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Wo der Wirt Muggefugg serviert

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Wo der Wirt Muggefugg serviert

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    Fränkische Wirtshäuser gibt es viele. Als Sabine und Ernst Böhm 1997 die ehemalige Weinstube Madenhäusle übernahmen, suchten sie nach etwas Neuem, mit dem sie sich von den üblichen Wirtshäusern abheben konnten. Weil beide gerne Dialekt sprechen und in ihrer fränkischen Heimat verwurzelt sind, kam ihnen die Idee mit dem Mundartwirtshaus. Bei einem Treffen mit Bezirksheimatpfleger Dr. Klaus Reeder ließen sie sich beraten. "Wir haben auch im Internet geschaut, und da gab's noch nirgends ein solches Wirtshaus", erzählt Ernst Böhm.

    In fränkischer Mundart ist die Speisekarte geschrieben. Wer im Madenhäusle eine Öbflsaftschörla bestellt, bekommt eine Apfelsaftschorle, und zu den Bratwürsten gibt es adabflsolod - Kartoffelsalat. "Das bereitet so manchem Gast Schwierigkeiten beim Lesen", erzählt Ernst Böhm, gibt aber gleich einen Tipp dazu: "Lautes Vorlesen hilft."

    Ein Gast aus einem Nachbarort hatte sich einmal beschwert und gemeint, bei ihm sage man zur Kartoffel Grumbern und nicht Adabfl. Die Böhms beschlossen daraufhin, die Speisekarte speziell im Madenhäuser Dialekt zu schreiben, und wandten sich dafür an Wissenschaftler der Würzburger Universität. "Das Unterfränkische Dialektinstitut hat uns bei der Verschriftlichung des Dialekts beraten", so Ernst Böhm. Wer nicht weiß, was ä Badzn Gärubfdä ist, kann im hinteren Teil der Speisekarte in einem Wörterverzeichnis nachschlagen. Dort sind die Dialektwörter und -speisen erklärt.

    Traditionelle fränkische Wirtshauskultur will das Wirtsehepaar Böhm pflegen. Das heißt, es gibt bei ihnen fast ausschließlich typisch fränkische Gerichte mit Zutaten der Saison, dazu Frankenwein und Bier aus der Region. "Einen Cappuccino bekommen Sie bei uns nicht", lacht Ernst Böhm und zwirbelt dabei seinen Schnauzbart, "dafür haben wir ä Humbm Kaffee und Muggefugg, eine Art Caro-Kaffee".

    In der Küche hat Sabine Böhm das Sagen. Die gebürtige Wipfelderin und ihr Mann waren, bevor sie das Madenhäusle betrieben, nicht in der Gastronomie tätig. Als Wirtsleute gehen die beiden in ihrer Arbeit auf. Ernst Böhm bedient in kurzer Lederhose - sommers wie winters. Mit Handschlag und fränkischem Gruß heißt der 47-Jährige seine Gäste willkommen.

    Das Madenhäusle war einst ein Bauernhof, wurde saniert und zum Wirtshaus hergerichtet. Schwere Holzmöbel und urige Eckbänke erinnern in den Räumen an die gute alte Zeit. In der Viehstubn, einem der drei Gasträume, war früher der Stall untergebracht, erzählt Sabine Böhm und deutet an einen Balken an der Decke: ein Schwalbennest - ohne Inhalt. "Das ist noch aus der Zeit, als hier der Kuhstall war", lacht die 39-Jährige.

    Im Sommer gibt es im Madenhäusle "Musigg im Höfle", dann kommt zum Beispiel der Onkel Willi mit seiner Quetschn und spielt auf dem Schifferklavier. Auch das Wirtshaussingen, wie es in den letzten Jahren wieder in Mode gekommen ist, findet im Madenhäusle statt. Dafür erhielten die Böhms eine Auszeichnung als "Musikantenfreundliches Wirtshaus".

    Gemeinsam mit den Gastwirten Edmund Beck vom Gasthaus "Zellertal" in Zell, Alexander von Halem vom Gasthaus "Zur Sonne" in Zeilitzheim und Uwe Speil vom "Fränkischen Hof" in Geldersheim hat sich Ernst Böhm zum Verbund der "LandWirt'n" zusammengetan. Alle vier Gastwirte haben sich regionale Gastlichkeit im Schweinfurter Land auf die Fahnen geschrieben.

    Kommt das Konzept an? "Im Sommer profitieren wir von den Gästen, die das Fränkische Theater in Maßbach besuchen", sagt Ernst Böhm. Viele Gäste kämen auch, wenn sie ihrem Besuch etwas typisch Fränkisches bieten wollen. "Unsere Gäste sind sowohl aus der Region als auch von weit her, Junge wie Alte." Ihnen wünscht Ernst Böhm dann ä gsechnedä Mahlzeit.

    Das Stichwort

    Die LandWirt'n

    Fränkische Wirtshäuser erhalten und deren Bedeutung als Treff- punkt für Menschen zu stärken sind das Anliegen der LandWirt'n. Zu diesem Verbund haben sich die vier Gastwirte Ernst Böhm (Maden- hausen), Edmund Beck (Zell), Ale- xander von Halem (Zeilitzheim) und Uwe Speil (Geldersheim) vor vier Jahren zusammen geschlossen. Die fränkische Küche spielt dabei genauso eine Rolle wie das ge- meinsame Singen in der Gaststube und kulturelle Angebote.

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