Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

NIEDERWERRN: Zwischen Bärendreck und Ameiseneiern

NIEDERWERRN

Zwischen Bärendreck und Ameiseneiern

    • |
    • |
    Mit seinem Kolonialwaren-Museum hat sich der Kaufmann Winfried Maul einen Traum erfüllt.
    Mit seinem Kolonialwaren-Museum hat sich der Kaufmann Winfried Maul einen Traum erfüllt.

    „Kolonialwaren weil Deutschland bis zum ersten Weltkrieg noch eigene Kolonien hatte“, erklärt Maul. Wenn er sein kleines Museum im Keller betritt, dann spürt man, dass ihm das Herz aufgeht. Schon seine Großmutter stand hinter der Ladentheke und auch Maul erinnert sich noch gut an die alten Zeiten. Er zeigt auf das oberste Regalbrett eines Eichenschranks und erzählt: „Da kamen drei Buben, der erste wollte für zehn Pfennig Lakritz, dann bin ich da rauf gestiegen und hab' das Glas mit Lakritz geholt, Bärendreck für einen Zehner rausgenommen und das Glas wieder nach oben gestellt. Dann wollte der andere Bub auch für zehn Pfennig Lakritz, also dieselbe Prozedur noch einmal, den dritten Jungen habe ich vorsichtshalber schon gefragt ob er auch für zehn Pfennig Lakritz wollte, aber der schüttelte den Kopf. Als ich wieder alles aufgeräumt hatte, bestellte der dann für fünf Pfennig Lakritz.“

    Seit über 50 Jahren sammelt Maul alles, was zu einem Kolonialwarenladen gehört: Bonbongläser, Essig- und Senffässer, Putzmittel, Kriegswaren, Notgeld, Rabattmarken. Besonders geschichtserhellend sind auch seine Preislisten: So kostete 1920 ein Kilogramm Mehl 39 Pfennige, die Menschen bekamen damals einen Stundenlohn von 93 Pfennigen. Heute kostet ein Kilo Mehl zirka 39 Cent.

    Das Kolonialwarenmuseum bietet viel angewandten Geschichtsunterricht. An der Wand hängt eine Kuhhaut. Auf der wurde angeschrieben, da die Bauern oft erst nach der Ernte ihre Schulden begleichen konnten. Daher noch heute unsere Redensart: „Das geht auf keine Kuhhaut.“ Bei einigen der emaillierten Werbeschilder muss man noch die deutsche Schrift beherrschen, um sie lesen zu können. Ein anderes verbietet das „Ausspucken auf dem Boden“ und wieder ein anderes darf Maul heute außerhalb des Museums nicht mehr aufhängen: Es ist das Werbeschild einer Brauerei auf dem aufgefordert wird: „Kinder sauft, die Brauerei braucht leere Fässer!“

    An der gegenüberliegenden Wand zeigen Registrierkassen und Waagen die rasante Entwicklung vom Tante-Emma-Laden zum modernen Supermarkt. „Ich sammle wie verrückt“, beschreibt Maul seine Leidenschaft. Den Grundstein zu seinem Museum legte er Anfang der 90er Jahre. Damals fand er bei einem Antiquitäten-Händler einen massiven Eichenschrank, über zwei Meter hoch und fünf Meter breit, samt Ladentheke aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Mit diesem guten Stück eröffnete er 1992 erstmals sein Museum. Jetzt werden die alten Schubfächer im Schrank wieder orginalgetreu gefüllt. Da liegen Ingwer, Asphalt, Ameiseneier, Beize braun, Birnenschnitz und Colophon friedlich nebeneinander.

    Früher, wenn man in einen Laden kam, dann habe es da nach allem Möglichen gerochen, erinnert sich Maul, und ein bisschen von diesem Flair will er auch in seinem Museum wiederbeleben. Nur eines bereitet dem Sammler Kopfzerbrechen, er hat noch drei Räume mit Utensilien, die er nicht ausstellen kann, weil ihm der Platz fehlt. Endlich geeignete Räume für sein Kolonialwarenmuseum, das ist sein nächster Traum.

    Fahrräder, Kirchenschätze, Bauerliche Gerätschaften: In den Museen im Landkreis gibt es alles mögliche zu entdecken. Am Sonntag, 17. Mai, ist Internationaler Museumstag. Zum diesem Anlass stellen wir im Rahmen einer Serie die Museen in der Gegend vor, die an diesem Tag geöffnet sind.

    Das Kolonialwarenmuseum liegt in der Flemingstraße 4 in Niederwerrn. Winfried Maul bietet auch Führungen an.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden