Werneck Der Kompromiss bei den Betreuungskosten für Kinder - die neue Familienförderung - stand bei der Klasse 10 M der Hauptschule Werneck im Mittelpunkt des Deutsch- und GSE-Unterrichts (Geschichte-Sozialkunde-Erdkunde). Im Rahmen des Projekts "KLASSE!" hatten die Zehntklässer das Thema ausführlich in dieser Zeitung verfolgt. Zusätzliche Informationen holten sie bei Politik-Redakteur Ludwig Sanhüter ein.
Nachdem sie sich mit dem Thema Familienförderung intensiv beschäftigt hatten, nahmen die 17 Schüler Stellung zum Thema. Hier sind einige von ihnen aufgeschriebene Statements:
"Eva befürwortet die neue Regelung zur steuerlichen Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten nicht, da sie Eltern, die nicht so viel verdienen, nicht berücksichtige. Durch die neue Regelung würden auch keine Kinderbetreuungsplätze geschaffen. Außerdem sei sie kompliziert und erhöhe die Bereitschaft zum "Kinderkriegen" nicht im geringsten.
Daniela wägt die Vor- und Nachteile der neuen Familienförderung gegeneinander ab. Ihrer Meinung nach ist die neue Regelung nicht das Richtige. Gegen den Geburtenrückgang in Deutschland solle zwar angegangen werden, doch dann müssten auch Änderungen, zum Beispiel mehr Betreuungsplätze, auch für Kinder unter zwei Jahren, vorgenommen werden.
Janine spricht sich für die Familienförderung aus, weil dadurch Frauen bestimmt wieder mehr Kinder wollen. Es sollte Klarheit in die Sache gebracht werden. Sie ist froh, dass sie noch Schülerin ist und noch nicht mitten im Leben steht wie eine 22- bis 25-jährige Frau, die sich doch Gedanken um Kinder macht. Denn das Thema schreckt ab, wenn man die Diskussionen mitbekommt. Daniela spricht sich für die neue Familienpolitik aus. Sie denkt, es ist wichtig, Familien zu fördern. Das führe hoffentlich in einigen Jahren dazu, dass wieder mehr Kinder in Deutschland zur Welt kommen, die für die Rente aufkommen werden.
Florian befürwortet die neuen Kinderbetreuungsgelder, da so die Familien entlastet werden. In der heutigen Zeit würden Familien steuerlich nicht wirklich bevorzugt. Er hofft außerdem, dass die Familienpolitik vorangetrieben wird. Ramona steht trotz der positiven Argumente der neuen Familienförderung skeptisch gegenüber. Denn die Geburtenzahl steige dadurch nicht, da Kinder sehr kostenaufwändig sind.
Petra meint, die neue Familienförderung werde nicht dazu beitragen, dass junge Menschen Kinder möchten, da ja eigentlich nur die davon profitieren, die sowieso mehr verdienen. Ihrer Meinung nach müsste es Müttern erleichtert werden, nach Kindererziehungszeiten in den Beruf zurückzukehren beziehungsweise einen Halbtagsjob oder eine Arbeit, die sich mit der Kindererziehung vereinbaren lässt, zu bekommen.
Bernd sieht die neue Regelung als zu kompliziert und nicht ausgewogen genug. Dagegen findet Matthias, man sollte eine Förderung bei der Kinderbetreuung einführen. Denn Alleinerziehende hätten es sowieso schon schwer genug und da wäre die Förderung sehr hilfreich und entlastend.
Insgesamt halten sich in der Klasse die Skeptiker und die Befürworter der Neuregelung die Waage. Die meisten sehen den Kompromiss als Chance. Verständlich, denn die Jugendlichen werden in ihrer Zukunft von dieser Problematik betroffen. Für die Zehntklässerinnen stellt sich nicht die Frage, ob sie arbeiten werden - sie werden es tun. Die Frage ist, ob sie Kinder haben werden."