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SCHWEINFURT: Wird das Bergl zum Hasenbergl?

SCHWEINFURT

Wird das Bergl zum Hasenbergl?

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    Nicht sehr einladend wirkt das direkte Umfeld der Wohnscheibe am Bergl. Doch eine von der Stadt angeregte gemeinsame Verschönerungsaktion ist an der ablehnenden Haltung der Eigentümer gescheitert.
    Nicht sehr einladend wirkt das direkte Umfeld der Wohnscheibe am Bergl. Doch eine von der Stadt angeregte gemeinsame Verschönerungsaktion ist an der ablehnenden Haltung der Eigentümer gescheitert. Foto: FOTO Waltraud Fuchs-Mauder

    Auslöser des teils sehr emotional geführten Schlagabtausches im Bau- und Umweltausschuss war die Mitteilung der Verwaltung, dass die geplante Aufnahme der Wohnscheibe Bergl in das neue Förderprogramm „Soziale Stadt“ von den zuständigen Behörden abgelehnt worden ist. Eine der Begründungen: Das Gebiet ist zu klein. Die Aufnahme der Wohnscheibe in das Förderprogramm hatten die Fraktionen der Schweinfurter Liste, der SPD und der CSU gefordert, nachdem sich eine Bürgerinitiative am Bergl gegründet hatte, die sich für eine Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität im Umfeld der Wohnscheibe einsetzt.

    Aus Sicht der Stadt ist auch die alternative Fördermöglichkeit, die Gründung einer so genannten Eigentümerstandortgemeinschaft gescheitert. Dieser Zusammenschluss von Eigentümern hätte das Ziel gehabt, durch gemeinsame Aktivitäten das Quartier aufzuwerten. Allerdings hätte der Zusammenschluss auch bedeutet, dass die Eigentümer anteilig die Kosten für etwaige Verschönerungsmaßnahmen hätten tragen müssen.

    Eigentümer ziehen nicht mit

    Etwa 332 000 Euro standen im Raum, um den Platz zwischen der Wohnscheibe und den zumeist leerstehenden Ladengeschäften optisch mit einer Grünanlage aufzuwerten. Dies habe allerdings nicht funktioniert, so Norbert Bauer vom Stadtplanungsamt, weil die Eigentümer grundsätzlich nicht willens oder finanziell überhaupt nicht in der Lage waren, die Kosten zu übernehmen.

    Deshalb kam jetzt seitens der Verwaltung der Vorschlag, dann doch lieber das Gründerzeitviertel für das Förderprogramm „Soziale Stadt“ anzumelden, weil man da bessere Erfolgsaussichten sehe. Bei der Wohnscheibe hingegen sollten sich die SWG als Eigentümerin und Verwalter, die privaten Eigentümer, das städtische Amt für Wirtschaftsförderung und das Baureferat „auf privater Basis“ weiter um eine Aufwertung des Umfeldes kümmern.

    Rüdiger Köhler sagte für die CSU-Fraktion, man stimme diesem Vorgehen zu. Aus den Gutachten zur letztlich gescheiterten Aufnahme in die Förderung „Soziale Stadt“ lasse sich herauslesen, dass der Stadtteil Bergl bayernweit gesehen doch „nicht ganz so schlecht ist“. Dies wollte Herbert Wiener (SPD) so nicht stehen lassen. Am Bergl sei keineswegs alles in Ordnung. Es genüge aber nicht, nur neue Grünanlagen anzulegen. Es müsse vielmehr die gesamte Wohnqualität verbessert werden. „Wir dürfen das Thema jetzt nicht einfach abhaken, nur weil wir nicht gefördert werden“, sagte Wiener.

    Boberg: Schönfärberei

    Grünen-Stadtrat Marc-Dominic Boberg brachte Schärfe in die Diskussion mit seiner Meinung, der Bergl sei zwar „kein Slum“. Allerdings müsse man den „Hilferuf der Bevölkerung“ ernstnehmen und verhindern, dass dort etwas entstehe wie zum Beispiel im Stadtteil Hasenbergl in München. Mit dem „Hilferuf“ spielte Boberg auf eine Unterschriftenliste von rund 850 Bewohnern an, die in Abwesenheit von OB Grieser an Bürgermeister Otto Wirth übergeben worden war. Boberg weiter: Er könne Rüdiger Köhlers schönfärbende Meinung überhaupt nicht teilen. Denn wenn man diese Tristesse an der Wohnscheibe sehe, dann sei er froh, dass weder seine, noch Köhlers Kinder dort spielen müssen.

    Eine sichtlich verärgerte Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser, die lange und noch ruhig der Diskussion zugehört hatte, schleuderte Boberg entgegen, offensichtlich seien er und andere Stadträte schon lange nicht mehr am Bergl gewesen. Der Stadtteil sei größtenteils generalsaniert, nicht zuletzt durch einen hohen, jahrelangen Einsatz der SWG. Die Bevölkerung fühle sich dort sehr wohl.

    Statt sich in „sozialromantischen Äußerungen“ zu ergehen, solle man lieber zur Kenntnis nehmen, so Grieser, dass die erwähnten Unterschriften der Anwohner doch darauf abzielen, schlicht und einfach wieder mehr Einkaufsmöglichkeiten am Bergl zu haben. „Dort wohnen ältere Leute, die gerne zu Fuß einkaufen würden.“ Die Äußerungen Bobergs hinsichtlich der Kinder könne sie überhaupt nicht verstehen. Denn: Gerade die Spielplätze an der Wohnscheibe seien „top hergerichtet“.

    Immer weniger Förderprogramme

    Fakt sei, so Grieser: Angesichts der Wirtschaftskrise gebe es immer weniger Förderprogramme mit zugleich immer höherer Eigenbeteiligung der dort Wohnenden. Gerade bei der Wohnscheibe gebe es aber viele Wohnungen, die die SWG an ehemalige, nicht sonderlich finanzstarke Mieter verkauft habe.

    Der Stadtrat einigte sich schließlich einmütig darauf, dass nun für das Gründerzeitviertel der Aufnahmeantrag in das Programm „Soziale Stadt“ gestellt wird. Für das Bergl wird die Stadt, namentlich die Wirtschaftsförderung, Überlegungen anstellen, wie man Geschäfte des täglichen Bedarfs wieder dort ansiedeln könnte. Auf Vorschlag von Herbert Wiener sollen dazu im Haushalt 30 000 Euro eingestellt werden.

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