Wer sich nicht sicher ist, wie man das andere Geschlecht ansprechen kann, der hätte im Literaturhaus Wipfeld viel darüber lernen können. Mit viel Charme und Witz gaben Hans Driesel und Daniela Sandner eine Anleitung zum Flirten. Wissenschaft und Literatur wechselten sich dabei ab und ergaben am Ende ein humorvolles Gesamtbild, das beim Publikum im vollbesetzten Literaturhaus für Gelächter sorgte. Untermalt wurde die Veranstaltung von Barbara Puppa Hennerfeind mit Gitarre und Gesang.
Am Anfang ging es um die Bibel und den verbotenen Apfel als "Symbol, das alle Liebenden umtreibt", so Driesel. Sandner warf die Frage auf, ob Männer sich überhaupt noch zu einem Flirt trauen oder ob sie seit der MeToo-Debatte zu verunsichert seien. Fakt ist jedoch, dass es den Flirt zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte gegeben hat. Große Literaten wie Walter von der Vogelweide, Hans Sachs, Johann Wolfgang von Goethe oder William Shakespeare haben diesem in ihren Werken großen Raum gegeben.
Während sich Driesel der literarischen Seite zuwendete, beispielsweise die Gretchenszene in Goethes Faust zum Besten gab, beleuchtete Sandner die wissenschaftliche Seite. Danach ist es gar nicht so wichtig, was man beim Flirten sagt, sondern wie man dabei auftritt. Größere Chancen auf ein zweites Date hat im Übrigen, wer seine Gefühle nicht von Vornherein verrät.
Für viel Gelächter sorgte Driesel, als er Heine zitierte: "Eine beßre Wärme gibt eine Kuhmagd, die verliebt uns mit dicken Lippen küßt und beträchtlich riecht nach Mist." Allerdings verhehlte er die Verehrung Heines für das weibliche Geschlecht nicht.
Verändert hat sich aus wissenschaftlicher Sicht am Flirt selbst durch die Geschichte hinweg nicht viel. Dies wurde aus Tagebucheinträgen deutlich, die Sandner im Zuge vonForschungen zu ihrer Doktorarbeit gesichtet hat und an diesem Abend rezitierte. Ob die in zwei Männer verliebte Dorothee oder der Frauen bewertende Priesterkandidat Godo, in manchen Szenen konnte der eine oder andere sich mitunter selbst wiedererkennen. Zum Ende des Vortags verriet Sandner dann noch, wie die interessierte Körpersprache der Damenwelt aussieht. So könne der Mann anhand übereinander geschlagenen Beinen oder Haareschütteln überprüfen, ob er gerade gut ankommt oder halt eben nicht.