Aus Wasserhähnen „fließt“ Licht nach oben, Metallscheiben formen sich zu einem menschlichen Gesicht. Schweinfurter Stadtansichten und die Narren der Schwarzen Elf leuchten in einem computergenerierten, neonfarbenen Paralleluniversum, virtuell und real zugleich. Es sind außergewöhnliche Kunstwerke, die derzeit im Kolpinghotel gezeigt werden.
Der Schweinfurter Fotograf Herbert Götz zeigt „designte Bilder“, der Marktsteinacher Objektkünstler Gerhard Vollert Metallbearbeitung der besonderen Art: Illuminierte Figuren-Kugeln, Skulpturen und eben leuchtende „Steampunk“-Objekte. Von diesem eigenwilligen Kunstgenre wurde Vollert online inspiriert, eine Subkultur, die im Stil Jules Vernes Science Fiction mit dem Design des 19. Jahrhunderts verbindet: Ein anachronistisches Dampfmaschinen-Zeitalter, das Flugmaschinen, U-Boote oder eben Leuchtröhren kennt. In diesem Fall glimmen mechanisch dimmbare Glühbirnen im „Retro-Look“, die in unserer Gegenwart längst ausgemustert werden (und vom Künstler gar nicht so leicht zu beschaffen waren).
Die Nähe zum Faschingsauftakt der Schwarzen Elf, am „11. 11.“ war ebenfalls kein Zufall, als Hotelchef Martin Brückner-Marcato den Reigen eröffnete. Der Berliner hatte, nach eigenen Worten, schon mit einigen Künstlern zu tun – und mit diesem Duo doch sein ganz besonderes Vergnügen.
Neben dem historischen Uhrwerk von St.Kilian übernahm Claudia Cebulla vom Geldersheimer Gadenverein die Laudatio: „Das Besondere“ sei das gemeinsame Merkmal der beiden Ausstellenden, so Cebulla. Ebenso die Bekanntschaft von Herbert Götz und Gerhard Vollert über den Kunstkreis Arnstein, und die Verwendung des PC, der hier den Pinsel des Malers oder das Schmiedewerkzeug ersetzt.
Herbert Götz hat schon früh die Agfa-Box des Vaters leergeknipst, bevor er zum 14. Geburtstag eine eigene Voigtländer bekam. Als freier Zeitungsmitarbeiter hatte er viel mit digitaler Fotobearbeitung zu tun, ebenso bei seinen Bild-Dokumentationen für die Schwarze Elf, deren Sitzungen er in seine Fotogemälde einfließen lässt – vom Männerballett über Stasi & Blasi bis zu den Stadtpfeifern.
Per Computer werden die Aufnahmen vertrauter Landschaften und Gesichter nachbearbeitet, bis aus neuen Linien und Farben eine reale Kunstwelt entsteht. Teilweise mit regelrechten 3D-Effekten, wie in der Ansicht von Schloss Büchold bei Arnstein. Oft werden mehrere Programme gleichzeitig verwendet. Rund 40 Bilder sind so für die zweite Schweinfurter Ausstellung entstanden: mit der Erkenntnis, dass bei einer modernen Digitalkamera von vorneherein nichts mehr „echt“ und „natürlich“ ist, weder bei der Schärfe noch beim Farbabgleich. „Die Inspiration existiert, aber sie muss dich bei der Arbeit finden“, zitiert Cebulla Picasso.
Der gelernte Metallarbeiter Gerhard Vollert wiederum schneidet Tierfiguren CAD-gesteuert mit dem Laser, glüht die Formen und wölbt sie mit eigener Presse zu Kugeln. Per 3D-Scanner entstehen Metall-Skulpturen, aus Menschen und Modellen. Auch Auftragsarbeiten sind möglich (www.greenlandflower.com).
Zu sehen sind die Werke noch bis zum 14. Februar, zu den üblichen Öffnungszeiten.