WAIGOLSHAUSEN (MAR) Bereits zum zwölften Mal öffnete Helma Walter ihren großflächigen Garten für befreundete Künstler. Unter Schatten spendenden Bäumen und neben einem idyllischen Teich stellten zehn Hobbykünstler ihre Gemälde, Keramiken, Tischsets, Skulpturen, Schmuck oder Ikebana-Arrangements aus. Dabei konnten die zahlreichen Zuschauer den Schaffenden über die Schulter schauen.
Als Höhepunkt zeigte Helma Walter ihren Gästen den Raku-Brand. "Raku ist eine alte japanische Töpfertechnik, die ursprünglich dem Zen-Buddhismus entspringt", erklärte sie. Die frisch gebrannte Keramik kommt noch heiß in eine mit Sägemehl ausgelegte, verschließbare Kiste. Durch die hohen Temperaturen entsteht eine Flamme, die den Sauerstoffgehalt in der Umgebung der Keramik absenkt. So entsteht ein einzigartiges Farbenspiel mit kupferfarbenen Akzenten. Die anschließende schnelle Abkühlung mit Wasser lässt in der Glasur antik anmutende Risse entstehen.
Marianne Schmitt demonstrierte inmitten der üppigen Staudenpracht Ikebana, die japanische Kunst des Blumensteckens. "Ich beschäftige mich mit der Blüte im Hier und Jetzt", stellte die Künstlerin auch hier die Verbindung zur fernöstlichen Philosophie her. Ihre Kunst ist nicht für die Ewigkeit, sondern "soll der einzelnen Blüte zu ihrer schönsten Geltung verhelfen, bevor sie stirbt".
Ein Geheim-Tipp ist die Ausstellung von Helma Walter nicht mehr. Viele Besucher kommen Jahr für Jahr nach Waigolshausen. Auch die Kinder fühlen sich hier wohl. Die größte Anziehungskraft bietet für sie der mit Seerosen bedeckte Teich und die Glasperlen von Hermann Heinickel. "Wer weiß, wie das Loch in die Perle kommt?", fragte Heinickel in die Runde. "Du stichst es mit einer heißen Nadel rein", glaubte der fünfjährige Dominik zu wissen. Doch der Künstler spannte die Geduld seiner kleinen Fans nicht länger auf die Folter. Aus einer farbigen Glasstange wird unter großer Hitze eine Art Ring um eine Metallspitze geformt - fertig ist die Perle. Doch die besonders schönen, teils mehrfarbigen Glasperlen gibt Hermann Heinickel an seine Frau Marga weiter. Sie lässt daraus Ketten, Armreifen und anderen Glasschmuck entstehen.
Daneben belebte Marlene Bujok den Garten am Waigolshäuser Bahndamm mit ihren "Südafrikanischen Gemälden". Diese Mischung aus Bodenständigkeit, dem Hauch ferner Kulturen, künstlerischer Inspiration und gemütlicher Oase ist es wohl, die die Ausstellung zu etwas ganz Besonderem macht.