"Es ist eine in Deutschland noch sehr junge Sichtweise", sagt er, "und deswegen wird sich auch erst mit der Zeit eine Form heraus kristallisieren, wie wir mit dem Thema Beerdigung umgehen". Grundsätzlich kann jeder Buddhist wählen, wie er bestattet werden möchte, im Rahmen der Möglichkeiten natürlich.
Vogelbestattungen wie in Tibet, auf 4000 Metern Höhe, wo der Leichnam zerteilt und den Vögeln zum Fraß vorgelegt wird, sind im deutschen Gesetz wohl nicht vorgesehen. "Wir suchen aber schon nach anderen Formen", sagt Curd Kühnel.
Speziell im tibetischen Buddhismus gibt es eine besondere Art der Sterbebegleitung, die Meditation Phowa. Diese Vorbereitung auf den Tod wird zeitlebens immer wieder geübt. Die Mitglieder der hiesigen Karma Kagyü Linie bieten einen Sommerkurs an, in dem die Teilnehmer lernen, mit Phowa umzugehen. Mit Hilfe bestimmter Mantras wird der Wunsch nach der Verschmelzung mit Buddha Öpame aufgebaut, dem Buddha des "grenzenlosen Lichtes" und die Vorstellung, seinen Geist in das "Reine Land" zu schicken. Angehörige oder Freunde machen das Phowa für den Sterbenden im Moment seines Todes oder innerhalb von drei Stunden danach. Quasi als Unterstützung für den Geist, der diese Hilfe, so glauben die Buddhisten, in den folgenden 49 Tagen gut brauchen kann. In dieser Zeit durchläuft der Geist verschiedene Stadien des Bewusstseins. Zuerst erkennt er sich nicht als tot. Wenn er es begreift, fällt er in einen Schockzustand, aus dem er aber erwacht, um sich einen neuen Körper zu suchen. Die Art und Weise, wie man gelebt hat, die Summe der Taten also, bestimmt, wo der Geist wieder geboren wird. Nach 49 Tagen, darauf vertrauen die Buddhisten, findet der Geist seinen neuen Körper.
In den ersten drei Tagen nach dem Tod, wenn der Geist sich noch nicht als tot erkennt, bleibt das Bewusstsein in der Nähe des Körpers. Deswegen sollte der Leichnam, wenn möglich, in seiner gewohnten Umgebung bleiben, auf keinen Fall schon begraben oder verbrannt werden.
Im letzten Teil unserer Serie kommt ein Trauerredner zu Wort.