Zeitungsleser gibt es trotz Social Media Gott sei Dank noch immer viele, wenngleich es im Folgenden um einen ganz speziellen geht, nämlich den „Zeitungsleser im Garten“, auch „Die Morgenlektüre“ genannt. Dieses Ölgemälde hat Carl Spitzweg gefertigt, von dem im Museum Georg Schäfer ja berühmte Werke hängen. Erwähnter Zeitungsleser ist in einen dunkelroten Morgenmantel gewandet, er steht in seinem Garten nahe einer Mauer. Seine Augenbrauen sind hochgezogen, der Unterkiefer ist vorgeschoben, so als missbillige er, was er in der Zeitung liest, die er in der Hand hält.
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So ähnlich stellen wir uns die Verantwortlichen ebendieses Museums nach der Lektüre der letzten Montagsausgabe dieser Zeitung vor, in der wir in der glossierenden Rubrik „Mein Wochenende“ darauf hinwiesen, dass an der MSG-Mauer – welch Parallelität ! – Mitte Januar 2014 noch immer ein auffälliges Plakat für „freien Eintritt an den Dezember-Festtagen 2013“ wirbt. Das Plakat wurde nach der Veröffentlichung flugs entfernt, was uns freut, weil es zwar den „Zeitungsleser im Garten“ im MSG nicht zu bewundern gibt, wir aber nun wissen, dass es im Museum „Zeitungsleser des Tagblatt“ gibt.
Gefreut hat uns des weiteren, dass Oberbürgermeister Sebastian Remelé (der Kürz wg. Sebelé) im fünf von 14 Seiten umfassenden Begrüßungsteil seiner Neujahrsrede auch die „Schweinfurter Medien herzlich willkommen“ hieß und uns Zeitungsleute nochmal extra erwähnte. Unter anderem mit Blick auf die anstehenden Wahlen regte er an, „hohe Themen hoch und niedrige niedrig zu hängen“. Nur einige der über 300 Ehrengäste lachten da, die halt, die mit den Pissbecken in der Schillerschule was anzufangen wussten. Ist für uns längst kein Thema mehr, zumal einige der im übrigen nicht von den Medien zu hoch gehängten Pissoirs – auf Sebelés Geheiß – längst für siebenjährige Jungs passend niedriger gehängt wurden.
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Zur Rede sei noch angemerkt, dass der OB sich mit einigen Passagen ganz schön Ärger eingebrockt hat, weil er Dinge ausgerechnet bei einem Neujahrsempfang zurechtrücken zu müssen glaubte, was an einem anderen Tag etwa in Form einer Presseerklärung auch gereicht hätte. Der öffentlich gemaßregelte Genosse Wiener keilte jedenfalls wie erwartet kräftig zurück, die IG Metall auch, die sich sogar zu der Korrektur veranlasst sah, dass Remelé keineswegs wie vorhergehende Oberbürgermeister in engem Kontakt zur IGM steht. „Da bleiben praktische Beweise noch aus“, merkte IGM-Chef Peter Kippes ein wenig süffisant an.
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Oder befindet sich der Herr Sebelé schon im Wahlkampfmodus? Sieht so aus. Beim Erinnern an die beim Bundeswettbewerb „Entent Florale“ erhaltene Silbermedaille etwa hieß es im Skript: „Wie schön und insbesondere grün ist Schweinfurt“. Das wollte der OB – Schwoberg !! – nicht so stehen lassen und ergänzte um: „grün in natürlichem Sinne“. Oder sein Vorschlag Großveranstaltungshalle auf US-Gelände. Alte Kamelle der SPD. Dass die Genossen bisher nicht reagiert haben, ist deren Problem. Seit 2006 fordern sie eine solche Multifunktionshalle, abgemeiert hat sie immer – die CSU.