Mitten in der Einöde sitzt Ranchbetreiber Stefan Breu mit Westernhut in der Tankstelle, das geladene Gewehr vor sich auf dem Tisch. Kommissar Peter Haller stürmt hinein. Es geht um einen Mord an einer jungen Studentin. Große Emotionen, aber durch das Fenster sieht man draußen ein braunweiß-geschecktes Westernpferd stehen. Genüsslich grast es unter der Anzeigentafel für Benzinpreise.
Augenzwinkernder Krimispaß auf fränkisch. Und in diesem Moment schwillt im Saal des Kinos Odeon ganz besonders eine Brust vor Stolz. Sie gehört Erika Donner aus Donnersdorf. Die Frau sitzt mit ihrer Tochter in den vordersten Reihen und sieht ihre eigene Tankstelle bei der Premiere des Krimis „Bamberger Reiter“ auf der Leinwand. Für die Szene stellte sie ihre Tanke drei Drehtage lang zur Verfügung. Das Filmset des BR bei der Arbeit zu beobachten, war für sie ein„aufregendes und interessantes Erlebnis“. Naja, hin und wieder kauften die Mitarbeiter auch Zigaretten bei ihr, und es gab Buffet für alle.
Mit Hilfe des Locationscouts Alexander Schimkus wurden Regisseur Michael Gutmann und Drehbuchautor Peter Probst in der Umgebung Bambergs bei der Suche nach geeigneten Drehorten fündig. So tauchen im Laufe des Settings markante Ortsmarken auf: vom Antiquitäten-Buchladen an der Oberen Brücke über die Innenstadtuniversität bis hin zur Sandstraße und dem Dom selbst. Zwar flechten die Filmemacher Insider-Wissen wie den Neptunbrunnen „Gabelmoo“ oder die Sandkerwa und auch das Rauchbier geschickt ein. Dafür gelingt es nicht immer, die Mentalität der Bamberger selbst einzufangen.
„Traum von der Prärie“
Warum ausgerechnet Westernfeeling in einem Frankenkrimi? Drehbuchautor Peter Probst meint, das Westernreiten stelle die Ruhe und Gelassenheit dar, die für Franken charakterisierend sei. Regisseur Michael Gutmann beteuert, die Landschaft rund um Bamberg verkörpere ein wenig den „Traum von der Prärie“. Das Filmset funktionierte den stadtnahen Reiterhof „Rothof“ der Familie Brahmann in einen Westernreitclub um. Der Kontrast zu den engen Gassen in der Innenstadt mache das Besondere des Settings aus. Auch für Produzent Sven Burgemeister von TV60Film bietet Bambergs Idylle „die Nähe von der Kleinstadt zum Land, das Verwinkelte der Gassen und die Romantik“ einen idealen Drehort.
„Wie war nochmal Ihr Name?“– „Schäuffele.“ Gelächter tönt aus dem Publikum. Der Kommissar, dessen Name an das Leibgericht der Franken erinnert, wird vom Forchheimer Sven Waasner gespielt. Der Film legt großen Wert auf die fränkische Mundart. Die Besetzung weist fast durchgängig fränkische Wurzeln auf. Gerade der oberfränkische Hauptdarsteller Thomas Schmauser in der Rolle des Peter Haller genießt den Heimvorteil, spielte er doch beim letzten Frankenkrimi in Würzburg.
Erotische Verstrickungen
Als der Kommissar nun aus Würzburg in die Domstadt zurückkehrt, um das Erbe seiner Mutter zu ordnen, steckt er im Nu in einem Mordfall. Nahe dem Reithof wird eine Studentin tot aufgefunden. Schnell zeigt es sich, es war kein Reitunfall.
Zusammen mit Kollegin Birgit Sacher (Teresa Weißbach) begibt sich Haller auf die Spuren des Mörders . . . Die Jagd endet in einem Netz erotischer Verstrickungen.
Der Titel „Bamberger Reiter“ geht auf die berühmte und rätselhafte Steinskulptur im Dom zurück. Dieses Motiv des Unbekannten wird durch einen verhüllten schwarzen Reiter symbolisiert, der im Film nachts am Dom vorbeireitet. Ein weiteres Rätsel. Die Auflösung bleibt selbst am Ende undurchsichtig. Genug Diskussionsstoff für die Familie und Freunde zu Hause vor dem TV.