Nicht nur in Schonungen haben die milden Winter der letzten Jahre die Diskussion über die "Arbeitslosen" auf den Bauhöfen der Gemeinden, des Landkreises und der Stadt Schweinfurt belebt. Gemeint sind die Räum- und Streufahrzeuge, die in diesem Winter allerdings schon öfters als vor Jahresfrist im Einsatz waren und beispielsweise in der Stadt Schweinfurt mit knapp 500 Tonnen das Zweifache der Salzmenge der Saison 2019/20 auf den Straßen abgeladen haben.
Tauwetter und Frost
"Wer den Nagel in den Wand schlagen will, der braucht einen Hammer, auch wenn er nur einmal im Jahr ein Bild aufhängt", sagt Bürgermeister Stefan Rottmann. Für die Sicherheit auf den Straßen der Gemeinde Schonungen werden deshalb vor der ersten Kälte zwei Unimogs zu Räum- und Streufahrzeugen umgerüstet, die diesmal seit Mitte Dezember nahezu täglich im Einsatz sind. "Die Temperaturen um den Nullpunkt mit Tauwetter und Frost sorgen für das ständige Ausrücken", meint dazu auch Norbert Müller von der Straßenmeisterei des Landkreises, die in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Bauamt für die Sicherheit auf den Kreis-, Landes- und Bundesstraßen im Landkreis sorgt.
Die Statistik des Landratsamts weist für den Winter 2018/19 den Verbrauch von 1300 Tonnen Salz und 390 Tonnen Lauge bei 51 Einsätzen vor. 2019/20 wurde 62-mal ausgerückt, und 1200 Tonnen Salz sowie 470 Tonnen Lauge wurden auf die Straßen gebracht. Bis zum 26. Januar war der Winterdienst des Landkreises in der aktuellen Saison bereits 51-mal unterwegs, und 1250 Tonnen Salz sowie 420 Tonnen Lauge wurden verbraucht.
30 Einsätze in der Stadt Schweinfurt
Dass die Temperaturen am Gefrierpunkt eine Herausforderung sind, zeigen ebenfalls die Zahlen des Servicebetriebs Bau und Stadtgrün der Stadt Schweinfurt. Dessen Winterdienst kam vor Jahresfrist mit knapp 200 Tonnen Salz aus. Seit Oktober 2020 wurden bis zum 26. Januar nun schon 485 Tonnen Salz verbraucht – von den jeweils fünf großen Räum- und Streufahrzeugen, die pro Einsatz 207, 3 Kilometer unterwegs sind. Statt der 30 Einsatztage des Straßendienstes meldet der Räum- und Streudienst für die Fuß- und Radwege sowie die 365 Straßenübergänge erst 20 Aktivitäten (für bis zu 75 Mitarbeiter, sechs Transporter mit Räum- und Streueinrichtungen, mehrere Schmalspurfahrzeuge, Handräummaschinen und Handstreuwagen). Der durchschnittliche Verbrauch der letzten Jahre an Salz ist in der Stadt bereits um 125 Tonnen übertroffen. Der Spitzenwert von 800 Tonnen aus dem Winter 2005/02 werde aber wohl nicht erreicht, sagt Betriebsleiter Mathias Graupner.

Einen gemeinsamen Winterdienst von Landkreis und Freistaat gibt es zwischen Fladungen und Berchtesgaden nur in Schweinfurt, wo die Bereitschaft in drei Schichten (Mitternacht bis 7 Uhr, bis 16 Uhr und bis Mitternacht) aufgeteilt ist. Abgefahren wird eine Gesamtstrecke von 700 Kilometern auf Kreis-, Staats- und Bundesstraßen sowie auf 50 Kilometern Gemeindestraßen (im Auftrag). Mit der Kooperation hat sich die Einsatzzeit verkürzt – für die zusammen 19 Räum- und Streufahrzeuge von früher 3,5 auf jetzt 2,5 Stunden. Zur Fahrzeugflotte zählen noch zwei Geländewagen, mit denen nach der Ansage kritischer Straßenverhältnisse jeweils ein Melder im Norden und einer im südlichen Landkreis unterwegs ist. Mit 500 Kilogramm Salz auf der Ladefläche können die Melder punktuelle Gefahren (Brücken und Waldstücke) entschärfen. Reicht dies nicht, werden die Kollegen des Winterdienstes alarmiert.
Einsparung durch Feuchtsalz
Zum Einsatz kommt beim Winterdienst heute vor allem das Feuchtsalz FS30 (70 Prozent Salz, 30 Prozent Lauge), das erst auf dem Streuteller der Fahrzeuge mit der Lauge vermischt wird, das nicht verweht wird und nahezu sofort wirkt. Bei den neueren Fahrzeugen ist ein Umschalten auf FS 100 möglich. Bei Temperaturen wenig unter dem Nullpunkt wirkt dieses Gemisch mit nur 23 Prozent Salz schneller, versagt jedoch bei strengerem Frost. Auf den Quadratmeter wurden einst 30 Gramm Trockensalz gestreut. FS30 reduzierte auf 15 Gramm. Bei FS 100 sind es nur noch vier Gramm Salz pro Quadratmeter.
Trotz des höheren Verbrauchs sind die Lager der Straßenmeisterei (Niederwerrn und Gerolzhofen) gut gefüllt. Doch der Winter ist noch nicht vorbei. "Wir haben noch eineinhalb Monate", sagt Norbert Müller.