Netzwerk hat sich noch einmal massiv erweitert, stellt Grafe fest. Mit einer eigenen Veranstaltung – dem White Dinner im Sommer – und dem Erlös daraus unterstützen die Elferrätinnen dazu noch caritative Zwecke.

Langsam füllt sich der Kirchplatz mit befreundeten Vereinen, auch der ortseigene Spielmannszug, der seit Jahren mit seinen Klängen die Narren klangkräftig unterstützt, läuft sich warm. Die Elferratsdamen nutzen die letzte gute Gelegenheit für einige lustige Blödel-Fotos und drehen ein Video für den Auftritt der RKK bei Instagram, ein letztes Anstoßen und dann geht es auch schon los.
Vor dem Rathaus hat sich eine ansehnliche Menschenmenge versammelt. Als "Helden unserer Kindheit" – das diesjährige RKK-Sessionsmotto – haben sich Bürgermeister Christian Keller und sein Gremium übrigens ganz "zufällig" verschanzt. Aus den Fenstern prasselt der erste Bonbonregen, auf den sich die Kinder stürzen. Der gewohnte rhetorische Schlagabtausch zwischen Sitzungspräsident Stefan Grafe und dem Bürgermeister folgt, anschließend stürmen die Narren das Rathaus – ganz vorne mit dabei die Damen vom Elferrat, die es sich nicht nehmen lassen, den Bürgermeister eigenhändig vor die Rathaustür zu befördern.
Anschließend geht es in der Kulturhalle weiter, dann heißt es für die Damen: raus aus dem Ausgeh-Outfit und rein in die schwarzen Helferklamotten der RKK.

Bis der Fasching zu Ende geht, steht für die Elferrätinnen noch einiges auf dem Programm. Nach einigen bereits absolvierten Besuchen bei diversen Rathausstürmen und der FEN-Auftaktsitzung steht nun jedes Wochenende der Besuch einer Sitzung bei den närrischen Freunden an, bis am Faschingswochenende die zwei Prunksitzungen der RKK über die Kulturhallenbühne gehen, bei denen wieder der Einsatz auf, vor und hinter der Bühne ansteht – wir freuen uns drauf, grinsen die Elferrätinnen und prosten sich ein letztes Mal zu, bevor es an die närrische Arbeit geht.