Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

Schonungen: „Wir können die Welt friedlich verändern“

Schonungen

„Wir können die Welt friedlich verändern“

    • |
    • |
    Mit den Erntegaben nach dem ökumenischen Gottesdienst (von links): Lektor Gerhard Räth, Pfarrer Martin Schewe, Organist Bernhard Wenzel, Saxophonist Denis Khraban und Diakon Dr. Michael Wahler.
    Mit den Erntegaben nach dem ökumenischen Gottesdienst (von links): Lektor Gerhard Räth, Pfarrer Martin Schewe, Organist Bernhard Wenzel, Saxophonist Denis Khraban und Diakon Dr. Michael Wahler. Foto: Roland Frühwacht

    Am 30. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung fand in der Pfarrkirche St. Georg in Schonungen ein ökumenischer Gottesdienst mit dem evangelischen Pfarrer Martin Schewe und Diakon Dr. Michael Wahler statt. "Die friedliche Revolution in der DDR begann in der Kirche mit dem Wort Gottes, Liedern und Kerzen", erinnerte sich Schewe, der als Zeitzeuge bei den Montagsgebeten in der Nikolaikirche in Leipzig mit dabei war. Auf eindrucksvolle Weise berichtete er von den Anfängen der Friedensgebete im Jahre 1984 bis zur Grenzöffnung im Jahre 1989.

    Die Friedensbewegung berief sich damals auf die Verfassung der DDR, in der auch die Religions- und Meinungsfreiheit stand. Von einem kleinen Häuflein 1984 schwoll die Besucherzahl bei den Montagsgebeten bis zur Wende zu einer machtvollen Bewegung an. "Wir können die Welt friedlich verändern", das war damals der Wunsch. Beim Friedensmarsch mit Kerzen 1989 stand die Situation auf des Messers Schneide. Denn Volkspolizei und paramilitärische Einheiten standen bereit, um die Demonstration mit Gewalt aufzulösen, so Schewe in seinem Bericht. "Aber Gott sei Dank gab es kein zweites Peking", meinte der Pfarrer mit Blick auf die blutige Niederschlagung der Demonstrationen auf dem Platz des Himmlischen Friedens im gleichen Jahr.

    Schewe, der nach seinen Worten niemals Pfarrer werden wollte, entstammt der sogenannten 1968er-Generation. Er konnte in Jena 1986 sein Abitur in der DDR machen, obwohl er nicht zur Jugendweihe ging und nicht der Norm nach der Auffassung der dortigen Staatsmacht entsprach. Zehn Jahre war Schewe Pfarrer in der evangelisch-lutherischen Christuskirche in Schweinfurt und bis vor kurzem Pfarrer in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Georg in Nürnberg-Kraftshof.

    Anhand eines Originaldokuments der Jungpioniere zeigte Schewe die Erziehungspraktiken der SED, wodurch Kinder und Jugendliche schon frühzeitig im Staatsbürgerunterricht und mit Hilfe der Jugendorganisationen auf Parteilinie gebracht wurden. In diesem Buch mussten die Kinder und Jugendlichen dokumentieren, wie sie sich zum SED-Staat zu bekennen lernten. Religion hatte dabei keinen Platz und wurde nach der Aussage des deutschen Philosophen Karl Marx (1818-1883) als "Opium für das Volk" bezeichnet. Grundsätzlich hieß es in der DDR: "Es gibt keine Christen mehr."

    Schewe zeigte sich enttäuscht über das Verhalten einiger ehemaliger DDR-Bürger, die die damalige Aufbruchsstimmung vergessen hätten. Sehr beklagenswert sei auch, dass in Teilen der Bevölkerung der Rassismus gesellschaftsfähig geworden sei, so der Pfarrer. In seiner Predigt während des ökumenischen Gottesdienstes ging Schewe auf die Zehn Gebote und die Seligpreisungen der Bibel ein und bezeichnete "Sanftmut" als ein wichtiges Element für einen Christen.

    Der leider nur mäßig besuchte Gottesdienst wurde musikalisch umrahmt von Organist Bernhard Wenzel und Saxophonist Denis Khraban. Zum Abschluss erklang das "Ave Maria" von Franz Schubert mit Saxophon und Orgel.

    Für Kinder: Pioniergebote in der ehemaligen DDR.
    Für Kinder: Pioniergebote in der ehemaligen DDR. Foto: Roland Frühwacht
    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden