„Diese Resonanz haben wir erwartet“, sagte Franz Geus am Donnerstabend in der Rathausdiele. Er ist einer der neun Gründer des neuen Vereins „Mainleite Schweinfurt-Schonungen“, der das Ziel hat, aus der heute weitgehend verbuschten, teils verwahrlosten Mainleite wieder das zu machen, was sie bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg einmal war: Naherholungsgebiet, Kulturlandschaft und Weinbaugebiet.
Rechtsanwalt Geus hat natürlich ein wenig geflunkert. Bestuhlt war nämlich für „nur“ 120 Besucher. Weil weit über 150 Schweinfurter „Interesse an diesem bedeutenden Gebiet haben“, war der Hausmeister gefordert. Dann ging es los. Am Anfang stellte Mitgründer und Gartenbesitzer Thomas Horling eindrucksvoll den Wandel der Mainleite zwischen 791 und heute vor. Dann wurde aufgefordert, Mitglied zu werden, 37 folgten, wählten den neuen Vorstand mit Winzer Jürgen Dahms an der Spitze. „Die Mainleite ist mir ans Herz gewachsen“, sagte er.
Alle weiteren Vorstände sind Gartenbesitzer oder Pächter. Friedel Tellert, auch Mitgründer, wurde wie alle neuen Funktionsträger einstimmig zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Schatzmeister ist Frank Schmierlein, Schriftführer Christof Cramer, die drei Beisitzer sind Thomas Horling, Jutta Greber und Wolfgang Schuck. Franz Geus und Thorsten Weinsdörfer, auch sie Mitgründer, prüfen künftig die Kasse.
Die Mainleite ist 1956 zum Landschaftsschutzgebiet erklärt worden, was bedeutet: Eingriffe in den Gebietscharakter sind verboten. „Das Ergebnis können wir sehen, Verbuschung und Verwaldung des einst freien Geländes“, sagte Moderator Geus. Er stellte klar, dass der Verein keinesfalls die Entstehung eines rechtlich ohnehin nicht möglichen „Wohngebiets vor den Toren der Stadt“ will. Ziel sei, aus den rund 30 Hektar wieder die Perle (Geus) und das Kleinod (Dahms) zu machen, das es einmal war, das Gebiet „aus dem Dornröschenschlaf wecken“, ergänzte Horling.
Wie es einst war, zeigte der Historiker mit Bildern, die vielen unbekannt waren. Die Schweinfurter Weinbaugeschichte reicht über 1000 Jahre zurück, ein Kloster aus dem Weingebiet Elsass (!) bestellte im achten Jahrhundert Wein aus Schweinfurt, schilderte Horling. Er zeigte eine Karte der Mainleite von 1570, man sieht nur Weinberge. In einer Schrift aus Nürnberg von 1757 wird Schweinfurt als wichtiger Weinort genannt. „Die Weinlese war gesellschaftlicher Höhepunkt“, sagte Horling. Der Beweis: Fotos der von der Familie Karl Fichtels gebauten Winzerklause oder der Familie Sattler zur Zeit der Weinernte.
Aber auch für die beiden anderen Ziele, die Naherholung und die Wiederbelebung der Kulturlandschaft, präsentierte er historische Dokumente. Etwa einen Stich von 1826. Zu sehen ist die neu gebaute Mainleiten-Chaussee zwischen Main und Weinbergen, auf der die Menschen promenieren. Oder von der Bismarckhöhe, wo die Schweinfurter beim Sonntagsspaziergang zum Schloss Mainberg Rast machten. 1914 gründete Philipp Tellert, weitläufig verwandt mit Friedel Tellert, einen Weinbauverein. 1800 gab es in Schweinfurt noch 238 Hektar Rebflächen. 100 Jahre später waren es noch 100. In der Industrie wurde mehr Geld verdient. Ein zweiter Grund fürs Abwärts war die Zersplitterung. Weinbau auf kleinen Flächen war nicht mehr rentabel. 1935 setzte die Verbuschung ein, 1950 wurde der Wandel deutlich, Horling bewies auch das mit Bildern. Am Ende zeigte Horling Fotos von den Schäden, die die Wildschweine bis heute anrichten. Sie fühlen sich auf der Mainleite wohl, es tut ihnen ja niemand etwas. Sie reißen Zäune um, graben liebevoll hergerichtete Gärten und Streuobstwiesen um. Er und sein Vater, die ihr Grün auf der Mainleite instandzuhalten versuchen, fühlen sich von den Behörden „alleingelassen“.
Horling nannte die Mainleite ein „Teil der Schweinfurter Identität“. Man könne sie mit bescheidenen Mitteln wieder zur Perle machen, diese Attraktivitätssteigerung könne dazu beitragen, dass der junge Ingenieur, der nach Schweinfurt zur Industrie wechselt nicht in Würzburg oder Bamberg wohnt.
Ein Mitglied zahlt pro Jahr 25 Euro, eine Familienmitgliedschaft kostet 30 Euro. Details sollen bei einer Mitgliederversammlung diskutiert werden, geplant ist eine Podiumsdiskussion.