Nicht nur künstlerisch machte Gabriele Münter auf sich aufmerksam. Für Furore sorgte damals ihre langjährige Beziehung zu dem seinerzeit noch verheirateten Maler Wassily Kandinsky. Die Wege der beiden kreuzten sich 1902, als Gabriele Münter in der Kunstschule die Malklasse Kandinskys besuchte, wo sie eine seiner ersten Schülerinnen war. 1903 fuhr Kandinsky mit seiner Klasse zu einem Malaufenthalt nach Kallmünz, wo es zwischen den beiden funkte, wie Museumsleiterin Marlene Lauter erklärt.
Man erzählt sich, dass Kandinsky seine Schüler an verschiedene Plätze in der Umgebung schickte, wo er sie dann nach und nach mit seinem Fahrrad aufsuchte und mit ihnen ihre Arbeiten besprach. Für eine Frau in der damaligen Zeit ungewöhnlich, besaß auch Gabriele Münter, die eine sehr moderne, unabhängige Frau war, ebenfalls ein Fahrrad. Bei den gemeinsamen Radtouren mit Kandinsky sind sich die beiden dann wohl näher gekommen.
Noch während des Malaufenthalts in Kallmünz verlobten sich Münter und Kandinsky. Und obwohl Kandinsky bis 1911 noch verheiratet war, lebten beide offen zusammen, was damals in ihrem Umfeld, gelinde gesagt, für Irritationen sorgte. Und wenngleich ihre Beziehung bis 1914 dauerte, war sie keineswegs von reibungsloser Harmonie geprägt.
Gemeinsame Reisen
Immerhin unternahmen die beiden mehrere gemeinsame Reisen nach Tunesien, Italien, Frankreich oder die Niederlande. Einige dieser Reiseziele hat Münter in Druckgrafiken festgehalten, die in er Ausstellung im Kulturspeicher zu sehen sind.
Während ihrer Reisen kamen Kandinsky und Münter im Jahr 1903 auch nach Franken. Der Verfasser ihrer ersten Biografie und ihr späterer Lebensgefährte Johannes Eichner vermerkt in ihrem Lebenslauf, dass Münter und Kandinsky am 3. und 4. November in Würzburg waren, ehe sie am 5. November nach Rothenburg weiterreisten. Nähere Einzelheiten über diesen Aufenthalt sind jedoch nicht bekannt.
1909 kaufte Münter jenes legendäre Haus in Murnau am Staffelsee, wo sie gemeinsam mit Kandinsky lebte. Nach Beginn des Ersten Weltkriegs flohen beide gemeinsam in die Schweiz. Dort sah man Kandinsky als feindlichen Ausländer und er kehrte nach Russland zurück. Gabriele Münter lebte dann von 1915 bis 1920 in Skandinavien. Dort traf sie 1916 in Stockholm ein letztes Mal mit Kandinsky zusammen. Danach verweigerte dieser jeden Kontakt mit ihr. Ab 1920 lebte Münter abwechselnd in Köln, München und Murnau.
Die gescheiterte Beziehung mit Kandinsky muss sie schwer getroffen haben, denn danach stellte sie wegen Depressionen vorübergehend das Malen ein. Auch auf den ausgestellten Druckgrafiken im Kulturspeicher lässt sich dies nachvollziehen. Die Grafiken aus jener Zeit lassen jegliche Kraft vermissen, wirken zitterig und blass. Erst in späteren Jahren fand die Künstlerin dann wieder annähernd zu ihrer ursprünglichen Ausdruckskraft zurück.
Am Sonntag, 8. Februar, 17 Uhr, findet im Kulturspeicher eine szenische Lesung unter dem Motto „Die Farben einer Liebe“ aus dem Briefwechsel von Münter und Kandinsky statt. Es lesen die Münchner Schauspieler Jovita Dermota und Jochen Striebeck.
Die Ausstellung „Zwischen Paris und Murnau – Druckgrafik von Gabriele Münter“ ist noch bis 1. März im Kulturspeicher zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag 13 bis 18 Uhr; Mittwoch, Freitag, Samstag, Sonntag 11 bis 18 Uhr; Donnerstag 11 bis 19 Uhr.