Der Vorfall ereignete sich vor der Diskothek Boot in Würzburg. Drei Männer hatten sich am Türsteher vorbei in die Diskothek schleichen wollen. Der merkte das und zeigte den Männern die Rote Karte. Das Ganze hatten einige Jugendliche aus Ochsenfurt beobachtet. Yannick, Robert, Simon und Evrim mischten sich mit dem Hinweis ein, dass man erst einen Stempel braucht um hineinzukommen.
Was dann passiert ist, berichtet der 18-jährige Evrim ein paar Tage später. Sein Gesicht zeigt die Spuren dieser Nacht: Blutergüsse, ein Pflaster. Wenn er spricht sieht man, dass ihm zwei Zähne fehlen. Zunächst hatten die fremden Männer die Jugendlichen nur angepöbelt und beleidigt. „Du kannst ja noch nicht mal Schweine fressen“ musste sich Evrim anhören. Und Simon D., der Aramäer ist, wurde mit „Scheiß-Türke“ beschimpft.
Dann griffen die Männer Yannick W. an. Sie schlugen ihn auf den Kopf. Er ging sofort zu Boden und verlor das Bewusstsein. Kann sich auch an das ganze Geschehen nicht mehr erinnern. Der 18-jährige Evrim Köse wollte seinem bewusstlos am Boden liegenden Freund zu Hilfe kommen. Als er sich hinkniete um nach Yannick zu sehen, schlugen die Männer zu, erzählt er. Auch als Evrim schon am Boden lag wurde er weiter mit Schlägen und Fußtritten bearbeitet, verlor das Bewusstsein.
Bis die Polizei eintraf war Yannick wieder aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht. Seine Freunde brachten ihn zur Sicherheit mit einem Taxi in die Klinik. Die konnte er aber noch in der Nacht wieder verlassen.
Evrim Köse erging es schlechter. Ein Rettungswagen brachte ihn ins Juliusspital, wo er sofort ärztlich versorgt wurde. Der junge Mann ist übersät mit blauen Flecken und hat drei Platzwunden. Zwei Zähne fehlen ihm und es besteht der Verdacht, dass sein Kiefer gebrochen ist. Das muss nächste Woche in der Zahnklinik in Würzburg überprüft werden. Nach vier Tagen stationärer Behandlung wurde er wieder nach Hause entlassen, ist jedoch noch mehrere Tage krankgeschrieben. „Das passt jetzt gar nicht, wo wir doch zur Zeit wichtige Klausuren schreiben“, sagt Evrim, der die 12. Klasse des Marktbreiter Gymnasiums besucht.
Yannicks Mutter ist auch jetzt noch geschockt über die Situation, die ihr Sohn durchlebt hat. Sie stellt sich vor, was ihrem Sohn passiert wäre, wenn Evrim nicht so viel Courage gezeigt hätte. Und Evrim versteht nicht, dass keiner der fünfzehn bis zwanzig Menschen, die den Vorfall beobachtet haben, eingeschritten ist.
Ob er selbst nach dieser Erfahrung wieder so handeln würde? Er ist sich nicht ganz sicher: „Das hängt von der Situation ab. Und davon, um wen es geht. Doch wenn ein guter Freund von mir hilflos am Boden liegt, würde ich wieder helfen. Auch nach dieser negativen Erfahrung.“