(ue) Langschan, Australoup, gestreifter Amrock, Niederrheiner, blau oder birkenfarbig, New Hampshire (goldbraun) und schwarzer Kastilianer: Was sich für den Laien anhört wie ein paar Absacker an der Cocktailbar, gackert in Wirklichkeit wie die Hühnerarten, die sich dahinter verbergen. Aber die Lokalschau des Geflügelzuchtvereins 1912 Schweinfurt hat noch sehr viel mehr zu bieten: Altenglische Zwerg-Kämpfer (!), braune Zwerg-Dresdner, silberlackfarbene Zwerg- Hamburger, rostrebhuhnfarbige Zwerg-Welsumer oder ebenfalls zwergenhafte Yokohama-Hühner. Von blaubronzegeschuppten Cauchois-Tauben, Modena Schietis mit Bronzebinde, Brünner Kröpfern, usbekischen Tümmlern oder gescheckten Siebenburger Doppelkuppigen Tümmlern ganz zu schweigen.
Kein Zweifel: Die Welt der Geflügelzucht, von Ignoranten gern als Nest deutscher Vereinsmeierei beschmutzt, ist in Wahrheit bunt und vielseitig. Vor allem erfordert sie viel Liebe und Aufmerksamkeit für die flatterhaft-sensiblen Zuchtobjekte. 261 gefiederte Freunde tummeln sich in der Sporthalle der Grundschule Dittelbrunn, 18 Tiere von Jungzüchtern sind dabei.
„Ein Bombenvogel“, sagt Helmut Rottenberger ebenso leise wie andächtig. Der Poppenhäuser meint den prachtvoll gefiederten Überflieger unter seinen King-Tauben, der mit stolzgeschwellter Brust, dickem Hals, aristokratischem Blick und edler Farbschattierung in der Voliere sitzt. Höchste Preise hat der ein halbes Jahr alte Täuberich bereits abgeräumt. Die amerikanischen Großtauben mit weißem, schwarzem, gelbem oder andalusierfarbigem Federkleid werden aus länglichen, schmalen Transportkisten in die Ausstellungskäfige gesetzt, wo sie sich erst einmal gurrend an die neue, helle Umgebung gewöhnen.
Rottenberger zeigt auch seine schneeweißen Lockentauben, so benannt nach den schmucken Kringeln auf ihren Schwingen – deren Form Ehefrau Birgit schon mal mit dem Brandeisen auf Vordermann bringt. Der Zuchtaufwand ist enorm, ebenso der Bedarf an Futter. Das steht auch in der Halle säckeweise bereit, die Vögel erhalten außerdem Streu und Wasser in den Käfig. Nur einige Spitzentiere schaffen es bis in die Ausstellungen, der Rest endet als Braten – auch die Schönlinge unter den Geflügelarten sind durchaus schmackhaft. Seit 20 Jahren züchtet Rottenberger, Mitarbeiter einer Spedition nun schon Vögel, die oft nur an der Beringung unterscheidbar sind. Nebenan krähen Hähne, dem einen oder anderen schwillt bereits der Kamm: Nur das Gitter hält solche Hitzköpfe vom sprichwörtlichen Hahnenkampf ab.
Am Ende räumen unter dem strengen Blick des Dittelbrunner Ausstellungsleiters Andreas Weske allerdings andere ab: Jurig Schlünd, Alfred Müller und Klaus Schuster heißen die Vereinsmeister, die mit ihren Hühnern, Zwerghühnern beziehungsweise Tauben auf ersten Plätzen landen. Jugendmeisterin wird Annika Weske mit ihren King-Tauben, auch Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel spendet einen Zucht-Pokal: die Geflügelzucht verleiht eben Flügel.