Die seit Ende 2014 in Bayern geltende 10-H-Regelung und der oft große Widerstand der von Windenergieanlagen betroffenen Anrainer vor Ort haben den Windenergieausbau im Freistaat seit einigen Jahren nahezu vollständig ausgebremst. Zu den wenigen Kommunen, die das schwierige Thema trotzdem aktiv anpacken, gehören die Stadt Arnstein und die Nachbargemeinde Werneck. Sie sind in einen Dialog mit ihren Bürgern eingetreten, um ergebnisoffenen auszuloten, ob und unter welchen Bedingungen eine Nutzung der Windkraft auf der Schraudenbacher Höhe möglich ist.
Die Gründe erläuterten Arnsteins Bürgermeister Franz-Josef Sauer und der Wernecker Bürgermeister Sebastian Hauck bei einem Pressegespräch im Vorfeld von drei Bürgerdialog-Veranstaltungen in den Gemeindeteilen Schraudenbach und Vasbühl sowie in Schwebenried auf Arnsteiner Seite. Mit dabei war ein Team der Windkümmerer Unterfranken, die die beiden Kommunen im Dialog mit den Bürgern und bei der Entscheidungsfindung neutral als auch kostenfrei unterstützen und fachlich begleiten. Hierbei handelt es sich um Mitarbeiter der Beratungsfirmen Ifok sowie von endura kommunal.
Alle Möglichkeiten auf den Prüfstand stellen
Der Klimawandel und seine Auswirkungen seien mehr als deutlich. Auch Kommunalpolitikern erwachse daraus eine Verantwortung, der sie sich stellen müssten, sagte Sauer. Der Stadtrat von Arnstein habe beschlossen, alle Möglichkeiten für eine Nutzung erneuerbarer Energien in der Gemeinde auf den Prüfstand zu stellen. Auch ein Ausbau der Windenergie in den regionalplanerisch dafür ausgewiesenen Flächen zwischen Schwebenried, Schraudenbach und Vasbühl soll noch einmal überprüft werden.
Erfolgreich beworben hatte sich Arnstein in der Folge für eine Teilnahme am Förderprogramm "Regionale Windkümmerer", die Teil der von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger ins Leben gerufenen Windenergieoffenensive ist. Er sei froh, dass mit den Windkümmerern Fachwissen in den Dialog eingebracht wird, sagte Sauer. Denn es gehe nicht darum, den Bürgern etwas überzustülpen, sondern im sachlichen Austausch Akzeptanz zu gewinnen.
Hauck: Leute reagieren meist ablehnend
Weil die ins Auge gefassten Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für Windkraft beiderseits der Gemarkungsgrenze von Arnstein und dem Markt Werneck liegen, "lag es uns am Herzen, da nachbarschaftlich heran zu gehen", erklärte Sauer. Im Frühjahr sei Arnstein "auf uns zugekommen", schildert Hauck. Der Wernecker Gemeinderat sprach sich in der Folge für eine Beteiligung an dem Meinungsbildungsprozess aus. Um die gleichen Informationen zu bekommen und auf Augenhöhe mit Arnstein diskutieren zu können entschied sich das Gremium dafür, ebenfalls das Förderprogramm Windkümmerer zu nutzen.
Wenn man die Leute direkt frage, reagierten sie meistens ablehnend, sagte Hauck. Auch er hofft, durch Erklären und Informieren mehr Akzeptanz zu gewinnen. Gespannt zeigte sich Hauck auf den Verlauf der Bürgerdialog-Veranstaltungen, zu denen sich in Schraudenbach 60 und in Vasbühl 35 Interessierte angemeldet hatten.
Bedenken, Sorgen und Hinweise auf Pin-Wänden
Zu Beginn der Veranstaltungen führte Rolf Pfeifer, Windkraft-Experte und Geschäftsführer von endura kommunal, mit einen Input-Vortrag in die Thematik ein. Im Anschluss waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgerufen, an vier Themeninseln mit den Windkümmerern sowie Hans Stark vom Universitäts-Forstamt Sailershausen, Bürgermeister Hauck und dem Geschäftsleiter der Gemeinde, Konrad Bonengel, ins Gespräch zu kommen.
Alle dabei vorgebrachten Bedenken, Sorgen und Hinweise wurden auf Pinnwänden stichpunktartig dokumentiert. Vorgesehen ist eine Auswertung, die öffentlich gemacht wird und in die weitere Entscheidungsfindung der Gemeinden einfließt, wie ifok-Mitarbeiterin Rebecca Ruhfaß erklärte. Kritik am Format der Veranstaltungen äußerten zu Beginn zwei offenbar aus Schwebenried kommende Teilnehmer. Ihrer Meinung nach sei es ein großer Nachteil, dass keine Möglichkeit zur offenen Diskussion im ganzen Plenum bestehe. Es gehe darum, sich fachlich zu informieren, was in einem so großen Kreis nicht möglich sei, erklärte Pfeifer.