Mit einem Vor-Ort-Termin startete in Wipfeld die jüngste Gemeinderatssitzung – zur besseren Veranschaulichung, wie Architekt Benedikt Gerber (Werneck) an der ehemaligen Kelterstation erklärte. Die Gemeinde hat die Kelterstation vor einiger Zeit erworben und möchte dort für den gemeindlichen Bauhof einen zukunftsfähigen Standort schaffen. Doch Gebäude und Außenbereich haben ihre Tücken, stellte Architekt Gerber klar. Das Gelände des Außenbereichs ist problematisch; uneben, mit schrägen Passagen und auch im Gebäude sind gewisse Qualitäten und rechtliche Anforderungen zu erfüllen.
Aktuell weist der Bestandsbauhof 390 Quadratmeter Nutzflächen an verschiedenen Standorten auf. Nach einer Aufstellung von Bauhofmitarbeiter Ludwig Stumpf ergibt sich für einen neuen Bauhof ein Flächenbedarf von etwa 500 Quadratmetern inklusive der Büro- und Sanitärräume, Verkehrsflächen und Treppe. Doch das – so Gerber – gelingt nur mit einer geschickten Erweiterung des Bestands und einer Optimierung der Flächen. Bei Beibehaltung der bestehenden Gebäudehülle lässt sich laut Architekt der errechnete Raumbedarf nicht realisieren und so würde vermutlich ein weiterer Standort nötig werden – und davon will man ja gerade weg.
Die Gebäudehülle bleibt unverändert
Und so "warf" Gerber dann im Anschluss an den Außentermin im Rathaus verschiedene, teils untereinander partiell austauschbare Planungsvarianten von simpel bis teuer an die Wand, die in Kooperation mit Bauhofmitarbeiter Stumpf entwickelt wurden. Wie Gerber erklärte, gibt es sicher viele weitere Möglichkeiten, doch in den vorgestellten Varianten sehen die Planer den größten Sinn.
Fakt ist: Je teurer die Variante, umso langfristiger der Nutzen. In der kostengünstigsten Variante erfolgt der notwendige Innenausbau nach den vorgeschriebenen Vorgaben für Brand- und Arbeitsschutz, gedämmt wird nur der Bürotrakt im Untergeschoss. Die Gebäudehülle bleibt unverändert, der Außenbereich wird nur geringfügig optimiert, mit einer notwendigen Rampe, um den Versatz von 50 Zentimetern in die geplante Garage im Erdgeschoss auszugleichen. Die geschätzten Kosten liegen laut Architekt bei etwa 745.000 Euro brutto und ohne die geplante PV-Anlage auf dem Dach, wie übrigens die anderen Varianten auch.
Variante zwei macht sich die bergseitige Durchfahrt zunutze, die dann mit Sektionaltoren geschlossen werden würde. Dort ist ein Anbau als Lagerfläche geplant, zusätzlich könnte ein Carport entstehen. Auch hier erfolgt der Innenausbau nach den gesetzlichen Vorgaben. Der Bürotrakt ist im Erdgeschoss geplant, das Außengelände wird komplett um einen halben Meter angehoben; es entsteht eine ebenerdige Einfahrt in die Garage, die Rampe entfällt. Im Westbereich entsteht ein Betriebshof. Der Außenbereich wird optimiert, der Anbau schafft etwa 80 zusätzliche Quadratmeter Raum, dafür kostet diese Variante mit umfangreichen Erdarbeiten auch mit geschätzt 1,25 Millionen Euro 500.000 Euro mehr als die erste Planungsvariante.
Neues Bürogebäude an der Ostseite
Mit geschätzten 1,45 Millionen Euro schlägt dann die dritte Variante zu Buche mit dem "provokanten Ansatz", den Bestand simpel zu halten und dafür an der Ostseite ein neues Bürogebäude mit Garage anzubauen. Auch bei dieser Planungsvariante würde das Gelände aufgefüllt und die Durchfahrt geschlossen werden. Die Kelterei könnte ohne Büros weitgehend unbeheizt bleiben, an der Westseite würde ein Betriebshof entstehen; ein großzügiges Flächenangebot wäre geschaffen.
Die Frage ist nun für Architekt Gerber: Wo geht es hin, kompakt oder Anbau, ein neues Bürogebäude, ein eingegrenzter Hof oder alles eher simpel.
Für Bürgermeister Tobias Blesch eine Frage der Abwägung, doch sollte – so Blesch – eine praktikable Lösung mit dauerhaftem Mehrwert an einem Standort im Fokus stehen, schließlich müsse – stellte auch Berthold Braun fest – platzoptimiert und zukunftsorientiert gedacht werden, da der Maschinenpark vermutlich noch wachsen wird. Nötig ist also eine Grundsatzentscheidung, die sicherlich auch davon abhängt, welches Budget der Gemeinderat dafür freigibt und das auch in der Bevölkerung Akzeptanz findet, meinte Bernhard Kießling.
Markus Schott sah alle Varianten kritisch, er warb für einen Bauhofneubau auf der grünen Wiese, doch die – so Jochen Schneider – gäbe es nun mal in Wipfeld nicht, außerdem wurde die Kelterstation ja als Bauhofersatz gekauft. Sebastian Lother warnte dann noch vor Autofahrenden, die bei Wegfall der Parkgelegenheiten durch eine Eingrenzung des Hofes in den Weinbergen parken.
Ein Thema für die Haushaltsberatungen
Förderungen gibt es übrigens keine. Eine Stabilisierungshilfe in Form einer Investitionshilfe wäre laut Blesch in Rücksprache mit der Rechtsaufsicht wohl für den Bauhof einsetzbar, doch gibt es für den Erhalt keine Sicherheit, da jedes Jahr neu vergeben wird. Und so ist das Budget für den Bauhof nun erstmal Thema für die Haushaltsberatungen in der kommenden Gemeinderatssitzung.
Abschließend informierte Gerber noch über den aktuellen Stand bei den Sanierungsmaßnahmen am Wohngebäude Kirchberg 6. Dort sind eine Dachsanierung und die Dämmung der Geschossdecke geplant. Die Kosten liegen bei etwa 175.000 Euro, gefördert werden 13.000 bis 15.000 Euro.
Der Architekt bereitet nun die Ausschreibungen vor, abhängig davon, wie der Haushaltsbeschluss ausfällt.