Der Begriff "Nachsommer" steht laut Wikipedia für eine Periode mit mild-sommerlichen Wetter im späten Sommer oder frühen Herbst. In und um Schweinfurt steht "Nachsommer" aber vor allem für eine traditionelle Konzertreihe. Seit Freitag ist der mittlerweile 24. Schweinfurter Nachsommer eröffnet. Die Band "Botticelli Baby" eröffnete die Eventreihe, die insgesamt sechs Veranstaltungen umfasst. Veranstaltungsort ist jeweils das Fresenius Medical Care Forum im Schweinfurter Hafen.
Es standen sieben Männer auf der Bühne. Die Blicke der Schweinfurter und Schweinfurterinnen galten dann aber wohl meist dem charismatischen Frontmann der Band "Botticelli Baby", Marlon Bösherz, der irgendwas schwer Greifbares zwischen David Bowie und Helge Schneider verkörpert. Vor zwölf Jahren wurde die Band in Essen, im Herzen des Ruhrpotts, gegründet, mittlerweile ist sie auf den Bühnen in ganz Europa unterwegs.
Ohne Duftbaum im Ford Transit ging es Stunden über die Autobahn bis nach Schweinfurt. Dort wartete dann ein nicht mal halbgefüllter Saal auf die Musiker, die dennoch eine leidenschaftliche Performance hinlegten. Kurz vor der Pause präsentierte Schlagzeuger Tom Hellenthal ein fast ekstatisch wirkendes Solo. Der Rest seiner Band nutzte die Zeit, um sich Bier oder Rotwein aus dem Backstage zu holen. "Botticelli Baby" zeigten eindrucksvoll, wie sich Detailverliebtheit und Leichtigkeit kombinieren lassen.

Vor knapp einem Jahr veröffentliche das Septett "Boah", das fünfte Album. Die meisten in Schweinfurt gespielten Songs entstammten dem 25-minütigen Tonträger. Wie "Digge Digge Dig", eine herrlich jazzige Nummer mit Rock 'n' Roll-Einschlag. So vielseitig sich Sänger und Kontrabassist Bösherz gesanglich zeigte, mal auf Englisch, mal auf Französisch, war auch die Stilmixtur der Band, die zwischen Folk, Blues, Funk, Pop und Balkan angesiedelt ist.
"Mein Ziel ist es, dass die Leute hinterher nicht wissen, wo oben und unten ist", sagte Bösherz mal in einem Interview. Der Plan ging in Schweinfurt vielleicht nicht ganz auf. Das Konzert hätte mehr Zuschauer verdient gehabt. Diejenigen, die kamen, erlebten einen dennoch stimmungsvollen Auftakt des Nachsommers. Nach einer Zugabe war dann Schluss. Tipps für den richtigen Duftbaum nahm Bösherz übrigens nach dem Konzert entgegen. Schließlich ging es für "Botticelli Baby" am nächsten Tag schon weiter in Richtung des südhessischen Städtchens Lorch.