Als relativ kleines Krankenhaus im Kreis großer Kliniken in Deutschland auf dem Gebiet der Behandlung von chronischen Wunden ganz vorne mitzumischen, darauf ist man in der Geomed-Klinik in Gerolzhofen sichtlich stolz. Als bislang sechstes regionales Wundzentrum in der Republik überhaupt wurde die Einrichtung des Landkreises Schweinfurt nach Kliniken in Hamburg, München, Frankfurt und Bielefeld von der Initiative Chronische Wunden e.V. (ICW) zertifiziert und mit deren Wundsiegel ausgezeichnet. Für ein Haus in dieser Größenordnung ist dies eine große Leistung und für die Patienten ein großer Vorteil.
Der Ärztliche Direktor der Klinik, Innere-Chefarzt Dr. Manfred Klein, betont: „Die sogenannten Offenen Beine waren immer ein Kreuz.“ Durch die damit verbundenen Beeinträchtigungen aber auch zum Beispiel durch den Wundgeruch sei die Lebensqualität der Betroffenen oft deutlich eingeschränkt und führe im schlimmsten Fall bis hin zu Isolierung und Depressionen. Klein anerkennend: „Nun haben wir es schwarz auf weiß, dass wir es in Gerolzhofen gut und richtig machen.“
„Nun haben wir es schwarz auf weiß, dass wir es gut und richtig machen.“
Dr. Manfred Klein Chefarzt der Inneren Abteilung
Und als hätte es noch eines sichtbaren Beweises für die Bedeutung dieses Schritts bedurft, konnte anlässlich der Entgegennahme der Zertifizierungs-Urkunden ein Patient präsentiert werden, bei dem den anerkannten Wundexperten mit vereinten Klinikkräften gelungen ist, woran dieser wohl selbst nicht mehr so recht geglaubt hatte: Sechs Jahrzehnte hatte der Gerolzhöfer Erwin Groha sogenannte „Offene Beine“. Nun sind die Wunden an beiden Unterschenkeln erstmals wieder völlig zu.
Für Landrat Florian Töpper war es deshalb auch „schön zu sehen, wie ein Mehr an Lebensqualität herauskommt“. Die Aufnahme in den „Kreis der Zertifizierten“ wertete Töpper als klares Signal, „dass wir uns objektiven Überprüfungen stellen und stellen können“.
Geomed-Geschäftsführer Wolfgang Schirmer freut sich zum einen, dass der Anstoß zu der Zertifizierung von den Mitarbeitern selbst kam und andererseits, dass die Klinik dadurch nochmals „einen Schuss an Professionalität“ dazugewonnen habe.
Durch die Zertifizierung verfügt die Klinik nun über ein Expertenteam mit entsprechender Ausbildung in der modernen Wundbehandlung. Der Chefarzt der Chirurgie, Dr. Michael Dietrich, ist Gefäßchirurg mit langjähriger Erfahrung in der Behandlung von Durchblutungsstörungen und Venenleiden. Oberarzt Dr. Ludwig Gröber hat eine spezielle Ausbildung zum Wundexperten absolviert und war auch bei der zeitintensiven Zertifizierung federführend tätig.
Die beiden gelernten Krankenschwestern beziehungsweise Arzthelferinnen Elke Niedermeier und Andrea Hoffmann komplettieren das Geomed-Wundteam. Auch sie haben sich zur zertifizierten und diplomierten Wundfachkraft fortgebildet und leiten die Wundambulanz an der Geomed-Klinik. Hierbei werden die Wunden der Patienten entsprechend fachmännisch nach modernem Standard behandelt, fortlaufend dokumentiert und so der Heilungsprozess sichtbar gemacht.
Es gibt zahlreiche Störfaktoren, welche den komplizierten Prozess der Wundheilung während der damit verbundenen verschiedenen Phasen behindern können. Dazu zählen bestimmte Medikamente oder chronische Krankheiten wie Diabetes, Durchblutungsstörungen oder Venenleiden. Ist eine Wunde nach sechs bis acht Wochen nicht abgeheilt, spricht man von einer „Chronischen Wunde“.
Die moderne Wundbehandlung bietet zahlreiche Behandlungsalternativen und spezielle Verbandsmaterialien zur wundphasengerechten Therapie, die in der Klinik bei den Patienten gezielt eingesetzt werden.
Häufig ist es eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen. Zum Beispiel bei einer vorliegenden Venenerkrankung als Quelle für das Problem deren operative Behandlung mit anschließender Wundbehandlung, für die heutzutage auf deutlich effizientere Produkte zurückgegriffen werden kann.
Die Verleihung des ICW-Wundsiegels bringt nicht zuletzt zum Ausdruck, dass eine intensive und effektive Zusammenarbeit mit allen beteiligten Abteilungen und Partnern auf diesem Gebiet gepflegt wird.
Chefarzt Dietrich legt dabei zusammen mit seinem Expertenteam nach seiner Aussage besonderen Wert auf ein patientenorientiertes und enges Zusammenspiel mit den Hausärzten der Patienten, die mit ihren Problemen nicht alleine gelassen werden.
Mehr Infos im Internet über die Initiative Chronische Wunden e.V. und die Zertifizierung mit dem Wundsiegel unter www.icwunden.de
Chronische Wunden e. V.
Die Initiative Chronische Wunden e. V., kurz ICW, wurde 1995 von Ärzten, Pflegekräften, Mitarbeitern der Kostenträger und weiteren Engagierten ins Leben gerufen, um die Therapie von Menschen mit chronischen Wunden und auch die Vorbeugung auf diesem Gebiet zu verbessern. Insbesondere will die Initiative praxisnah und überall eine spezielle Wundversorgung erreichen. Seit der Gründungsversammlung 2002 in Göttingen ist die Initiative ein eingetragener Verein.
Bundesweit haben neben der Geomed-Klinik in Gerolzhofen bisher nur fünf weitere Häuser das Wundsiegel der ICW erhalten. Text: novo