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Euerbach: Wo der Eisbär tanzt: Eine der letzten großen Faschingspartys

Euerbach

Wo der Eisbär tanzt: Eine der letzten großen Faschingspartys

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    Ein drei Meter großer Kunststoff-Eisbär thront unterm Zeltdach während der drei Euerbacher Eisbär-Partys.
    Ein drei Meter großer Kunststoff-Eisbär thront unterm Zeltdach während der drei Euerbacher Eisbär-Partys. Foto: Silvia Eidel

    Ihre Markenzeichen sind ein drei Meter großer Eisbär, eine Bretter-Skihütte und viele originelle Kostüme: Die dreitägige Eisbärparty, die nach zwei Jahren wieder am Faschingswochenende in ein 1400-Mann-Zelt in Euerbach lockt. Für die Neuauflage der über 25-jährigen Gaudi-Tradition hat sich eine junge Truppe zusammengefunden, um in wochenlanger Arbeit die Kult-Party an den tollen Tagen zu organisieren.

    Das Kreischen der Kreissäge erfüllt das weiße Festzelt, begleitet von Bohr- und Hammergeräuschen. Überall wird gewerkelt, werden Unmengen von Bretter an der großen Skihütte über die ganze Zeltbreite verarbeitet, die die Bar beherbergen wird. Uhrig-rustikal wirkt das, fast heimelig. Etliche weiße Watte-Eiszapfen zieren bereits die Bretterwände und Tresen. Alte Skier und Schlitten werden an die Hölzer geschraubt und verleihen dem Festzelt ein winterlich-alpenländisches Ambiente.

    Alte Bergschuhe und ausrangierte Skier dienen als Dekoration für das Festzelt.
    Alte Bergschuhe und ausrangierte Skier dienen als Dekoration für das Festzelt. Foto: Silvia Eidel

    "Die Deko und die Bretter lagern wir während der zwei Jahre in einem alten Schiffscontainer", erzählt Verena Heunemann. "Aber der Eisbär wird privat untergebracht", sagt sie lächelnd über die eindrucksvolle Figur, die auf dem Dach der Skihütte das fröhliche Faschingstreiben beobachten wird.

    Die 31-Jährige steht seit 2017 dem Euerbacher Freizeitverein "Dinos Masshoppers" vor, ergänzt von einer jungen Führungsmannschaft. Die Vorgänger und Vereinsgründer hatten nach 25 Jahren Nachfolger für die Organisation der Eisbärparty gesucht – und auch gefunden.

    "Es ist wichtig für die Gemeinschaft im Dorf", meint Verena Heunemann. "Es muss Leute geben, die sowas in die Hand nehmen. Solange man jung ist und Zeit hat und das alles Spaß macht, kann man das übernehmen." Und der neue zweite Vorsitzende Alexander Zirkel schwärmt beim Blick auf die vielen Helfer: "Es ist einfach eine Supertruppe".

    Unmengen von Brettern müssen für den Bau der Skihüttenbar verschraubt werden.
    Unmengen von Brettern müssen für den Bau der Skihüttenbar verschraubt werden. Foto: Silvia Eidel

    Für die jungen Leute im Vereinsvorstand und im Festausschuss ist es die erste Eisbärparty, die sie verantworten. Seit 1993 gibt es diese Faschingsgaudi im zweijährigen Rhythmus, zunächst in kleinerem Rahmen. Mittlerweile ist ein beheiztes Festzelt für 1400 Partygäste daraus geworden, die dort eine der letzten, richtig großen Faschingsfeten in der Region Schweinfurt feiern können.

    "Viele andere Vereine haben aufgehört", weiß Alex Zirkel. Weil sie den enormen wochenlangen Aufwand scheuen, die gesetzlichen Auflagen, das Risiko. Allein das Zelt mit dem Holzboden, das die Masshoppers für drei Wochen neben dem Sportplatz aufgestellt haben, verschlingt einen fünfstelligen Betrag. Dazu kommen die Kosten für etwa 5000 Liter Heizöl. Und die Arbeit. "Viele hier haben für den Auf- und Abbau zwei oder drei Wochen Urlaub genommen", sagt Verena Heunemann. Auch sie selbst hat sich 14 Tage arbeitsfrei genommen. "Es ist zwar auch Stress", gibt sie zu, "aber positiver Stress. Wir lachen viel zusammen."

