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KREIS SCHWEINFURT: „Wir wollen doch nur spielen“

KREIS SCHWEINFURT

„Wir wollen doch nur spielen“

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    Dass diese Idee bei Behörden und Gemeinderat nicht gerade für Begeisterung sorgen würde, war Dieter Heppt, Sprecher der Gruppe, schon klar, bevor es im Gemeinderat schließlich hieß: Aus „baurechtlicher Sicht“ könne ein Paintballfeld auf einem öffentlichen Gelände nicht ausgewiesen werden. Aufgeben kommt für die Paintball-Gemeinde dennoch nicht in Frage. So haben die Jungs von „Bushalte Deluxe“ ein freies Feld im Gewerbegebiet von Hesselbach ausfindig gemacht, das von einem Unternehmer angemietet werden soll. „Wir warten jetzt nur noch auf die Genehmigung durch das Landratsamt. Läuft alles glatt, dann steigt in ein paar Wochen die große Opening-Party, vielleicht sogar mit einem großen Turnier“, sagt Heppt.

    Paintball ist „eine Mischung aus Völkerball, Baseball und Schach“, erklärt Jugendsprecher Heppt. Besonders auf Schnelligkeit, Ausdauer, Teamfähigkeit und eine ausgeklügelte Strategie kommt es dabei an. Die Regeln sind simpel: Zwei Mannschaften aus jeweils drei, fünf oder maximal sieben Spielern treten gegeneinander auf einem umzäunten „SupAir-Feld“ gegeneinander an. Das Feld ist mit dünnen Netzen abgegrenzt und mit aufblasbaren Hindernissen und Barrikaden bestückt. Beide Teams starten gleichzeitig von ihrem Lager aus und verschanzen oder verstecken sich hinter den ersten Barrikaden, die als Etappenziele Schutz bieten.

    Beim ersten Treffer ist es aus

    Ziel des Spiels ist es, die Flagge im gegnerischen Teil des Spielfeldes zu erobern und unversehrt in die eigene Startzone zu bringen. Um den Gegner auf dem Gelände in Schach zu halten und gleichzeitig Spielzüge zu verhindern, besitzen die Teams „Markierer“ – Luftdruck-Schussgeräte mit Farbkugeln. Wird ein Mitspieler von einer Farbkugel getroffen, scheidet er sofort aus. Unter den Augen von Schiedsrichtern, den „Marshalls“, werden für jeden Treffer Punkte verteilt. Etwa fünf bis zehn Minuten dauert eine Partie, diese Form des Spiels nennt sich in der Paintballer-Szene „Capture the Flag“. Seinen Ursprung hatte der Extremsport Ende der 70-er Jahre in den Vereinigten Staaten. Bis heute wächst auch hierzulande die Paintball-Fangemeinde rasant. Die Europameisterschaft „Milleniumseries“ auf dem Nürburgring zählte 1400 Teilnehmer aus 23 Nationen und wurde live im TV übertragen. Turniere in der Bundesliga bis hin zu Regionalliga werden in Deutschland ausgetragen.

    Doch der Sport spaltet: Kritiker sprechen von Gewaltverherrlichung und Militarisierung. Ein Vorwurf, der bei den Mitgliedern des Jugendvereins „Bushalte Deluxe“ nur Kopfschütteln auslöst: „Beim Boxen schlagen sich die Leute die Köpfe ein, da sagt auch niemand etwas – wir wollen doch nur spielen“, sagen sie. Abgrenzen will sich die Gruppe von den „Woodlandspielern“, die sich eher dem amerikanischen Gotcha zuordnen lassen und mit Tarnkleidung im Wald illegale Turniere austragen.

    Deswegen gelten auch bundesweit verschärfte Regelungen für diesen Sport: Gespielt werden darf Paintball nur von Volljährigen auf speziell ausgewiesenen Plätzen, zum Trainieren gehen die Jungs vom Jugendverein daher regelmäßig in die „Ohio Action & Fun Arena“ nach Oberhaid bei Bamberg. Sicherheit, sagt der Hesselbacher Sven Cobb, werde dort groß geschrieben: „Ohne Maske und Schutzkleidung setzt dort keiner nur den Fuß auf das Spielfeld – sogar die Personalausweise überprüfen die.“

    Lebensmittelfarbe und Gelatine

    Das Spiel hat seinen Preis: Markierer ohne viel Schnick-Schnack pendeln sich bei etwa 150 Euro aufwärts ein, rechnet Dieter Heppt vor. Dazu kommen Maske, CO• oder Druckluft als Treibmittel, Munitionsbehälter, Schutzkleidung. Die Kugeln im Durchmesser von 1,7 Zentimetern kosten zwei Cent und bestehen aus Lebensmittelfarbe und Gelatine. Rot ist in Deutschland verboten, wegen der Nachempfindung von Blut.

    Ganz harmlos und ungefährlich ist Paintball natürlich nicht, geben die Jungs zu: Blaue Flecken, Kratzer und Schrammen nehmen sie aber gerne in Kauf. „Das pfitzt ganz schön wenn eine Kugel trifft – am schlimmsten ist es, wenn die auf dem Oberschenkel einschlägt“, weiß Sven Cobb aus leidiger Erfahrung. Kein Wunder, hochwertige Markierer können die Bälle bis zu 300 Stundenkilometer schnell abfeuern.

    „Wenn dir dabei die Gelatine-Salven um die Ohren fliegen, steigt das Adrenalin im Blut ins Unermessliche“, versucht Cobb den Reiz des Paintballs in Worte zu fassen.

    Jetzt wollen die Jungs aus Hesselbach erstmal das ramponierte Image von Paintball aufpolieren: „Wir wollen Aufklärung betreiben und unseren Sport auch in Unterfranken salonfähig machen“, sagt der Jugendsprecher. Interessierte seien jederzeit willkommen. Auch Mädels dürfen gerne mitspielen.

    Online-Tipp

    www.bushalte-deluxe.de

    Das Stichwort: Gotcha oder Paintball Anders als beim Paintball sucht man Schiedsrichter bei Gotcha, was übersetzt „hab dich“ bedeutet, vergeblich. Der Verruf des Gotcha kommt also nicht von ungefähr, zumal es immer wieder Einzelne – gerade aus der rechten Szene – gibt, die aus dem Farbball-Spiel im Wald in Militärkleidung und -ausrüstung eine Kriegs-Show werden lassen und teilweise in Szenarien sogar geschichtliche Kriegsereignisse nachstellen. Spätestens hier trennt sich die Spreu vom Weizen, denn beim Mannschaftssport Paintball, dessen Ausübung in Deutschland aus Jugendschutzgründen erst ab 18 Jahren erlaubt ist, stehen Teamsport, Fairness und Spaß im Vordergrund. Marshalls kontrollieren als Unparteiische den korrekten Ablauf des Spielgeschehens. Außerdem ist beim Paintball das Tragen von Masken und Schutzkleidung Pflicht.

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