Schweinfurt hat, wie wir dank einer mittlerweile schon wieder etwas in Vergessenheit geratenen Marketinginitiative der Stadt Schweinfurt vom Sommer 2007 noch wissen, „mehr auf Lager". Das war lustig, diese Anspielung aufs Kugel- oder auch Kegelrollenlager, und der Stadt war das damals eine halbe Million Euro wert. „Mehr auf Lager“ hat sie jetzt auch wieder in einer ganz anderen Frage, nämlich der Immobilienvermarktung. Sie verlost Wohneigentum. 68 Doppelhäuser stehen in Yorktown Village, verlassen von den Amerikanern, bislang ungenutzt in der Tiefe des Raumes – sind aber wegen ihres günstigen Preises hochbegehrt. Vor allem Familien hoffen, hier den Traum von den eigenen vier Wänden verwirklichen zu können.
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Vier der Häuser behält die Stadt, um sie an die Internationale Schule nebenan zu vermieten. Für die 64 Häuschen im Grünen liegen zurzeit über 300 Bewerbungen vor – und es dürften noch mehr werden. Als Abgabeschluss für Bewerbungen hat die Stadt den 29. April festgelegt, und verlost werden die Eigenheime am Freitag, dem 13. Mai. Der Konversionsbeauftragte Hans Schnabel hat die Besonderheit dieses Datums natürlich längst gecheckt.
Abergläubischen gilt ein Freitag, der auf den 13. des Monats fällt, als Unglückstag. Im Bauausschuss meinte der Herr Schnabel diese Woche, dass dieser Freitag, der 13., für 64 Familien ein Glückstag wird – und die ohne Losglück dürften unglücklich sein. Womit für sie des Tages schlechtes Omen zutrifft.
Yorktown wird der neue Stadtteil wohl nicht mehr heißen, „Oberer Hainig“ wird favorisiert und auch die Straßennamen werden eingedeutscht. Namensgeber sollen Schweinfurter Persönlichkeiten sein. Darauf einigten sich die Stadträte bei einer Klausur. Welche wichtigen Schnüdel zur Ehre kommen, wird der Ältestenrat alsbald entscheiden, weil die neuen Bewohner „eine Adresse haben möchten“, wie es der Herr Oberbürgermeister Sebastian Remelé formuliert hat. Die Vorschlagsliste sollte aber dringend noch mal geprüft werden, merkte der Herr SPD-Fraktionschef Ralf Hofmann an. Die aktuelle Fassung sei eine „reine Männerliste“.
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Die neue Satzung für den Behindertenbeirat wird auch in eine Version gebracht, die statt juristisch bis ins letzte Komma korrekt leicht verständlich sein soll. Auch Menschen mit einer geistigen Behinderung sollen sie lesen und verstehen können. Das beschloss der Hauptausschuss des Stadtrates diese Woche ebenso, wie wenig später die Änderung der Sportförderrichtlinien. Die aber kamen in derartigem Verwaltungsdeutsch daher, dass der Grüne Thomas Schmitt, ein gelernter Arzt, unter dem Feixen der Kollegen sich auch dafür eine Übersetzung wünschte, die sogar ein einfacher Stadtrat versteht.
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Schließlich hat diese Woche „Spiegel Online“ groß berichtet, wie unglaublich erfolgreich eine finnische Stadt den Kampf gegen das Übergewicht seiner Kinder führt. Es ist Seinäjoki, Schweinfurts Partnerstadt, die mit vielen ineinandergreifenden Maßnahmen dafür sorgt, das dicke Kids schlank werden. Ob Schweinfurt das auch angeht, ist noch nicht ausgemacht. Eine Stadt mit der Schlachtplatte als Identifikationsgericht könnte sich damit etwas schwerer tun.