Sie ist gesund und aufgeschlossen – am Donnerstag, 3. März, feiert Maria Tietze ihren 100. Geburtstag. „Sie sehen 25 Jahre jünger aus“, lobt Gemeindeschwester Romanita das Geburtstagskind. „Wie, nur 25?“, kam es prompt aus dem Mund der Jubilarin.
Mit ihrem Humor und ihren Scherzen nimmt Maria Tietze voll am gemeindlichen Leben teil. Und trotz aller Nackenschläge die ihr das Leben mitgegeben hat, etwas hat sie nie verloren: ihren Humor und ihre positive Denkweise. Das sind die Hauptfaktoren, sagt sie, warum sie überhaupt so alt geworden ist.
Was haben sie gemacht, dass sie die 100 Jahre geschafft haben, wollte Schwester Romanita beim Empfang in ihrer Wohnung wissen. „Ich habe immer nur gelacht“, erklärte das 8. von 15 Kindern seinen unbändigen Lebensmut.
Ihre Jugendzeit hat Maria Tietze sehr geprägt, genoss sie doch eine hervorragende Ausbildung im Lyzeum in Oppeln (Oberschlesien), „dem einzigen damals, das in der Nähe war“. Danach arbeitete sie als Prokuristin in der Briefumschlagfabrik ihrer Großeltern, der einzigen in weitem Umkreis, bis zur Vertreibung aus der Heimat gegen Ende des 2. Weltkrieges. „Damals waren die Weltmächte blöd, die Menschen einfach in zwei Hälften zu teilen“.
Die Nachkriegswirren verschlagen sie nach München, wo sie mit ihrem Mann, der als Professor an der Universität lehrt, bis zu dessen Pensionierung bleibt. Danach zieht es sie Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts zur Tochter nach Kleinrinderfeld, wo sie heute noch glücklich lebt.
In der Schule lernte sie damals die französische Sprache lieben und auch heute noch singt sie französische Lieder oder unterhält sich mit frankophilen Personen sehr gerne. Daneben beherrscht sie Englisch und Polnisch. Im Seniorenleben ihrer neuen Heimatgemeinde, in der sie inzwischen mehr Lebenszeit verbracht hat als in ihrer ursprünglichen Heimat, ist sie eine absolute Bereicherung. Tietze versorgt sich größtenteils noch selbst, doch wenn es zu viel wird, stehen ihre Tochter Mia und ihr Sohn Michael bereit, die Mutter zu unterstützen. „Sie sehen so fit aus, da schaffen Sie auch noch die 105 Jahre“, so der stellvertretende Landrat Armin Amrehn. „Damit wären Sie die älteste Bewohnerin im Landkreis“, fuhr er fort.
Wer die Jubilarin sieht, kann sich das sehr gut vorstellen. Und „ich habe noch alle meine Zähne“, berichtet sie voller Stolz, bevor sie fragt, was es heute denn zu Mittag gebe. Essen ist eine Leidenschaft von Maria Tietze, der sie ausgiebig frönt. Und: „Ein Leben ohne Glauben kann ich mir nicht vorstellen“, sagt sie auch in Anwesenheit von Pfarrer Zacharias Nitunga und Bürgermeisterin Eva Maria Linsenbreder, die die Glückwünsche der Gemeinde überbrachte. Tietze ist übrigens das letzte noch lebende Kind ihrer Eltern, eine ältere Schwester starb im letzten Jahr.