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Schweinfurt: Zoll prüft Löhne für Zimmermädchen in namhaften Hotels

Schweinfurt

Zoll prüft Löhne für Zimmermädchen in namhaften Hotels

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    Werden Zimmermädchen in namhaften Hotels um Teile ihres Lohns geprellt? Dem Verdacht geht der Zoll nach – bei einem bundesweit tätigen Service-Unternehmen in Unterfranken.
    Werden Zimmermädchen in namhaften Hotels um Teile ihres Lohns geprellt? Dem Verdacht geht der Zoll nach – bei einem bundesweit tätigen Service-Unternehmen in Unterfranken. Foto: Oliver Berg, dpa

    Wie hoch darf der Preis für ein sauberes Hotelzimmer sein? Die Bedingungen, unter denen Zimmermädchen in namhaften Hotels in den Ballungszentren saugen, putzen und Betten machen müssen, nehmen Zollfahnder seit Dienstagmorgen bundesweit unter die Lupe. "Wir durchsuchen Hotels in München, Hamburg, Berlin, Essen und Heidelberg", bestätigt Pressesprecherin Tanja Manger vom Hauptzollamt Schweinfurt auf Nachfrage.

    Durchsuchung in zivil

    Die Reinigungskräfte kommen von einem Dienstleistungsunternehmen in Unterfranken, das im Zentrum der Ermittlungen steht. Diese fänden "mit Rücksicht auf die laufenden Hotelbetriebsabläufe mit hohem Personaleinsatz sowie in ziviler Einsatzkleidung statt und sind vorrangig auf den Reinigungsbetrieb der Hotels gerichtet", betont die Sprecherin des Zolls. "Hierzu werden Reinigungskräfte nach Ihren Arbeitsbedingungen und ihrer Entlohnung befragt und voraussichtlich umfangreiche Beweismaterialien sichergestellt."

    Durchsucht werden 13 Wohn- und Geschäftsräume. "Die Abteilung Finanzkontrolle Würzburg beim Hauptzollamt Schweinfurt (FKS) führt und koordiniert die bundesweiten Ermittlungen im Auftrag und in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Würzburg", erklärt der Zoll. Am Einsatztag sind demnach 274 Zollbedienstete aus 15 Hauptzollämtern beteiligt.

    Service-Firma aus Unterfranken beschafft bundesweit Zimmermädchen für Hotels

    Das unterfränkische Service-Unternehmen übernimmt laut Zoll "die Reinigung von Hotelzimmern für verschiedene und namhafte Hotels" in den Großstädten. Den Verantwortlichen der Firma und seinem 65-jährigen Geschäftsführer wird in einer Vielzahl von Fällen "Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt" zur Last gelegt. Dabei werde häufig Akkordlohn gezahlt: Pro Zimmer dürfe eine Reinigungskraft nur ein paar Minuten brauchen. Das beißt sich mit den tarifvertraglichen Vorgaben, heißt es: Auf dem Papier steht ein Lohn, der sich an vereinbarten Wochenarbeitszeiten und festen Stundenlöhnen orientiert.

    Das könne dazu führen, dass die Zimmermädchen erheblich weniger Geld bekommen, als ihnen nach den geleisteten Stunden zustünden. Die Zollfahnder gehen dem Verdacht nach, "dass Arbeitsentgelt nicht oder nicht in zutreffender Höhe an die Sozialversicherungsträger gemeldet wurde". Ob und in welchem Ausmaß die Fahnder fündig werden, wird sich erst nach Auswertung der Durchsuchungen zeigen, betont Manger.

    Harte Arbeit zu kleinen Preisen

    Die Klagen von Reinigungskräften über harte Arbeitsbedingungen zu kleinen Preisen in Hotels sind nicht neu. Doch in den letzten Monaten häufen sich Ermittlungen quer durch Europa. Zimmermädchen berichten von Teilzeitstellen, auf denen sie mindestens zehn Stunden pro Tag arbeiten, sechs Tage die Woche, kaum Pausen.

    "In einem Zweierteam mussten wir mindestens 40 Zimmer pro Tag reinigen", berichtete eine Reinigungskraft kürzlich in einem Interview. "Pro Zimmer hatten wir zehn Minuten Zeit, egal, ob es ein Einzelzimmer oder eine große Suite war, egal auch, ob darin Chaos herrschte, oder ob es kaum benutzt war." Dann sei die Vorgesetzte gekommen und habe mit Ultraviolettlicht kontrolliert, ob sauber geputzt war.

    Jeder Zehnte betrog beim Mindestlohn

    Dem stehen besonders niedrige Löhne gegenüber. Gerade der Gastrobereich gehört zu den Branchen, in denen laut einer neuen Erhebung des Bundesarbeitsministeriums "fast 3,4 Millionen Deutsche unter 2000 Euro brutto" verdienen, obwohl sie Vollzeit arbeiten. Bei ausländischen Arbeitskräften ist es manchmal noch weniger. Zudem belegen die jüngsten Zahlen des Zolls: In jedem Zehnten von mehr als 9000 kontrollierten Betrieben wurde der Mindestlohn von aktuell 9,19 Euro pro Stunde unterschritten.

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