Am Freitag hat Oberbürgermeister Sebastian Remelé in der Rathausdiele die Kartografin Liqiu Meng (Technische Universität München) und den Mathematiker Moritz Kerz (Universität Regensburg) mit dem Carus-Preis ausgezeichnet. Die Stadt Schweinfurt vergibt den Preis für herausragende Forschungsleistungen auf dem Gebiet der Naturwissenschaften und Medizin alle zwei Jahre. Dotiert mit 10 000 Euro, geht er seit 1962, also seit genau 50 Jahren, an den oder die Träger der Carus-Medaille der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften. Mit der Koppelung des Preises an die Medaille soll die Verbindung zwischen der heute in Halle ansässigen Akademie Leopoldina und ihrer Gründungsstadt Schweinfurt aufrechterhalten werden.
Remelé erinnerte an die Gründung der Leopoldina 1652 in der Freien Reichsstadt Schweinfurt. Trotz der deutschen Teilung sei die Gesellschaft eine gesamtdeutsche Vereinigung geblieben, die Verbindung nach Halle sei nie abgerissen. Die Stiftung des Carus-Preises war im Jahr der deutschen Teilung erfolgt. Der Entwurf der Medaille stammt vom Bildhauer Ernst Rietschel, dessen Nachkommen auch in Schweinfurt ansässig sind.
Der Leopoldina-Präsident Jörg Hacker wies in seinem Grußwort darauf hin, dass die Akademie die Wissenschaften in Öffentlichkeit und Politik in jüngster Zeit durch bedeutende Stellungnahmen zu gesellschaftlich relevanten Themen wie Präimplantationsdiagnostik und dem demographischen Wandel vertreten habe. Sodann stellte er in seiner Laudatio die beiden Preisträger und deren Forschungsgebiete vor und würdigte deren bisheriges Schaffen „zum Nutzen für die Menschheit“. Die Chinesin Meng hatte in Hannover promoviert und sich in Stockholm habilitiert. Seit 1998 forscht sie an der TU München an Generalisierungsmethoden von Geodaten. Sie ist Mitglied der Helmholtz-Gesellschaft und Leopoldina-Mitglied in der Teilsektion Geografie.
Der Mathematik-Theoretiker Moritz Kerz hat bereits in seinen jungen Jahren bedeutende Forschungsleistungen erbracht und zeichnet sich durch tiefes Verständnis seines Fachs und herausragende Lösungsansätze aus, so die Laudatio.
Liqiu Meng dankte für die Ehrung als „Frau und Ausländerin“ und sah den Preis als „Vorschussleistung“ für ihre weitere Forschung. Mit ihrem Kurzreferat „Kartografie für Jedermann – Jedermann für Kartografie“ erläuterte sie kurzweilig und eingängig die Notwendigkeit ihres Forschungsgebiets, das unter anderem bei der Visualisierung von Daten bei mobilen Kartendiensten wie Navigationssystemen Anwendung finde.
Der „reinste“ Mathematiker Moritz Kerz – so Präsident Hacker – hielt eine Kurzvorlesung mit allem, was dazugehört, über „Höherdimensionale Klassenkörpertheorie“. Ob sein Vorhaben, den Zuhörern „ein klein bisschen Mathematik“ näherzubringen,s gelang, sei dahingestellt. In jedem Falle wirkte jedoch seine Begeisterung für die Mathematik ansteckend. Im Parforceritt gab er einen beeindruckenden Einblick in die Arbeitsweise der „reinen Mathematik“, erzählte von Primzahlen, Quadratzahlen, quadratischer Reziprozität und führte ordnungsgemäß Beweis.
Mit Melodien von Bach und Kreutzer lockerte das Trio grazioso (Susanne Lindner, Jörg Wiedersich und Lorenz Schmidt) das Festprogramm auf. Die Preisträger trugen sich nach dem Festakt in das Goldene Buch der Stadt ein.