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GEROLZHOFEN: Willkommen im „Club der Verrückten“

GEROLZHOFEN

Willkommen im „Club der Verrückten“

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    Willkommen im „Club der Verrückten“
    Willkommen im „Club der Verrückten“

    Als verrückt bezeichnet zu werden, ist nicht unbedingt das, wonach der Mensch gewöhnlich strebt. Als Bezwinger der drei berüchtigten Radanstiege des Mont Ventoux innerhalb von 24 Stunden darf sich der gebürtige Gerolzhöfer Joachim Brand nun dennoch Mitglied im „Club de Cinglés de Mont Ventoux“, auf deutsch: „Club der Verrückten des Mont Ventoux“, nennen. Auch der Sohn von Horst und Hanna Brand ist der Faszination und dem Mythos dieses 1912 Meter hohen Radsportberges in der Provence erlegen.

    Er wurde schon auf Stelzen bezwungen, von Läufern, querschnittsgelähmten Hand-Bikern, meistens aber mit dem klassischen Fahrrad. Eltern schreiben in großen Lettern stolz den Namen ihrer radelnden Kinder auf den Asphalt. Aber auch bereits über 80-jährige Radenthusiasten bezwingen den kahlen Gipfel in den provenzalischen Voralpen.

    Was aber macht die Faszination dieses Berges aus, dass sich jährlich zigtausende Radsportler über die drei möglichen Anstiege nach oben quälen wollen? Ist es seine herausragende Höhe, die bei klarer Sicht Ausblicke bis in die Pyrenäen, den Alpen und zum Mittelmeer ermöglichen? Ist es die beeindruckende Mondlandschaft auf den letzten sechs Kilometern zum Gipfel? Sind es die schweren Bergankünfte bei der Tour de France, die 1967 Radprofi Tom Simpson als Todesopfer forderten, gedopt mit Amphetaminen und unter Alkoholeinfluss?

    Oder sind es die drei Anstiege von Bedoin (21 Kilometer, 1610 Höhenmeter, 7,8 Prozent Steigung), von Malaucene (21 Kilometer, 1570 Höhenmeter, 7,6 Prozent Steigung) und von Sault (26 Kilometer, 1180 Höhenmeter, 5,1 Prozent Steigung), die durch Wälder, Weinberge, Lavendelfelder und die Steinwüste zum Militärturm am Gipfel führen?

    Im Sommer machen den Radsportlern neben den nicht enden wollenden Rampen von 11 bis 13 Prozent Steigung die Hitze und ganz oben vor allem der teilweise extrem böige Wind zu schaffen.

    Dazu kommt die seltsame optische Täuschung auf den letzten sechs Kilometern von Chalet Reynard zum Militärturm. Joachim Brand: „Man nähert sich ihm eigentlich, aber trotzdem scheinen die langen Kehren nach oben immer mehr zu werden. Besser ist es, man konzentriert sich auf seine Tachoanzeige. Wer seine Kräfte zu früh aufbraucht wird bitter bestraft und muss gegen Ende das Rad nach oben schieben oder gar aufgeben.“

    In der Tat fordert der Berg jährlich zwischen zehn und 20 Todesopfer, die meisten von ihnen aufgrund von Herzversagen. Joachim Brand ist dennoch ein seit Jahren begeisterter Fan des „weißen Riesen der Provence“. Jetzt stellte er sich der Herausforderung, alle drei Anstiege hintereinander an einem Tag zu bewältigen.

    Zu Beginn stand die schwerste Auffahrt von Bedoin an, die er in einer Stunde und 37 Minuten bewältigte, dann die kaum leichtere Auffahrt von Malaucene (1:33 Minuten) und zum Abschluss der etwas leichtere Anstieg von Sault (1:33 Minuten), der ihm am Nachmittag angesichts der großen Hitze von 34 Grad allerdings nochmals die letzten Kräfte und Reserven abverlangte.

    Für die drei Anstiege und die drei Abfahrten benötigte Brand am Ende insgesamt sechs Stunden und 30 Minuten bei einer Gesamtstrecke von 140 Kilometern. Übrigens widmete Brand den schwersten Anstieg von Bedoin einer kürzlich erkrankten Kollegin.

    Aufgewachsen in Gerolzhofen, hat es den heute 46-Jährigen 1988 durch das Studium zunächst nach Würzburg verschlagen. Seit 1998 lebt der Lehrer mit seiner Frau in Hettstadt. Radsport betreibt Joachim Brand seit 1999, seit dem Jahr 2000 wettkampfmäßig.

    Sein Jahrespensum beträgt zwischen 13000 und 14000 zurückgelegte Kilometer. Dazu kommen Laufeinheiten oder das Training im Fitnessstudio. Seine Lieblingsdisziplin ist das Einzelzeitfahren, aber auch Straßenrennen oder Mountainbike-Rennen fährt er besonders gerne.

    In seiner Eigenschaft als Lehrer an der Mittelschule in Waldaschaff hat Joachim Brand dort einen Radsport-Stützpunkt gegründet und aufgebaut. Kinder ab der 5. Klasse bekommen dort im so genannten Differenzierten Sport wöchentlich vier Stunden Radsport unterrichtet. Zugleich hat er eine Werkstatt mit 15 Mountainbikes eingerichtet.

    2010 wurde unter maßgeblicher Beteiligung des gebürtigen Gerolzhöfers im Ringerverein KSV Waldaschaff auch eine Radsport-Abteilung gegründet, in der inzwischen ab einem Alter von drei Jahren geradelt wird.

    Joachim Brand ist beim Bayerischen Radsportverband der Schulbeauftragte für den Radsport und bayernweit für die Schulsportwettbewerbe in Sachen Mountainbike (MTB) zuständig. Mit dem Lehrteam Radsport bildet er jedes Jahr zwischen 25 bis 40 Lehrer für den Radsport an Schulen im Freistaat aus. Mehr Infor4matikonen gibt es im Internet unter www.bikepoolbayern.de

    Um auf den Mont Ventoux zurückzukommen. Als Bezwinger der drei Anstiege innerhalb von 24 Stunden gehört Joachim Brand, wie erwähnt, zum „Club der Verrückten des Mont Ventoux“.

    Dazu sagt ein provenzalisches Sprichwort: „Du musst nicht verrückt sein, um den Ventoux hinaufzufahren. Aber du bist gewiss verrückt, wenn du auf ihn zurückkehrst.“ Das ist Joachim Brand nun allerdings seit 2006 schon mehrfach.

    Das erste Mal übrigens zum Aufbautraining mit operierter Achillessehne, diesmal aber nach entsprechender Vorbereitung und um drei Kilo leichter, um endgültig als verrückt zu gelten.

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