    Schon ziemlich viel geschafft für den Bau der Skihütten-Bar im Eisbär-Zelt hat die junge Masshoppers-Truppe.
    Schon ziemlich viel geschafft für den Bau der Skihütten-Bar im Eisbär-Zelt hat die junge Masshoppers-Truppe. Foto: Silvia Eidel

    Die organisatorischen Aufgaben hatten die Ausschussmitglieder verteilt: Essen und Getränke ordern, Licht und Technik organisieren, sich um Werbung und Sponsoren kümmern, für die Garderobe neue Kleiderständer basteln und Kleiderbügel besorgen. Die Vereinsvorsitzende kümmerte sich um die Genehmigung und klärte die Auflagen ab. Gesundheitsvorschriften, Öffnungszeiten, Einlass erst ab 18 Jahren, Musikende um 2 Uhr.

    Die Bretterwand vor der Zeltplane wird mit winterlichen Accessoires aufwändig dekoriert.
    Die Bretterwand vor der Zeltplane wird mit winterlichen Accessoires aufwändig dekoriert. Foto: Silvia Eidel

    "Im Wohngebiet gegenüber messen wir an den drei Abenden permanent den Lärmpegel und regeln ihn über die Mischanlage", erklärt Alexander Zirkel (30). Wobei "die Nachbarschaft echt kulant ist", ergänzt Heunemann. "Wir bekommen positives Feedback, dass so was in Euerbach stattfindet." Etliche Neugierige aus dem Ort seien auch schon während der Woche ins Zelt gekommen, um zu sehen, wie weit die Ausstattung schon gediehen ist.

    "Die Ordner stellen wir selbst", sagt Zirkel. 14 Aufpasser werden an jedem Abend gebraucht. "Wenn wir die Security bezahlen müssten, wäre es unrentabel", meint er. Wobei beide Vorsitzende unterstreichen, dass es ihnen keinesfalls ums Geld geht. Sondern um den Spaß am Feiern und das tolle Miteinander.

    Dieses Gefühl beherrscht auch die gut 120 Helfer, die an den drei Faschingstagen gebraucht werden: Von der Einlasskontrolle über den Garderobendienst im Extra-Zelt, die Essen- und Getränkeausgabe bis zum Bardienst. Selbst an der eigentlichen, legendären Eisbärparty am Samstag haben sich genügend Helfer gefunden. Wobei auch viele Ältere den Nachwuchs unterstützen.

    Die Euerbacher Eisbärparty, hier ein Foto von 2017, ist eine der letzten großen Faschingspartys in der Region, die ein Verein organisiert.
    Die Euerbacher Eisbärparty, hier ein Foto von 2017, ist eine der letzten großen Faschingspartys in der Region, die ein Verein organisiert. Foto: Silvia Eidel

    Der Clou der drei Abende besteht auch in den einfallsreichen Kostümen, die immer eine Augenweide sind. Ganze Gruppen, angereist mit dem Bus, feierten schon als 49 Lottokugeln mit, als Schlümpfe-Truppe oder als Tüte voller Schoko-Bons. "Sogar aus der Schweiz kommen heuer sechs Frauen angereist", freut sich Alex. Über Facebook wären sie auf die Eisbärparty aufmerksam geworden. 

    Nicht nur diese weiblichen Gäste, sondern alle Närrinnen haben am Altweiberfaschings-Donnerstag, 28. Februar, freien Eintritt, wenn die DJs Hotzi und Andi und vier Männerballetts für Stimmung sorgen. Der traditionell rockige Freitag Abend weicht in diesem Jahr am 1. März der "Fritz-Partyband", die als Special Guest den Grafenrheinfelder "Prinz Playa" und seinen Malle-Hit mitbringt. Während es für diese beiden Events noch Karten an der Abendkasse gibt, ist der Faschingssamstag, 2. März, die eigentliche Eisbärparty, ausverkauft.

    Das Eisbärparty-Kult-Lied, ursprünglich von den Puhdys für den gleichnamigen Berliner Eishockeyclub komponiert, dürfte aber an allen Tagen lautstark mitgesungen werden: "Hey, wir woll'n die Eisbärn sehn"!

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