Wer jetzt noch größere Bestände im Lager hat, könnte auf dem Großteil sitzen bleiben. Zwar schließen einige Fanartikel-Verkäufer nicht aus, dass noch kurz vor dem Spiel der DFB-Elf gegen Portugal um den dritten Platz noch einige Fanartikel über den Tresen gehen, aber groß scheint die Hoffnung nicht zu sein.
Mit jedem Sieg mehr Nachfrage
Die Nachfrage sei mit dem Verlieren der deutschen Mannschaft am Dienstagabend doch "deutlich weniger geworden", sagt Carmen Gerber von Brameier am Postplatz. Die Fan-Artikel sind dort deutlich reduziert worden, denn das Ende der WM naht sowieso. Mit dem bisherigen Geschäft ist man allerdings "super zufrieden". Mit jedem deutschen Sieg hätten mehr Kunden nach Fahnen, Outfit und Devotionalien aller Art gefragt - Hauptsache in den Nationalfarben: T-Shirts waren besonders beliebt und deshalb auch schnell weg.
Fahnen und Fähnchen gingen wie warme Semmeln, besonders die zum Einklemmen in den Autofenstern. Rund 3000 seien in kurzer Zeit über den Tresen gegangen, sagt Carmen Gerber. Doch auch diese - so hat es den gefühlten Anschein - tauchen im Straßenbild schon seltener auf als vor der Halbfinal-Niederlage.
Hawaii-Kränze und Schals, Fahnen, Hüte, Irokesen-Haarschopf-Teile und Fahnen färbten an den Spieltagen der Deutschen Marktplatz, Markthalle, Biergärten und auch manchen privaten Garten schwarz, rot und gelb. Einen Teil dazu hat auch der "Euro-Discount-Shop" im früheren Krönlein-Gebäude am Postplatz beigetragen. Vor den deutschen Spielen sei die Nachfrage immer besonders groß gewesen, sagt Claudia Rosenheimer. Sie hofft, dass dies auch an diesem Samstag noch einmal so sein wird, vor dem Spiel um Platz 3 gegen Portugal. Mit Blick auf das WM-Ende am Sonntag sind die Preise schon mal gepurzelt. Besonders gut hatten sich Autofähnchen und große Fahnen, Haarbänder und auch Tassen verkauft, aber auch Kindertröten und Badelatschen (Flip Flops) im National-Outfit.
Wie schaut's bei C&A aus, einem der offiziellen WM-Sponsoren? "Wir haben keine Fifa-Ware mehr", sagt Mario Heidler, seit 1. Juli neuer Filialleiter in Schweinfurt. Allerdings hat ein 50-Prozent-Rabatt den Kunden den Zugriff erleichtert. "Das ist gut gelaufen", sagt er. Man habe keine Kartons mehr mit WM-Ware im Keller, "das wäre auch schlecht, weil da 2006 drauf steht" und die Artikel zum nächstbesten Fußball-Ereignis nicht erneut verkaufbar wären.
"Das Fanartikel-Geschäft war ein Risiko, niemand wusste, wie toll es laufen wird. Aber nach verhaltenem Start ist doch Euphorie aufgekommen und wir haben gut verkauft", sagt Galeria-Kaufhof-Geschäftsführerin Ingrid Demmer. Deutschland-Ware war am letzten Wochenende schon ausverkauft, insofern konnte das Ausscheiden gegen Italien keinen Umsatz-Einbruch bewirken. Fahnen wurden noch nachgeordert, die heute beim Spiel um Platz 3 zum Einsatz kommen könnten.
WM und Volksfest - Katastrophe
Wie ist es für die Sport-Fachgeschäfte gelaufen? "Sehr zufrieden" äußert sich Dr. Claudia Kupfer (Sport-Geyer) mit dem "Abverkauf". Die Nachfrage sei weiterhin stark, aber Ware noch vorhanden: "Wir sind noch bestückt." Ganz anders sieht Peter Ludwig (Sport Ludwig) die WM. Nationalmannschafts-Trikots seien seit Samstag ausverkauft, aber unterm Strich "war die WM für den Sportartikel-Handel ein negatives Geschäft". Alle ihm bekannten Händler-Kollegen sähen das so und seien "froh, wenn's rum ist". Einzig Geschäfte "in Städten, wo was abgegangen ist und die direkt im Bereich von Fan-Meilen liegen", hätten profitiert , so Ludwig.
"In Schweinfurt hatten wir WM und Volksfest - eine Katastrophe", so der Geschäftsmann: "Wer mit dem Sportkleidung und -artikeln handelt, weiß, dass die Fachgeschäfte Verlierer sind, weil plötzlich alle möglichen Branchenfremden das eigene Sortiment verkauften - zu Lasten des Fachhandels. Besonders sauer ist Ludwig auf Mercedes. Der Autohändler hat zur WM eigene Fanartikel-Shops in seinen Niederlassungen aufgebaut: mit Fußball, Trillerpfeife, Trikot, Ball, Mütze und Fähnchen bis hin zum Trainingsanzug.
Das Geschäft mit solcher Fan-Ausstattung hat auch bei Mercedes seit dem "Aus" für die Klinsi-Elf "merklich nachgelassen", gibt Edgar Dorsch zu. Der Pauschal-Rabatt auf alles beträgt seitdem 40 Prozent. Insgesamt hatte Dorsch sich mehr erhofft. Immerhin: Die Artikel sind nur mit DFB-Logo und Mercedes-Stern sowie -Schriftzug versehen, ohne "WM" und "2006" - theoretisch also weiterhin verkäuflich.