Wäre Peter Seifert nicht in die Politik gegangen, wäre aus ihm ein ausgezeichneter Detektiv geworden. Dem ehemaligen Bürgermeister der Gemeinde Niederwerrn ist etwas Außergewöhnliches gelungen: Nach 50 Jahren hat Seifert die Abschlussklasse von 1973 der Willhelm-Sattler-Realschule wieder zusammengetrommelt. Damals hieß die Schule noch staatliche Realschule für Knaben und befand sich im Schweinfurter Stadtteil Oberndorf. Auf die Idee zum Klassentreffen kam Seifert bei einem Winterspaziergang.
Knapp zwei Monate brauchte er, um die Schüler der Klasse von 1973 zu finden. Seinen ehemaligen Klassenleiter Klaus Lammerer ausfindig zu machen, war kein Problem. Denn dieser wohnt wie Seifert selbst in Niederwerrn. Doch einige seiner damaligen Schulkollegen aufzuspüren, erwies sich schwieriger als gedacht. Aber Seifert ließ nicht locker. "Ich habe sie alle aufgetrieben", berichtet er stolz.
"Erkennst du mich wieder?"
Dafür hat er Verbände, Vereine und politische Ämter durchgeforstet. Für einen der Schüler hat er sich bei dessen alter Arbeitsstelle umgehört und dort einen wichtigen Tipp bekommen. Der Gesuchte wohnt in Ebern. Seifert fuhr hin und wollte vor Ort nachfragen, ob jemand seinen Mitschüler kennt. Doch in Ebern angekommen fand er nicht als gähnende Leere vor. Niemand war auf der Straße außer einem UPS-Fahrer. Als sich eine Tür nach einer Paketlieferung öffnete, fragte Seifert nach und erhielt den entscheidenden Tipp. Sein ehemaliger Schulkamerad wohne nur wenige Türe weiter. Präpariert mit einem alten Schulfoto ging er kurz entschlossen hin und stand direkt vor seinem Schulkollegen. "Erkennst du mich wieder?", fragte Seifert. Und selbstverständlich erkannte der ihn wieder. Schmunzelnd erzählt Seifert über seine unermüdliche Suche nach den Knaben der 10a.
"Wir haben drei Bürgermeister, einen Jet-Piloten und einen in Fachkreisen weltbekannten Konzert-Gitarristen". Er berichtet, dass alle Schüler ihrer Klasse ihren Weg gemacht haben: "Wir haben einige Koryphäen, die viel im Ausland gearbeitet haben". Für Klaus Lammerer war die 10a die erste Klasse, die er als Klassenleiter betreute. "Wir können uns als Lehrer anstrengen, wie wir wollen, aus unseren Schülern wird doch was", scherzt Lammert und blickt in die Runde, die sich im Biergarten des Gasthauses Handwerk am Kolping Hotel eingefunden hat. Er fügt stolz hinzu: "Wenn man sie so sieht, hier, ist es toll". Damals war Klaus Lammerer Mitte Zwanzig und im zweiten Jahr seines Referendariats. Die damaligen Schulknaben haben seinen Weg maßgeblich mitgeprägt: "Sie sind eigentlich schuld daran, dass ich so viel Spaß an dem Beruf hatte."
"Das müssen wir wieder machen"
"Wir haben etwas zugelegt, aber ansonsten haben wir uns nicht viel verändert", scherzt Seifert über seine damalige Klasse. Fünf der 27 ehemaligen Schüler sind leider bereits verstorben. Zwei waren verhindert, aber alle anderen wollten den Termin nicht verpassen. "Jeder sagt jetzt, das müssen wir wieder machen", so Seifert. Die meisten wohnen in der Region. "In der Klasse gab es einen echten Zusammenhalt". Gern erinnert sich die Truppe an ihre gemeinsame Klassenfahrt zurück. Während die anderen Klassen nach Paris oder London gefahren sind, ist die 10a nach Königsberg in den Hassbergen geradelt. Eine unvergessliche Woche für viele. "Vor allem haben wir dort wild gecampt", erinnert sich Lammert schmunzelnd. "Und schön war's", berichtet Seifert über die gemeinsame und unvergessliche Zeit mit seiner Klasse.
