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SCHWEINFURT: „Wie kann man so eine Schule schließen?“

SCHWEINFURT

„Wie kann man so eine Schule schließen?“

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    Am Dienstag demonstrierten Schüler und Eltern auf dem Wichtermann-Platz für den Erhalt der Rathenau-Schulen (im Bild). Abends war dies das Thema bei der SPD-Veranstaltung „Schule mit Profil – Zukunft der Walther-Rathenau-Schulen“ im Pfarrzentrum St. Kilian.
    Am Dienstag demonstrierten Schüler und Eltern auf dem Wichtermann-Platz für den Erhalt der Rathenau-Schulen (im Bild). Abends war dies das Thema bei der SPD-Veranstaltung „Schule mit Profil – Zukunft der Walther-Rathenau-Schulen“ im Pfarrzentrum St. Kilian. Foto: Foto: Martina Müller

    Dass bayerische Oberbürgermeister städtische Schulen schließen wollen, sei nichts Besonderes, sagt der SPD-Landtagsabgeordnete Martin Güll, „das wollen viele“. Grund: „Der Freistaat Bayern finanziert kommunale Schulen zu schlecht.“ Trotzdem fragt sich Güll, früher selbst Schulleiter, nachdem er sich das Rathenau angesehen hatte: „Wer kommt auf die Idee, diese Schule zu schließen?“

    Die Idee stammt, wie berichtet, von der Stadt Schweinfurt. Diese bezieht sich auf den Schulentwicklungsplan, den sie in Auftrag gegeben hatte, in dem auf Seite 138 die Auflösung des Rathenau-Gymnasiums empfohlen wird.

    Die drei verbleibenden Gymnasien sollen durch die Rathenau-Schließung stabilisiert werden 

    Und: Zur "Vermeidung von Leerständen“ spricht sich der Schulentwicklungsplan für die gleichzeitige Zusammenlegung der Realschulen Rathenau und Schonungen als „bevorzugte“ Option aus. Die drei verbleibenden Gymnasien würden so langfristig stabilisiert.

    Ex-Schulleiter Güll, Vorsitzender im Ausschuss für Kultus und Bildung im bayerischen Landtag, hat „schon viele Schulentwicklungspläne gesehen“.

    Güll: Kein Wort über die Stärken und Schwächen der Schulen

    Am Schweinfurter fällt ihm auf, dass „kein einziges Wort über die Stärken und Schwächen der Schulen drinsteht“. Dem Plan fehle jede pädagogische Zielsetzung. Für diese Erkenntnis gibt es großen Applaus. Seit Bekanntwerden des Schließungsplanes der Stadt lautet die Kritik von Eltern, Lehrern, Schülern und Teilen des Stadtrates, dass es der Stadt offenbar nur ums Geld gehe – darum, sich endlich der Personalkosten für die Lehrkräfte entledigen zu können.

    Montag: Es geht auch ums Geld - und um sinkende Schülerzahlen in den Gymnasien

    Dem widerspricht Schulreferent Jürgen Montag, der an diesem Abend einen schweren Stand hat. Ums Geld gehe es auch, aber besonders darum, dass angesichts seit Jahren sinkender Schülerzahlen drei Gymnasien ausreichten – bei gleichzeitiger Sicherung der Bildungsqualität.

    Dem widersprechen alle auf dem Podium der von MdL Kathi Petersen geleiteten SPD-Veranstaltung im Pfarrzentrum St. Kilian und im Publikum. Für Güll ist das Rathenau eine außergewöhnliche Schule mit dem einmaligen Vorteil: Gymnasium und Realschule unter einem Dach mit allen Vorteilen der Durchlässigkeit zwischen den beiden Schularten.

    Biesold: Auf staatliche Schulen hat die Stadt keinerlei Einfluss

    Als Alternative bringt Montag eine Zusammenarbeit zwischen der (um die Realschule Schonungen vergrößerte) Rathenau-Realschule mit dem Olympia-Morata-Gymnasium gegenüber ins Spiel. Auf zwei unterschiedliche staatliche Schulen habe die Stadt doch gar keinen Einfluss, stellt Kirstin Biesold vom Förderverein unter großem Beifall klar.

    Den größten Rathenau-Vorteil können andere Gymnasien nicht auffangen

    Die Stadt habe nur an ihrer Schule die Möglichkeit, eine Zielstruktur vorzugeben, sagte Güll. Und: Um Gymnasiasten von vier Gymnasien auf drei zu verteilen „braucht es keinen Schulentwicklungsplan“. Den Riesenvorteil des Rathenau mit Gymnasium und Realschule unter einem Dach – verstanden als „gemeinsame Schule“ – können die anderen Schulen gar nicht auffangen, so Biesold. Eine Schließung wäre eine „entscheidende Einbuße für die Schullandschaft in Schweinfurt“.

    Die wirtschaftswissenschaftliche Ausrichtung des Rathenau-Gymnasiums sei ein Garant dafür, dass in der Industriestadt Fachkräfte ausgebildet und hier gehalten werden könnten, sagt Elternvertreter Wolfgang Markert. Montags Einsparargumente überzeugen ihn nicht. Jeder Euro fürs Rathenau garantiere auch künftig kräftige Steuereinnahmen für die Stadt.

    Elternsprecher Markert: Montags Schreiben wirkt wie ein Maulkorberlass für die Lehrer

    Und: Die Altersvorsorge für verbeamtete Lehrer abgezogen, reduziere sich das Einsparpotenzial einer Schulschließung für die Stadt von 6,7 auf 2,5 Millionen Euro. Montags Schreiben an die Schulleitung vom 11. Juli (wir berichteten) sieht Markert als „Maulkorberlass“ für die Lehrer. Seither seien diese zum Thema Schulschließung schweigsam.

    An diesem Donnerstag beschäftigt das Thema den Stadtrat

    Für den Fall, dass die Stadtratsmehrheit im Herbst die Schulschließung beschließt, kündigt Stadtrat Herbert Wiener (SPD) die Einleitung eines Bürgerbegehrens an. An diesem Donnerstagvormittag sind der Schulentwicklungsplan und das Rathenau Thema im Stadtrat.

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