Zweiter Warnstreik der Beschäftigten in kommunalen Einrichtungen und Kliniken: Zur zentralen Kundgebung in Nürnberg auf den Kornmarkt sind am Dienstagmorgen in 19 Bussen rund 1000 öffentlich Bedienstete der Region aufgebrochen, um für eine deutliche Gehaltssteigerung zu demonstrieren. Die Bevölkerung hat nicht viel davon gespürt, die meisten Dienststellen und auch die betroffenen Kliniken waren ausreichend besetzt.
Am deutlichsten waren die Binnenschiffer vom Ausstand betroffen. Im Zuständigkeitsbereich des Wasser- und Schifffahrtsamtes Schweinfurt – zwischen Viereth und Marktheidenfeld – hätten 90 Prozent der Beschäftigten den Streikaufruf befolgt, sagt der Leiter des Amtes, Heinrich Schoppmann, auf Anfrage. 250 Bedienstete waren demnach im Ausstand. Auswirkung: Schichten in den Leitzentralen, von denen jede für vier Schleusen zuständig ist, seien nicht besetzt gewesen. Am Nachmittag sei nur die Volkacher Zentrale besetzt gewesen, von Schweinfurt bis Gerlachshausen konnte geschleust werden, auf den restlichen Mainabschnitten ruhte der Verkehr. Zwischen 25 und 30 Schiffe seien betroffen gewesen, so Schoppmann. In Schweinfurt lagen einige Kähne an der Mainlände und vor dem Maininsel-Hotel fest.
Gar nichts ging auch im Servicebetrieb Bau und Stadtgrün – bis auf die Müllabfuhr. Die war mit vier Fahrzeugen unterwegs. Vom Bauhof streikten offiziell zwar nur 39 Beschäftigte, so Personalamtsleiter Roland Göb, aber 140 hatten Überstundenabbau beantragt und waren aus diesem Grunde der Arbeit fern. Aus der Stadtverwaltung fehlten etwa acht Bedienstete streikbedingt, die Dienststellen konnten demnach ohne Einschränkung arbeiten.
Bei den Stadtwerken beteiligten sich laut deren Sprecher Jörg Sacher 20 bis 30 Beschäftigte am Streik in Nürnberg, die meisten seien Auszubildende. Die Busse sind aber alle gefahren, weil der Tarifvertrag der Busfahrer erst später verhandelt wird. Dennoch hätten viele Kunden angerufen, weil sie Beeinträchtigungen des Öffentlichen Personennahverkehrs befürchtet hätten.
Auch die kommunalen Kliniken litten unter diesem Warnstreiktag offenbar nicht übermäßig. Vom Orthopädischen und dem Psychiatrischen Krankenhaus Werneck in der Trägerschaft des Bezirks hätten etwa 20 Bedienstete streikbedingt gefehlt, so Personalleiterin Rita Koch auf Anfrage. Einschließlich der Heime seien dort 1100 Personen beschäftigt. Am Schweinfurter Leopoldina-Krankenhaus war laut Geschäftsleiter Adrian Schmuker die Lage ähnlich wie am ersten Streiktag, dem 8. März. Demnach sind rund 100 im Pflegedienst Beschäftigte in Nürnberg statt am Arbeitsplatz gewesen, manche Operationen mussten vorgezogen oder verschoben werden. Auch 31 Angestellte der Sparkasse Schweinfurt zogen für mehr Geld auf den Nürnberger Kornmarkt, so Marketingleiter Thomas Engert – etwa fünf Prozent der 615 Beschäftigten. „Der Betrieb läuft normal“, so Engert.
Wie berichtet, fordert ver.di 6,5 Prozent mehr Geld für die nächsten zwölf Monate. Die Arbeitgeber haben 3,1 Prozent bei einer Laufzeit von zwei Jahren angeboten. Für ver.di eine „Provokation“, weil die Erhöhung von 1,7 Prozent aufs Jahr gerechnet nicht einmal die für 2012 prognostizierte Inflationsrate decke.