Besucher kommen, legen ihre Hostie für die Eucharistie ein und entzünden eine dünne, lange Kerze, die sie vor den großen Kerzen in eine der vier Sandschalen stecken.
Die Sepultur füllt sich mit bis zu 200 Menschen. Auf den Treppenstufen gibt es Sitzkissen. Wer knapp kommt, findet einen Stehplatz. Stille.
Die Musik beginnt mit improvisiertem Jazz. Meist Saxophon, Orgel, Kontrabass, gelegentlich mit Stimme. Oft sind es zwei Musiker, die den Gottesdienst begleiten. Der Priester tritt zum Altar und beginnt die Heilige Messe.
Bei der Besinnung zum Ankommen: Stille.
Nach dem Verkünden des Evangeliums: Stille.
Auf die Predigt folgt die Eucharistiefeier. Mit Stille.
Die Gemeinde singt einige wenige Lieder, alle haben Zeit zum persönlichen Gebet.
Jung und Alt, Singles und Familien, Überzeugte und Suchende, Einzelne und Pärchen, Studenten und Pensionäre, Würzburger und ihre Gäste finden sich hier.
Die Moonlight Mass mit Jazz begann im Oktober 1999, damals noch in der Michaelskirche. Doch schon bald kam es zum Umzug in die Sepultur. Die Anfänge waren sehr klein: 15 bis 25 Menschen nahmen teil. Es sprach sich aber herum, dass da eine Messe war, die andere Schwerpunkte hatte als sonst. Stille, Zeit zum eigenen Beten, Kerzenlicht, Jazz, Kommunion unter beiderlei Gestalten – und: zu einem außergewöhnlichen Zeitpunkt, nämlich am Sonntag spätabends. Für viele passt es, das Wochenende abzuschließen mit einer Eucharistiefeier.
Gegründet wurde die Moonlight Mass von Jesuitenpater Lutz Müller, dem damaligen Pfarrer der Katholischen Hochschule-Gemeinde. Mit im Team waren Mitbruder Johann Spermann, der spätere KHG-Pfarrer, und der Redemptoristenpater Johannes Römelt. Diese Initiative ging von Ordensleuten aus, die einerseits einen Akzent mit einem meditativen Gottesdienst setzen wollten, andererseits den ehemaligen Studierenden der KHG eine Einladung unterbreiten wollten.
Die Musiker sind Studierende und Absolventen der Hochschule für Musik. Sie begeistern sich daran, dass sie im sakralen Raum spielen können. Die Moonlight Mass ist auch eine Chance zum Experiment und zur Improvisation. Wie die Zelebranten ein Team bilden, so gibt es auch mehrere Musikergruppen.
Eine weitere tragende Säule sind die Mesner. Es sind Frauen und Männer, die zu den Besuchern der Moonlight Mass dazu gehören und gratis die vielen Dienste verrichten, die dazu gehören. Das Herrichten des Raums mit seinen großen und kleinen Kerzen, den Hockern, der Vorbereitung des Altars, der Pflege von Kerzen und Boden in der Sepultur, das Aufräumen nach der Messe sind zahlreiche zeitintensive Tätigkeiten, die rund um die Moonlight Mass anfallen.
Die Moonlight Mass hätte nicht leben können ohne ihre Besucher und Mitfeiernden. Sie hätte nicht überlebt ohne die finanzielle Unterstützung der Teilnehmer. Da die Moonlight Mass eine freie Feier ist ohne eine (pfarrliche) Institution im Hintergrund, ist sie angewiesen auf Spende, um die Kosten für Musiker und Kerzen abzudecken.
Heute besteht das Team der Priester aus dem Hochschulpfarrer Burkhard Hose, Domvikar Paul Weismantel, Augustinerpater Jochen Wawerek und Jesuitenpater Lutz Müller. Angegliedert ist die Moonlight Mass inzwischen an die Katholische Akademikerseelsorge in der Diözese.
Den 10. Geburtstag begeht die Moonlight Mass am Sonntag, 4. Oktober, 21 Uhr, in der Sepultur des Domes. Anschließend wird auf den Geburtstag mit allen Anwesenden angestoßen. Der neue Akademikerseelsorger Diplom-Theologe Michael Ottl wird vorgestellt.