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OBERWERRN: Wo rotes Herz ganz oft Trumpf ist

OBERWERRN

Wo rotes Herz ganz oft Trumpf ist

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    Herz ist Trumpf: Rote Herzkarten, die für einen guten Zweck beim Schafkopf des Oberwerrner Vereins „Alter Knochen“ ausgespielt werden.
    Herz ist Trumpf: Rote Herzkarten, die für einen guten Zweck beim Schafkopf des Oberwerrner Vereins „Alter Knochen“ ausgespielt werden. Foto: Silvia Eidel

    Wenn mit Wucht die rote Herz-Ass auf das Kartbrett geklatscht wird, wenn „der Alte“ darüber triumphiert, wenn vier gestandene Männer sich freuen, „Jungfrau“ oder „Schneider frei“ zu sein, dann wird mit viel Lust Schafkopf gespielt. Der Oberwerrner Stammtisch „Alter Knochen“ tut das seit 50 Jahren oft und gern. Nicht nur beim „Weihnachtskarten“ hat er vor zehn Jahren sein Herz entdeckt. Denn der Erlös der Kartrunde wird stets für einen guten Zweck verwendet.

    An die 5000 Euro dürften dabei erspielt und weitergegeben worden sein. „Heuer geht das Geld an die vier Kindergärten in der Gemeinde“, etwa 600 bis 700 Euro werden wohl zusammenkommen, hofft Norbert Hart, Vorsitzender des Schafkopf-Stammtisches. Dieser hat sich während des ersten Oberwerrner Adventsmarkts im Pfarrheim zusammengefunden.

    An einigen Tischen sitzen je vier Männer an echten, 40 Jahre alten quadratischen Kartbrettern. Kleine Mulden an dessen vier Ecken sind mit Münzen gefüllt. „Wir spielen fünf, zehn, fünfzehn“, weist Hart auf das System des Spieleinsatzes hin – Cent natürlich.

    Den kuriosen Namen „Alter Knochen“ verdanken die etwa 20, laut Satzung ausschließlich männlichen Mitglieder ihrem Stammtisch-Symbol, einem Knochen, einst ersonnen von einem Gründungsmitglied, einem Metzger. „Das hat nichts mit uns alten Knochen zu tun“, witzelt Hart. Die erweisen sich im Gegenteil als äußerst fit. Vor allem im Kopf. „Weil man sich viel merken muss“, wie Thomas Wohlfahrt weiß.

    Niederwerrns zweiter Bürgermeister bildet mit dem dritten Bürgermeister Norbert Hart, dem ehemaligen Gemeinderat Rudolf Hofmann sowie Vereinsmitglied Rainer Rummert eine Kartrunde. „Wir spielen ganz traditionell“, erklärt Hart. Also Rufspiel, bei dem ein Spieler eine Farbe aufruft und mit dem Inhaber der entsprechenden Ass gemeinsam ein Team bildet. Neben Ober und Unter ist dabei Herz immer Trumpf.

    Dann gibt es den Solo, wobei Herz-Solo immer vor geht, und natürlich den Bettel. „Herz ist da Farbe“, erwidert Hart auf die Nachfrage von Wohlfahrt, der nach eigenem Bekunden nicht so oft schafkopft. Denn Bettel wird von Dorf zu Dorf anders gespielt. Wenz oder Geier kommt beim Stammtisch „Alter Knochen“ nicht vor. Mischen, Abheben, Geben. Rudolf Hofmann bereitet das erste Spiel vor. „Weiter“, heißt es von seinem linken Nachbarn Wohlfahrt. „Weiter“, sagt auch Rummert, und auch Hart schließt sich mit „weiter“ an. Keiner der drei sagt ein Spiel an. „Schell sticht“, wirft Hofmann in die Runde. „Oje“, stöhnen die drei Männer. Gleich das erste Spiel ein Solo! Trotz lockerer Sprüche wird hinter den Stirnen auf Hochtouren gearbeitet, ganz genau mitverfolgt, gerechnet, erinnert, wer welche Karte schon ausgespielt hat, welche Ober, Unter oder Farbkarten von Eichel, Grün, Herz und Schell noch in den Händen gehalten werden. Clever geht Hofmann seinen Solo an, souverän gewinnt er ihn. „Schneider“ zählt Norbert Hart die Augen seiner Stiche. Also weniger als 30 Augen, von insgesamt 120 möglichen. Aus drei Mulden wandern Münzen hinüber zum Sieger. Geld, das am Ende dann doch in den Kindergärten landet.

    Ein (rotes) warmes Herz für ihre Gemeinde und ihr Dorf beweisen die Kartbrüder das ganze Jahr über: Sie bringen Menschen zusammen, veranstalten Preisschafkopf-Turniere, sind beim Ferienspaß dabei, haben beim Bau der Festscheune mitgeholfen, beweisen bei Festen oder Ausflügen ihren Gemeinsinn oder bieten Kindern eine Schafkopf-Akademie an. Weil der „Alte Knochen“ traditionsbewusst ist und verhindern will, dass ein Stück Kulturgut verloren geht.

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