Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: 17. Juni 1953: Rachefeldzug gegen demonstrierende Arbeiter

WÜRZBURG

17. Juni 1953: Rachefeldzug gegen demonstrierende Arbeiter

    • |
    • |
    Tagung über den 17. Juni 1953: Unser Bild zeigt (von links) Prof. Dr. Manfred Wilke, Dr. Stefan Wolle, Prof. Dr. Julia Obertreis, Tobias Pohl, Michael Meinicke und Dr. Jörg B. Bilke.
    Tagung über den 17. Juni 1953: Unser Bild zeigt (von links) Prof. Dr. Manfred Wilke, Dr. Stefan Wolle, Prof. Dr. Julia Obertreis, Tobias Pohl, Michael Meinicke und Dr. Jörg B. Bilke. Foto: Foto: Maximilian Göß

    War der Aufstand in der DDR am 17. Juni 1953 von vornherein zum Scheitern verurteilt? Diese Frage stellte Stephan Hilsberg aus Berlin bei der Tagung „Der 17. Juni 1953 als Teil der Erinnerungskultur unserer Gesellschaft“, die der Würzburger Verein „Aufarbeitung der Geschichte der DDR“ in der Universität organisierte. Als Antwort gab er zu bedenken, dass immerhin 500 000 Sowjetsoldaten im Land stationiert waren; der Kalte Krieg zwischen den Blöcken hätte ohnehin jede Wiedervereinigung ausgeschlossen.

    Am 17. Juni 1953 erlebte die noch junge DDR ihre erste große Erschütterung: Ein Streik der Bauarbeiter in der Ost-Berliner Stalinallee wächst sich zum landesweiten Arbeiteraufstand aus. Die DDR-Führung ist hilflos und lässt den Protest schließlich von sowjetischen Truppen niederschlagen. Um ein Kriegsrisiko zu vermeiden, greifen die Westmächte nicht ein.

    Die Vorträge und die beiden Podiumsdiskussionen rund um den 17. Juni boten den Teilnehmern der Tagung, die von Studienrat Tobias Pohl vom Verein „Aufarbeitung der Geschichte der DDR“ geleitet wurde, viele neue Einsichten.

    Der Aufstand hatte auch für die Bevölkerung schwere Folgen: Massenverhaftungen, Erschießungen und eine gewaltige Zunahme der Fluchtbewegung ins westliche Ausland. In ihrem Buch „Der 17. Juni 1953 in Sachsen“ berichtet die Leipziger Historikerin Heidi Roth von „öffentlicher Diffamierung“ der Verurteilten, die zu Verbrechern erklärt wurden. Der Dresdner Historiker Günther Heydemann sprach von einem „Rachefeldzug“ gegen die Aufständischen, schreiben die Veranstalter der Tagung.

    Kaltes Verwaltungsdatum

    Eckhard Jesse aus Chemnitz, der sich auf das Terrain des Diktaturvergleichs wagte, stellte die Frage, ob es richtig war, 1990 den Feiertag 17. Juni abzuschaffen und dafür das „kalte Verwaltungsdatum“ 3. Oktober einzusetzen: Der Mauerfall 1989 und seine Folgen seien die Erfüllung der Forderungen von 1953 gewesen.

    Der DDR-Experte und Berliner Soziologe Manfred Wilke, der einst den „Forschungsverband SED-Staat“ gegründet hatte, konnte aus jahrzehntelangem Umgang mit der DDR-Geschichte schöpfen. In seinem Vortrag berichtete er, dass die Kreml-Führung in Moskau nach dem Aufstand unter anderem die Reparationen für die Kriegsschäden aufgehoben habe, um den wirtschaftlichen Aufschwung zu ermöglichen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden