Die Kreisstraße WÜ3 von Güntersleben nach Veitshöchheim ist für viele Bewohner im nördlichen Landkreis die wichtigste Verkehrsverbindung zur Bundesstraße 27 und nach Würzburg. Von März bis Dezember 2020 soll sie komplett gesperrt werden. Dagegen formiert sich Widerstand. Mit einer Internet-Petition an Landrat Eberhard Nuß wollen Bürger die komplette Straßensperrung verhindern. 1300 haben innerhalb weniger Tage unterzeichnet.
Straße wird erneuert und verbreitert
Das Straßenbauamt des Landkreises plant, die Asphaltschicht der Kreisstraße zwischen dem Kreisverkehr am Geisbergbad und Gadheim zu erneuern. Dabei soll auch der Oberbau verstärkt und frostsicher ausgeführt werden. Die Fahrbahn befinde sich in einem "sehr instandsetzungsbedürftigen Zustand".

Außerdem sei der Unterbau der Fahrbahn für die herrschende Verkehrsbelastungen zu gering dimensioniert. Um die Tragfähigkeit zu erhöhen, müsse der Straßenkörper zurückgebaut werden. Die Fahrbahn soll deutlich breiter werden: Statt wie bisher sechs Metern wird sie durchgängig auf 6,50 Meter verbreitert. In einer aktuellen Verkehrszählung kommt das Straßenbauamt auf eine tägliche Verkehrsbelastung von 6685 Fahrzeugen, darunter 324 Lkws.
"Die Sperrung schneidet uns als Autofahrer weitgehend von unseren alltäglichen Wegen"
Christian Storath, Initiator der Petition
"Die Sperrung schneidet uns als Autofahrer weitgehend von unseren alltäglichen Wegen ab und zwingt uns dazu, einen großen Umweg über Rimpar in Kauf zunehmen", erklärt der Initiator Christian Storath aus Güntersleben. Er kritisiert, dass die Umleitung über Rimpar und Versbach oder alternativ die B19 erheblich weiter ist. Auch befürchtet er, dass viele nicht die offizielle Umleitung wählen, sondern in Güntersleben über die schmale Thüngersheimer Straße ausweichen. Er hält dies den ohnehin schon lärmgeplagten Anwohnern vor allem auch in Rimpar gegenüber für "unzumutbar".
Bürger ärgern sich
Viele der Unterzeichner der Petition haben im Internet ihre Ablehnung in Kommentaren erläutert. Eine Autofahrerin spricht von einem "Schildbürgerstrich". Zum einen seien Kreisstraßen für den Verkehr so wichtig, dass innerorts 30er Zonen kaum genehmigt würden, andererseits sei es möglich, die Straße ersatzlos zu sperren.
Ein körperlich Behinderter hat Schwierigkeiten seinen Arbeitsplatz und Therapie rechtzeitig zu erreichen. Ein Mann nutzt seine Mittagspause, um die pflegebedürftige Mutter zu kümmern und befürchtet, dass ihm dann die Zeit dazu fehlt. Andere verweisen auf den höheren CO2-Ausstoß, der dem Klima schade. Handwerker und Geschäftsinhaber wiederum befürchten deutliche Einbußen.
Ein Bauingenieur aus Güntersleben hat eine Alternative entwickelt
Während für den Individualverkehr weiträumige Umleitungen vorgesehen sind, sollen für die Linienbusse Flurwege so befestigt werden, dass sie weiterhin direkt pendeln können. Der Vorschlag einiger Bürger, diese auch für den Autoverkehr zu nutzen, ist laut Straßenbauamt nicht möglich. Hierfür seien die Flurwege nicht ausgelegt. Auch eine halbseitige Straßensperrung komme nicht in Frage. Damit wäre "eine wesentliche Verlängerung der Bauzeit" verbunden, heißt es aus dem Amt. Zudem würden damit die Bauarbeiter unnötig gefährdet.
Ein junger Bauingenieur aus Güntersleben hat eine andere Idee: Er hat ein Plan ausgearbeitet, der die zwei Kilometer lange Strecke in drei Bauabschnitte unterteilt. So könnte die Bauzeit von zehn auf vier Monate verkürzt werden.
Bürgermeister von Rimpar und Güntersleben wollen Sperrung verkürzen
Der Plan ist einer Stellungnahme der Gemeinde Güntersleben beigefügt, die an den Landrat, das Straßenbauamt und die Kreistagsfraktionen verschickt wurde. Auch Rimpar hat sich angeschlossen. Bürgermeister Burkart Losert befürchtet, dass der ohnehin stark belastete Verkehrsknoten am Marktplatz nicht in der Lage ist, den zusätzlichen Ausweichverkehr aufzunehmen.
"Wir haben Verständnis dafür, dass der Landkreis seine Straßen instand halten muss", stellt Günterslebens Bürgermeisterin Klara Schömig fest. Eine zehnmonatige Sperrung sei jedoch "völlig unakzeptabel". Sie hofft nun, dass der Landkreis sich "ernsthaft" mit dem Vorschlag zur Verkürzung der Bauzeit befasst.
Neben Ausbau und Sanierung der Kreisstraße sind auch in Gadheim umfangreiche Arbeiten vorgesehen. Hier sollen Fahrbahnteiler an den Ortseinfahrten entstehen, die Ampel und die Bushaltestelle werden verlegt. Zudem erneuert die Gemeinde Veitshöchheim die Gehwege und Bordsteine. An der Abzweigung nach Oberdürrbach soll ein Kreisverkehr entstehen. Die Kosten belaufen sich auf knapp vier Millionen Euro. Davon übernimmt Veitshöchheim knapp 500 000 Euro.