Seit 120 Jahren unterstützt der Obst- und Gartenbauverein das Gemeindeleben in Gerbrunn und bringt Menschen zusammen, die sich für Natur, Gartenarbeit und Gemeinschaft engagieren. Was den Verein so besonders macht und worauf die Mitglieder besonders stolz sind.
Gerbrunn hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Während früher die Zwetschgenbäume die Ortlandschaft dominierten, ist das fränkische Dorf heute vor allem ein Wohnort für Neubürger, wie Reinhard Kies berichtet. Neben seiner Funktion als Vereinsmitglied ist er zweiter Bürgermeister der Gemeinde. Laut Kies haben allerdings viele der zugezogenen Bewohnerinnen und Bewohnererr wenig Bindung zur Gemeinde. Hier setzt der Obst- und Gartenbauverein an: Er möchte ein Gemeinschaftsgefühl schaffen, das alteingesessene Gerbrunner und Neubürger verbindet. Mit über 560 Mitgliedern bei 7200 Einwohnern wächst der Obst- und Gartenbauverein stetig: In den letzten fünf Jahren konnte er seine Mitgliederzahl mehr als verdoppeln – von ursprünglich 200 auf heute über 560. "Unser Ziel ist es, etwa zehn Prozent der Bevölkerung als Mitglieder zu gewinnen", erzählt Alfred Engert, der erster Vorsitzender und seit acht Jahren Vereinsmitglied ist.
Studierende können sich Punkte anrechnen lassen
Für die Mitgliedergewinnung geht der Verein auch mal kreative Wege, wie ein kürzlich gestartetes Projekt in Kooperation mit der Universität Würzburg zeigt: Studierende, die sich ehrenamtlich engagieren, können sich dafür Leistungspunkte für ihr Studium anrechnen lassen – ein innovativer Ansatz, um die Bindung zur Gemeinde zu stärken und das Engagement für die Natur zu fördern.
Besonders stolz ist der Verein auf seine Jugendarbeit. Die Kindergruppe, liebevoll "Hortus Pfiffikus" genannt, trifft sich wöchentlich zum Basteln und Gärtnern. Dabei lernen die Kinder, wie man beispielsweise Kartoffeln pflanzt. Ein Highlight für Engert ist das jährliche Apfelpressen, bei dem rund 250 Liter Saft aus selbst geernteten Äpfeln entstehen. "Selbst gepresst schmeckt er viel besser als gekauft", ergänzt Kies. Mit diesen Aktivitäten möchte der Verein früh das Interesse an der Natur wecken und das Gemeinschaftsgefühl fördern – ein Anliegen, das sich durch alle Altersgruppen des Vereins zieht.
Interesse an Gartenthemen kein zwingendes Kriterium
Auch Erwachsene sind in Kursen willkommen – von Schnittkursen bis zu monatlichen "Querbeet"-Treffen, bei denen Interessierte über Gartenthemen fachsimpeln und sich austauschen können. Wichtig ist dem Verein, dass jede und jeder bei diesen Veranstaltungen dabei sein kann und nicht zwingend Mitglied des Vereins sein muss. Gleichzeitig sei das Interesse an Gartenthemen kein zwingendes Kriterium für eine Mitgliedschaft, wie Kies einwirft, da auch er, laut eigener Aussage, nicht den grünsten Daumen hat.
Für die Zukunft wünscht sich Alfred Engert vor allem eines: "Den Klimawandel gut über die Bühne zu bringen." Der Verein steht in den nächsten Jahren vor der Herausforderung, seine Naturflächen an veränderte klimatische Bedingungen anzupassen. Dabei spielt die Offenheit für Neues eine große Rolle: Ob klimaresistente Pflanzen, Kooperationen mit Hochschulen oder andere kreative Vereinsformate – der Obst- und Gartenbauverein Gerbrunn zeigt, wie sich Tradition und Innovation im Sinne der Gemeinschaft verbinden lassen. Aktuell sucht der Verein vor allem Ehrenamtliche für das Projekt Streuobstbänke.