Die Redensart „Das hat Hand und Fuß“ steht für Solidität und Zuverlässigkeit. Vielleicht schätzen wir unsere Hände und Füße deshalb erst dann, wenn Erkrankungen und Verletzungen uns Einschränkungen und Schmerzen bereiten.
Ein dankbares Thema für Dr. Matthias Blanke, Chefarzt der Leo-Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Hand- und Wiederherstellungschirurgie mit zertifiziertem Endoprothetik- und Traumazentrum. Er sprach im Rahmen der Arzt-Patienten-Seminare über „Moderne Hand- und Fußchirurgie“.
Eine der häufigsten handchirurgischen Operationen betrifft das so genannte Karpaltunnel-Syndrom, eine Einengung des Mittelnervs im Handwurzelkanal, häufiger bei Frauen.
Beschwerden vor allem in der Nacht sind Schmerzen, Einschlafen und Pelzigkeit des Daumens, des Zeige- und Mittelfingers oder der daumenseitigen Hälfte des Ringfingers, Kraftminderung, langfristiger Muskelabbau am Daumenballen. Zur Diagnostik gehört unter anderem Ultraschall und eine elektrophysiologische Untersuchung durch den Neurologen.
Da durch eine Lagerungsschiene nachts selten eine völlige Beschwerdefreiheit erreicht wird, bleibt als Therapie eine offene oder endoskopische Operation zur Druckentlastung des Nervs. Als Nachbehandlung gilt eine Ruhigstellung der Hand durch einen Gipsverband für etwa 14 Tage. Blanke nennt als mögliche Komplikationen ein Fortbestehen der Beschwerden bei unvollständiger Spaltung des Karpaldaches, ein Schwächegefühl nach der Operation oder Narbenbeschwerden, gegen die er Silikonpflaster empfiehlt.
Morbus Dupuytren
Beim so genannten Morbus Dupuytren, häufiger bei Männern, handelt es sich um eine gutartige Bindegewebserkrankung mit Knoten- und Strangbildung in der Hohlhand und in den Fingern. Beugefehlstellungen eines oder mehrerer Finger sind die Folge, wobei Klein- und Ringfinger am häufigsten betroffen sind. Voll ausgeprägt steht der betroffene Finger bei sonst ausgestreckten Fingern in einem 45-Grad-Winkel nach oben. Bei der Operation werden Hautschnitte in die Hohlhand gesetzt, das Bindegewebe freigelegt und entfernt.
Nachbehandlung: Tägliche Streckung und Beugung der betroffenen Finger ab dem 1. oder 2. postoperativen Tag, Eigentraining, Narbenbehandlung nach Fadenzug (Silikonpflaster). Die Narbenreifung ist nach sechs Monaten abgeschlossen, die Hand kann nach zwei Wochen zunehmend im Alltag eingesetzt werden, nach vier Wochen kann auch die Handkraft wieder trainiert werden. Blanke erwähnt auch alternative Methoden wie Needling oder Injektionen von Kollagenase, die er für wenig überzeugend hält.
Schnellende Finger, Schnapp-Finger.
Normalerweise verlaufen die Sehnen an den Fingern durch enge Gleitkanäle. Bei Einengungen dieser Sehnenscheide oder bei Verdickung der Sehnen kann die Sehne nicht mehr frei gleiten. Der Sehnenanteil bleibt hängen und rutscht dann mit einem oft schmerzhaften Schnappen durch die Engstelle. Symptome: Schmerzen und Schwellung in der Handinnenfläche, Morgensteifigkeit oder Spannungsgefühl. Bei Kleinkindern kann das Daumenendglied nicht aktiv gestreckt werden. Es kommt eine operative Therapie zum Einsatz, als Alternative gilt eine Cortison-Injektion in das Sehnenfach mit Gefahr einer Sehnenverletzung.
Bei einer Rhizarthrose (Daumensattelgelenks-Arthrose) ist die wichtige Bewegungsfreiheit des Daumens mehr oder weniger eingeschränkt. Durch den Abbau des Gelenkknorpels entstehen Schmerzen beim Bewegen des Daumens, besonders bei hohen Greif-Belastungen. Frauen sind hier häufiger betroffen, sie spüren Kraftminderung und Schmerzen etwa beim Öffnen eines Schraubverschlusses. Im Endstadium ist der gesamte Daumen deformiert.
Hier kann der Chefarzt vor der Operation eine durch wissenschaftliche Studien belegte konservative Therapie anbieten, mit der er persönlich bei über 1000 Patienten sehr gute Erfahrungen gemacht hat. Die so genannte Arthrose-Doppelspritze mit heilenden Wachstumsfaktoren, genauer: die Injektion von körpereigenem Blutplasma, das durch Auftrennen der Blutbestandteile gewonnen wird. Erforderlich sind drei Injektionen, deren Kosten nicht von den Krankenkassen übernommen werden (3 x 200 Euro). Blanke erläutert auch die operativen Möglichkeiten bei der Daumensattelgelenks-Arthrose, erwähnt auch eine mögliche Kraftminderung nach der Operation. Für den Einsatz einer Endoprothese fehlen nach seiner Aussage noch Langzeiterfahrungen.
Das so genannte Überbein (Ganglion) ist eine Geschwulst im Handbereich, die mit einer gallertartigen Flüssigkeit gefüllt ist. Dies Krankheitsbild betrifft Frauen dreimal häufiger als Männer, meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Die Ursachen sind weitgehend unklar. Natürlich ist ein Ganglion ästhetisch störend, außerdem treten durch die Irritation eines benachbarten Nervs auch Schmerzen auf. „Früher wurde das Überbein mit einem Schlag der schweren Hausbibel aufgesprengt“, berichtet Blanke. Heute erfolgt eine operative Entfernung über einen Hautschnitt mit einer Ruhigstellung der Hand von sieben bis zehn Tagen. Eine Punktion der Flüssigkeit führt in 50 Prozent zu erneuter Füllung.
Arthrose der kleinen Fingergelenke
Dieser Gelenkverschleiß betrifft meist ältere Menschen, vorwiegend sind die Fingerendgelenke und die Fingermittelgelenke betroffen. Symptome: Schmerzen in Ruhe und Belastung, Schwellneigung und knöcherne Ausziehungen, Verkrümmung der Finger, Vorwölbung der Gelenkhaut. In der Spätphase keine Linderung durch Schmerzmedikamente. Prognose: Die Arthrose schreitet kontinuierlich voran, wobei der zeitliche Ablauf unklar ist. Vorbeugende Maßnahmen sind unbekannt, es bleibt eine Operation zur Schmerzbekämpfung und gegebenenfalls zur Verbesserung der Beweglichkeit.
Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie,
Hand-und Wiederherstellungschirurgie
im Leopoldina-Krankenhaus.
Hand- und Fußsprechstunde: Donnerstags,
Anmeldung Tel. (09721) 7 20 34 80
Ein Bericht zum Thema Fußchirurgie folgt.